«Nur wo du zu Fuss warst, bist du auch wirklich gewesen»
28.12.2021 Mülenen, Emdthal, NaturDas Titelzitat von Johann Wolfgang von Goethe nahm sich die 13-jährige Sarah Wnuk aus Mülenen zu Herzen. Sie warf sich in Tourenmontur und zog los. Ein Erlebnisbericht.
Neulich fragten sich meine Familie und ich, was wir an diesem Tag unternehmen könnten. Wir entschieden ...
Das Titelzitat von Johann Wolfgang von Goethe nahm sich die 13-jährige Sarah Wnuk aus Mülenen zu Herzen. Sie warf sich in Tourenmontur und zog los. Ein Erlebnisbericht.
Neulich fragten sich meine Familie und ich, was wir an diesem Tag unternehmen könnten. Wir entschieden uns für eine gemeinsame Skitour auf die Standflue. Wir starteten am Skilift Faltschen. Wir folgten dem Waldweg bis zum Grat, wo der Engel über Reichenbach thront, und dann gingen wir weiter hoch zur Standflue. Von dem Grat geht man, mit wunderschöner Aussicht auf alle Berge, noch ungefähr 25 Minuten bis zum Gipfel. Insgesamt legt man in drei Stunden 800 Höhenmeter zurück. Für jeden, der etwas Ausdauer hat, ist das eine perfekte Route, da sie eher einfach ist.
Die Sonne, das Nebelmeer unter uns und das Zusammensein motivierten uns. Der Gedanke, dass ich den gesamten Weg nachher mit meinem Snowboard hinuntersausen kann, spornte mich zusätzlich an. Dabei ging mir ein Gedanke durch den Kopf: Sind wir nicht privilegiert, einfach so sagen zu können: «Kommt, wir machen eine Skitour!» Immerhin hat nicht jeder die Berge direkt vor dem Haus stehen. Es gibt viele Menschen, die sich das, was wir hier erleben, nur erträumen können. Deswegen geniesse ich jede Sekunde, in der ich so etwas erleben darf, umso mehr.
Obwohl es auch bei unserer Skitour manchmal Hänge gab, die steil und anstrengend waren, war das Gipfelerlebnis am Ende phänomenal. Es fühlt sich unbeschreiblich an, von oben in die Ferne zu sehen und den weiten Horizont zu erblicken. Alles unter uns lag im Nebelmeer. Manchmal muss man einfach ein bisschen nach oben fahren, und schon ist man im Wintermärchenland, wo der Schnee nur so glitzert und die Natur in ihrer vollen Pracht strahlt.
Auf der Standflue ist ein «Geocache» versteckt, «Geocaching» ist eine Art Schnitzeljagd. Die Verstecke werden anhand von geografischen Koordinaten im Internet veröffentlicht und können dann mit GPS-Empfängern oder dem Smartphone gesucht werden. Im Versteck befindet sich meistens dann eine kleine Box mit einem Notizbuch, in dem man eintragen kann, dass man den Schatz gefunden hat. Als wir aber an der Spitze des Berges angekommen waren, haben wir gemerkt, dass wir zwei Meter Schnee schaufeln müssten, um den Schatz zu finden. Obwohl mein Hund Brandy begeistert probierte, den Schnee wegzubuddeln, haben wir die Suche nach dem Geocache auf den Sommer verschoben.
Der beste Augenblick der gesamten Skitour folgte danach: die Abfahrt. Snowboarden ist meine Leidenschaft. Das Gefühl, über den Schnee zu gleiten und die erste Spur zu legen, ist magisch. Besser aber noch ist es, wenn du diese Momente mit deiner Familie oder Freunden teilen kannst. Mein schönstes Bild, das mir von unserer Skitour auf die Standflue bleibt, ist der Augenblick, als ich, meine Familie und Brandy die Abfahrt starteten. Voller Elan flitzte der Hund den Berg hinunter, während wir auf dem Snowboard oder auf den Skis die Fahrt genossen. Der Anblick Brandys, der wie ein Känguru durch den Schnee hüpft, lässt mich immer wieder grinsen. Mein Hund ist ein wahrlicher Berghund, der jede Skitour oder Wanderung mitmacht. Das Lustigste ist aber, wenn er im Schnee liegt und wegen seines weissen Fells gar nicht erkennbar ist.
Das Coole an dem ganzen Ausflug war, dass wir mit dem Snowboard vom Gipfel bis direkt vor unsere Haustüre fahren konnten. Das entspricht ungefähr 8 Kilometern und 1200 Höhenmetern. Eins ist sicher: Bei jeder Skitour muss man mindestens einmal kurz anhalten, um die Aussicht zu geniessen und wertzuschätzen, was wir hier erleben dürfen.
SARAH WNUK