IM FARBTOPF GERÜHRT
Das weisse Kreuz auf rotem Grund ist unverkennbar das Symbol der Schweiz. Für viele ist es ein Zeichen der Heimat, für andere der Schweizer Qualität. Tatsache ist, dass vor vielen Häusern die rot-weisse Fahne im Wind flattert.
Erstaunlich ist, ...
IM FARBTOPF GERÜHRT
Das weisse Kreuz auf rotem Grund ist unverkennbar das Symbol der Schweiz. Für viele ist es ein Zeichen der Heimat, für andere der Schweizer Qualität. Tatsache ist, dass vor vielen Häusern die rot-weisse Fahne im Wind flattert.
Erstaunlich ist, dass die weltweit einmalige quadratische Form der Landesfahne erst 2013 vom Bundesrat in einem Gesetz geregelt worden ist. Denn einigermassen sicher belegt ist, dass 1444 in der Schlacht von St. Jakob an der Birs das erste Mal ein Fähnlein mit weissem Kreuz auf rotem Grund als Zeichen der Verbundenheit mehrerer Kantone vorangetragen wurde. Seit 1889 waren zumindest die Dimensionen des Kreuzes festgelegt. Die Farbe wurde lange martialisch als Blutrot beschrieben, später als Scharlachrot und heute leider wenig emotional als Pantone 485C/485U oder in CMYK-Werten 0/100/100/0.
Niemand käme auf die Idee, diese Farbe bewusst zu verändern. In Frankreich ist aber genau das passiert. Dem Präsidenten Emmanuel Macron war das Blau zu hell, das bisherige Kobaltblau zu wenig historisch. Also hat er still und heimlich im Farbtopf gerührt und für das Landeszeichen neben weiss und rot eben ein dunkleres marineblau festgelegt. Angeblich soll schon bei der Silvesteransprache 2018 die neue Flagge hinter ihm gestanden haben. Informiert wurde darüber offiziell nicht, niemand hat es gemerkt oder den Präsidenten verpfiffen, nicht mal die Vexillologen (Fahnenspezialisten). Das Recht zur Anpassung hat er offenbar als Präsident. 1976 wurde das Rot und das Blau der Trikolore von Präsident Valéry Giscard d’Estaing verändert, jetzt gehts also wieder zurück zum früheren Blau. Unwillkürlich taucht die Frage auf, wie blau wohl Macron bei seinem Entscheid gewesen sein muss – war ihm langweilig?
Was wohl passieren würde, wenn nach den Wahlen unsere neu zusammengesetzten Gemeinderäte – vielleicht je nach politischen Mehrheiten – mal eines der gefiederten Wappentiere von schwarz auf grau, auf (defizit)rot oder vielleicht in grün ändern würden? Doch lassen wir das besser – und Finger weg vom Rot unserer Schweizerfahne!
HANS RUDOLF SCHNEIDER H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH