GEHEN SIE WASSER KAUFEN!
Erinnern Sie sich an André Blattmann? Der war bis 2016 Chef der Armee – CdA, wie die Eingeweihten sagen. Vor ein paar Wochen sorgte er für Aufsehen, weil er in einem mehrseitigen Papier die Kampfjetbeschaffung des VBS kritisierte. Statt 40 ...
GEHEN SIE WASSER KAUFEN!
Erinnern Sie sich an André Blattmann? Der war bis 2016 Chef der Armee – CdA, wie die Eingeweihten sagen. Vor ein paar Wochen sorgte er für Aufsehen, weil er in einem mehrseitigen Papier die Kampfjetbeschaffung des VBS kritisierte. Statt 40 brauche die Schweiz höchstens 20 Flugzeuge, fand der Armeepensionär. Der favorisierte Typ F-35 sei zudem viel zu teuer im Unterhalt. Die Kampfjetgegner aus dem linken Lager jubilierten und dankten dem früheren CdA herzlich für seine Ausführungen.
Das war nicht immer so. Bekannt geworden ist André Blattmann nämlich nicht als Luftwaffenexperte – sondern mit seinen Äusserungen zur Krisenvorsorge. 2014 riet er der Bevölkerung in einem Interview, Notvorräte anzulegen. Er selbst habe stets 300 Liter Mineralwasser eingelagert, ausserdem jede Menge Holz. Grössere Stromausfälle, Cyber-Attacken, AKW-Katastrophen im grenznahen Ausland – man müsse vorbereitet sein.
Vor allem bei linken Politikern sorgten die Tipps des Armeechefs für Spott und Verärgerung. «Jetzt ist der CdA übergeschnappt», kommentierte SP-Nationalrat Cédric Wermuth damals. Blattmann betreibe Panikmache.
Am vergangenen Mittwoch war der Internationale Tag der Katastrophenvorbeugung. Aus diesem Anlass gab das kantonale Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) einen Krisenratgeber heraus: «Kochen ohne Strom». Danaben riet das BSM, stets ausreichend Lebensmittel und Trinkwasser vorrätig zu haben.
Gelacht hat über diese Ratschläge niemand. Das lag sicher daran, dass es keinen prominenten Kopf gab, auf den man sich hätte einschiessen können. Vielleicht sind die Zeiten aber auch andere. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig moderne Gesellschaften sind – und wie schnell ein Unterbruch der internationalen Lieferketten in Versorgungsengpässe mündet. Noch im Juli führte uns eine Flutkatastrophe in Deutschland vor Augen, dass selbst hochentwickelte Länder bei unerwarteten Grossereignissen völlig überfordert sein können.
Im Rückblick muss man sagen: CdA Blattmann hatte mit seinem Aufruf womöglich gar nicht so unrecht.
MARK POLLMEIER
M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH
Die Vorsorgehinweise und das «Krisenkochbuch» des BSM finden Sie online im Bereich Web-Links.