ANNI HURNI-ZAHLER
26.11.2021 NachrufAm 27. Mai 1931 erblickte Anni als zweite Tochter der Familie Zahler in der Gwanne ob Reichenbach das Licht der Welt. Sie wuchs zusammen mit ihren Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Die schönste Zeit ihrer Kindheit verbrachte Anni in der Gwanne. Inmitten von Blumenwiesen, ...
Am 27. Mai 1931 erblickte Anni als zweite Tochter der Familie Zahler in der Gwanne ob Reichenbach das Licht der Welt. Sie wuchs zusammen mit ihren Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Die schönste Zeit ihrer Kindheit verbrachte Anni in der Gwanne. Inmitten von Blumenwiesen, Apfelbäumen im rosa-weissen Blütenkleid und natürlich mit dem Birnbaum zum Klettern.
Anni musste schon früh lernen, mit Schicksalsschlägen umzugehen. Für ihre erste grosse Liebe bestellte sie innert Tagen zuerst die Verlobungskarten und dann die Todesanzeige.
Am 4. Dezember 1954 heiratete Anni Fritz Hurni. Dieser Ehe entstammten drei Söhne: Peter, Felix und Fritz Junior. Dank gezielter Familienplanung hatten der älteste und der jüngste der drei Buben am selben Tag Geburtstag.
Der Monat Dezember war für Anni ein besonders trüber Monat, starben doch in der Adventszeit ihre Mutter Marie, ihr Mann Fritz und auch ihr Sohn Peter.
Die letzten Jahre verbrachte Anni in ihrem Haus in Frutigen. Nach dem Tod von Fritz im Jahre 2009 besorgte sie dank den liebenswerten Haushaltshilfen Nelly und Brigitte Trachsel ihren Haushalt weitgehend selbstständig. Sie wehrte sich auch jahrelang, die Vorzüge eines Rollators in Anspruch zu nehmen. Ja, Anni war immer eine elegante Erscheinung und ein bisschen eitel. Da passte doch so ein komisches Gefährt nicht zu ihrem Selbstbild. Im März 2017 liess sich Anni überzeugen, dass sie die Vorteile des Pflegeheims Fröschenmoos in Reichenbach nutzen könnte, um ihre Lebensqualität zu steigern. Auch dort blieb sie vor weiteren Operationen nicht verschont. Wir staunten immer wieder, wie die Stehauf-Frau Anni kurze Zeit nach Spitalaufenthalten wieder kerzengerade an ihrem Rollator unterwegs war.
Leider hat sich während dem letzten Jahr Annis Gesundheitszustand derart verschlechtert, dass man zuletzt mit dem Häufchen Elend im Bett nur noch Mitleid haben konnte.
Am 31. Oktober 2021 konnte Anni endlich befreit von Angst und Ungewissheit einschlafen. Ihr geht es gut!
Schon früh in ihrem Leben machte sich Anni Gedanken zum Jenseits. Sie schrieb:
Was ist der Tod? Was passiert mit der Seele?
Wenn ich in den blumenübersäten Wiesen herumstrolchte und den Käfern, Bienen und Raupen zuschaute, hat mich die Raupe am meisten fasziniert.
Hin und wieder wird eine Raupe zertrampelt oder aufgepickt, wie ein Mensch der vorzeitig sterben muss.
Schafft es aber die Raupe, wenn die Zeit reif ist, dann kapselt sie sich ein, wird starr wie ein dürres Blatt. Wie der menschliche Körper, wenn er stirbt.
Doch nach einiger Zeit regt sich langsam in der Raupenkapsel Leben und ein wunderschönes Wesen schlüpft heraus. Ein Schmetterling, so zart, so fein. Langsam streckt er seine Flügel aus und nach ein paar unbeholfenen Bewegungen fliegt er gaukelnd und schwerelos über die Wiesen und sagt: guten Tag, mir geht es gut!
In diesem Vergleich stelle ich mir die menschliche Seele vor, wenn sie den toten Körper verlässt.
Anni geht es jetzt gut, denn sie hat nun die Antworten auf all ihre Fragen.