Millionen reisen jetzt gen Süden
08.10.2021 NaturZahllose Vögel ziehen derzeit fast unbeachtet über Europa, um in wärmere Gefilde zu gelangen. Am Wochenende vom 2. und 3. Oktober wurden sie auf ihrer Reise gezählt – auch in der Region.
Nur ein Pfiff verrät, dass da ein Trupp Heidelerchen über die Köpfe fliegt. ...
Zahllose Vögel ziehen derzeit fast unbeachtet über Europa, um in wärmere Gefilde zu gelangen. Am Wochenende vom 2. und 3. Oktober wurden sie auf ihrer Reise gezählt – auch in der Region.
Nur ein Pfiff verrät, dass da ein Trupp Heidelerchen über die Köpfe fliegt. Etwas besser zu bestimmen sind die Ringeltauben, die in grossen Schwärmen übers Land ziehen. Weit oben am Himmel segeln Bussarde und Störche nach Süden.
Am vergangenen Wochenende blieben die kleinen und grossen Weltenbummler für einmal nicht unbeachtet, denn es fanden die internationalen Zugvogeltage EuroBirdwatch von BirdLife statt. In 41 europäischen und zentralasiatischen Ländern wurden sie von rund 28 000 Personen beobachtet und gezählt. Über 7 Millionen Vögel konnten notiert werden.
Zu viel Wind für kleine Flieger
Auch in der Schweiz standen die Zugvögel an diesem Wochenende im Fokus. Zu den Stars unter ihnen zählen hierzulande natürlich die Stare mit ihren faszinierenden Flugformationen am Himmel. Sie und viele weitere Arten wurden von rund 3500 Interessierten beobachtet, die einen der 53 Birdwatch-Stände im ganzen Land besucht hatten. Den Rekord stellte dieses Jahr die Ringeltaube mit über 90 000 Individuen auf; ebenfalls gut vertreten waren der Buchfink mit rund 30 000 und die Rauchschwalbe mit beinahe 6000 Individuen.
An einigen Orten wurde starker Südwind registriert; dadurch waren weniger Kleinvögel unterwegs, die besseres Zugwetter abwarten. Insgesamt zogen mit 166 828 gesichteten Vögeln dennoch sehr viele gefiederte Reisende übers Land. Darunter waren auch einige Seltenheiten mit illustren Namen, so etwa Kiebitzregenpfeifer, Rotkehlpieper, Fischadler und Beutelmeisen.
Viele Tiere erreichen ihr Ziel nicht
Der EuroBirdwatch von BirdLife fand dieses Jahr bereits zum 28. Mal statt. Die Schweizer Beobachtungsstände wurden von den BirdLife-Sektionen wiederum an besonders günstigen Orten wie etwa auf Pässen oder an Seen errichtet, an denen der Vogelzug sehr gut live erlebt oder rastende Vögel und erste Wintergäste beobachtet werden konnten. Daneben gab es weitere Attraktionen wie Wettbewerbe oder Postenläufe für Klein und Gross.
BirdLife möchte mit dem Grossanlass neben der Faszination für den Vogelzug auch das Bewusstsein um die Gefahren stärken, die den Vögeln auf ihrem Weg ins Winterquartier begegnen. Gemäss einem wissenschaftlichen Bericht von BirdLife International werden im Mittelmeerraum jährlich rund 25 Millionen Zugvögel illegal getötet. Daneben erschweren Trockenlegungen von Feuchtgebieten, Stromleitungen, Windenergieanlagen und starke Nachtbeleuchtung den Vögeln die Reise in ihr Winterquartier. BirdLife Schweiz setzt sich für die Zugvögel in den Brutgebieten, auf dem Zugweg und in den Winterquartieren ein. So unterstützt der Verband seine BirdLife-Partner in Ländern wie Zypern oder Italien im Kampf gegen die Wilderei finanziell.
PRESSEDIENST BIRDLIFE SCHWEIZ
Detaillierte Resultate des Schweizer und des internationalen EuroBirdwatch finden Sie online unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Sichtungen auf dem Hahnenmoospass
111 interessierte Personen besuchten am letzten Wochenende den Stand der Bernischen Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz (Berner Ala) auf dem Hahnenmoospass. Hier wurden sie von einem vierköpfigen Team der Berner Ala bei der Bestimmung der durchziehenden Zugvögel unterstützt, und sie erhielten spannende Informationen zum Thema Vogelzug.
Bei bestem Wetter und – trotz dem sonntäglichen Föhn – nur leichtem Wind konnten hunderte durchziehende Vögel beobachtet werden. Am intensivsten war der Durchzug der Rauchschwalbe (rund 1400 Individuen), gefolgt vom deutlich weniger häufigen Buchfink (rund 470 Individuen). Highlights waren die vorüberziehenden Rotmilane (siehe kleines Bild), Baumfalken, Feldlerchen, Stare und Drosseln. Insgesamt lag die Zahl beobachteter Zugvögel unter dem Wert vergangener Jahre.
Aufgrund des schwachen Vogelzugs blieb mehr Zeit zur Beobachtung der lokalen (also nicht ziehenden) Vogelwelt. So konnten in den frühen Morgenstunden mehrere Birkhähne beobachtet werden, und tagsüber wurden regelmässig Steinadler (mindestens drei Individuen), Turmfalken und Alpendohlen gesichtet. Unbestrittene Stars des Wochenendes waren aber die vier bis fünf Bartgeier, die einzeln oder zu zweit über den Hahnenmoospass flogen.
MICHAEL SCHAAD