Fit durch den Winter kommen
05.11.2021 GesundheitWenn die goldenen Herbsttage vorüber sind und in Kürze die frostige Jahreszeit folgt, ist das für Körper und Gemüt herausfordernd. Wer sich schon jetzt darauf einstellt und vorbereitet, wird jedoch nicht kalt erwischt.
Die Wintersportler freuts, wenn es wieder kälter ...
Wenn die goldenen Herbsttage vorüber sind und in Kürze die frostige Jahreszeit folgt, ist das für Körper und Gemüt herausfordernd. Wer sich schon jetzt darauf einstellt und vorbereitet, wird jedoch nicht kalt erwischt.
Die Wintersportler freuts, wenn es wieder kälter wird, der Schnee die Landschaft überzieht, Abfahrten auf der Piste locken und Runden auf der Loipe gezogen werden können. Doch kurze Tage mit wenig Sonnenlicht bedeuten für den Menschen ebenso eine Umstellung wie geheizte Stuben mit trockener Luft. Auch für Viren und Bakterien beginnt dann die Hochsaison. Wer aktiv bleibt, sich gesund ernährt und gezielt stärkt, hat gute Voraussetzungen, «unbeschadet» durch den Winter zu kommen. Hält man sein Immunsystem auf Trab, bevor Viren und Bakterien zuschlagen, ist man Erkältungen nicht schutzlos ausgeliefert. Präparate zur Steigerung der köpereigenen Abwehr können den Verlauf mildern und abkürzen.
Starke Abwehrkräfte sind die halbe Miete
Seit Jahrzehnten hat sich der rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) als wertvolle Heilpflanze bewährt. Seine abwehrstärkende und virenhemmende Wirkung ist in der Pflanzenheilkunde längst etabliertes Wissen, auch wenn die im Herbst 2020 publizierte Laborstudie im Zusammenhang mit Coronaviren die Presse zu teilweise reisserischen Schlagzeilen verleitete. Der ungeahnte Popularitätsschub für entsprechende Präparate bewog diverse Kunden, beim Kauf zu betonen, das Präparat schon seit Jahren im Herbst und Winter einzunehmen und nun nicht etwa auf Grund der Zeitungsmeldungen – aus gutem Grund, denn das traditionelle Wissen um die abwehrsteigernde Wirkung wurde vor einigen Jahren wissenschaftlich bestätigt.
Empfohlen werden Echinacea-Präparate zur Steigerung der körpereigenen Abwehr bei Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten und unterstützend bei fiebrigen Erkältungskrankheiten.
Zink ist ein Schlüsselmineral für viele wichtige Prozesse im Körper. Vor allem das Immunsystem ist auf eine ausreichende Versorgung angewiesen. Für Zink spricht die einfache, einmal tägliche Einnahme zur Vorbeugung. Bei beginnenden Erkältungen kann die Dosierung kurzfristig erhöht werden.
Auch Vitamin C unterstützt die körpereigene Abwehr, wenn der Bedarf erhöht ist. Es stimuliert die Produktion von weissen Blutkörperchen und erhöht ihre Fähigkeit, Viren und Bakterien zu bekämpfen. Die zusätzliche Einnahme von Vitamin C bei beginnenden Erkältungen kann die Dauer und Schwere von Erkrankungen reduzieren und ist empfehlenswert. Die vorbeugende Einnahme hoher Dosen ist jedoch nicht angezeigt.
Menschen, die während der Wintersaison eine grosse Arbeitsbelastung aushalten müssen, profitieren von echtem Ginseng (Panax Ginseng) oder der Taigawurzel (sibirischer Ginseng) – sowohl im Hinblick auf deren immunstimulierenden Effekt als auch auf die Wirkung gegen Müdigkeit und auf die Stärkung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.
Intakte Schleimhäute sind die wichtigste Barriere
Bevor Viren und Bakterien überhaupt in den Körper eindringen können, steht ihnen eine natürliche Barriere im Weg. Mund und Nase sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet, ebenso die Atemwege und der Darm. Das schützende Sekret bindet Erreger und transportiert sie ab, bevor sie tiefer in die Atemwege vorrücken können. Der Abwehrschirm funktioniert aber nur, wenn die Schleimhäute intakt und ausreichend befeuchtet sind. Überheizte Stuben und Büros sowie zu wenig körperliche Aktivität sind «Gift», denn sie lassen die Schleimhäute austrocknen. Dadurch werden sie zu offenen Eintrittspforten. Regelmässig trinken (bis zu zwei Liter pro Tag dürfen es sein) ist die erste und wichtigste Massnahme. Lutschpastillen oder Kräutertees mit schleimhaltigen Pflanzenextrakten (Eibisch, Malve, Isländisch Moos, Spitzwegerich), die sich schützend über die Schleimhäute legen, halten die Hürde für Viren zusätzlich hoch. Gerade im Winter sind körperliche Betätigungen im Freien, Spaziergänge, Schneeschuhtouren oder Winterwanderungen wichtig: Sie regen den Kreislauf an und fördern dabei die Durchblutung der Schleimhäute.
Honig – ein wahres Multitalent
Im Sommer sorgt die Vielfalt frischer Früchte und Gemüse für eine ausgewogene Ernährung. Im Winter ist die sorgfältige Auswahl von Obst und saisonalem Gemüse umso wichtiger, um den Körper täglich mit den «berühmten» fünf Portionen Obst, Salat und Gemüse zu versorgen. Die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe unterstützen das Immunsystem und bringen zusätzlich Flüssigkeit in den Körper. Scharfe Gewürze wie Ingwer, Meerrettich, Koriander und Chili heizen den Erregern ein – sie enthalten teilweise antibiotisch wirksame Verbindungen.
Ein besonders wertvolles Hausmittel für den Winter ist Honig. Er schmeckt nicht nur süss, sondern beinhaltet eine Reihe wirksamer Stoffe, die vor Erkältungen schützen und das Wohlbefinden verbessern. Die Untersuchung «Wie wirkt Honig auf das Immunsystem und die Gesundheit?» des Österreichischen Imkerbundes belegt dies eindrücklich (s. Kasten). Auch in der Schweiz kennt man Kräutertee mit Honig als altbewährtes Mittel gegen Halsschmerzen. «Verschiedene Stoffe im Honig wirken nachweislich antibakteriell. Da Hitze jedoch die antibakteriellen Stoffe teilweise zerstört, soll Honig nur in trinkwarmen Tee eingerührt werden», schreibt Stefan Bogdanov vom Schweizerischen Zentrum für Bienenforschung.
Wer gut und ausreichend schläft, stärkt sein Immunsystem
Während die Sonne im Sommer die Produktion des Glückshormons Serotonin ankurbelt, veranlassen die längeren dunklen Stunden des Winters das Gehirn, vermehrt Melatonin zu produzieren. Das «Schlafhormon» verschiebt den Schlaf-Wach-Rhythmus und gewinnt die Überhand. Der Genuss jeder Sonnenstunde im Winter ist deshalb Balsam für die Seele und Doping für Glücksgefühle und gute Laune. Über Abhärtung sein Immunsystem in Schwung zu bringen, klingt zwar etwas rustikal, bedeutet jedoch nichts anderes, als durch Saunagänge, Wechselduschen, Kneipp-Fussbäder oder mit einem warmen Kräuterbad den Wärmehaushalt und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Die erhöhte Reaktionsfähigkeit des Körpers stärkt die Widerstandskraft gegenüber Erkältungen, die beruhigende Wirkung über das vegetative Nervensystem baut Stress ab und der Spiegel des Stresshormons Cortisol wird gesenkt.
Ausreichend Schlaf dient nicht nur der Erholung und ist bekannterweise für vieles die beste (und billigste) Medizin. Das Immunsystem ist tagsüber permanent damit beschäftigt, auf Einflüsse von aussen zu reagieren und Krankheitserreger abzuwehren. In der Nacht regeneriert und stärkt es sich. Einen entscheidenden Signalweg haben deutsche Forscher vor Kurzem entdeckt. Schlaf begünstigt die Bildung spezifischer Stoffe (Integrine). Diese begünstigen die Bindung bestimmter Abwehrzellen (sogenannter T-Zellen) an die von Erregern befallenen Körperzellen und verstärken die Immunantwort. Unter Schlafmangel werden wesentlich weniger Integrine gebildet. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein paar Stunden Schlafverlust genügen, um die Anhaftungsfähigkeit von spezialisierten T-Zellen zu reduzieren», schreiben die Forscher.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Mehr Infos: www.frutiglaender.ch/web-links.html
Die Honigstudie
In einer österreichischen Ernährungsstudie nahmen Probanden acht Wochen lang täglich mindestens 50 g Honig zu sich, um dessen Wirkung auf das Immunsystem und ihr Wohlbefinden zu untersuchen.
Unter den beobachteten Parametern verbesserte sich insbesondere die Widerstandskraft gegen Infekte um fast 40 Prozent, und bei keinem einzigen Teilnehmer erfolgte eine Zunahme der Infektanfälligkeit. Die in Blutproben der Teilnehmer festgestellte Zunahme bestimmter Abwehrzellen (T-Zellen, Killerzellen) untermauert die Steigerung der Immunabwehr durch Honig.
Allgemein zeigte der Honigverzehr weitere positive Wirkungen auf die Gesundheit: Steigerung der allgemeinen Leistungsfähigkeit, verringerter Appetit auf Süssigkeiten, Gewichtsabnahme (ohne weitere Diät) bei fast der Hälfte der Teilnehmer, Verbesserung von Verdauung und des Schlafverhaltens sowie die Verminderung der Häufigkeit von Kopfschmerzen und Muskelkrämpfen.
ÖSTERREICHISCHER IMKERBUND / ABSCHLUSSBERICHT 2007 / 07