Am 26. November erhielt die Virusvariante Omikron von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihren Namen, gleichzeitig wurde sie als «besorgniserregend» eingestuft. Nach bisherigen Erkenntnissen ist Omikron deutlich ansteckender als die Delta-Variante – aber möglicherweise auch ...
Am 26. November erhielt die Virusvariante Omikron von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihren Namen, gleichzeitig wurde sie als «besorgniserregend» eingestuft. Nach bisherigen Erkenntnissen ist Omikron deutlich ansteckender als die Delta-Variante – aber möglicherweise auch weniger gefährlich. Wie passt das zusammen?
MARK POLLMEIER
Laborversuche haben ergeben, dass sich Omikron-Viren 24 Stunden nach einer Infektion vor allem in den Bronchien sehr rasch vermehren. Gleichzeitig gelingt es der neuen Virusvariante, den Impfschutz teilweise zu umgehen.
Als Beleg für diese These gilt unter anderem eine Weihnachtsfeier in Oslo, Norwegen. Rund 119 Mitarbeitende einer Firma hatten sich dort in einem Restaurant getroffen. Sie alle waren vollständig geimpft und konnten sogar aktuelle, negative Schnell- oder PCR-Tests vorweisen. Trotzdem wurde die Feier zu einem sogenannten Spreader-Event: Am Ende waren 81 von 119 Teilnehmern infiziert, ausserdem noch 64 andere Gäste des Restaurants.
Omikron vermehrt sich im menschlichen Körper also rasend schnell und kann dank seines neuartigen «Bauplans» den Impfschutz besser austricksen. Durch diese beiden Eigenschaften hat es das Infektionsgeschehen stark beschleunigt. In diversen Ländern ist Omikron heute bereits die dominierende Virusvariante – meist genügten dafür zwei Wochen.
Es ist vor allem diese Geschwindigkeit, die Gesundheitsverantwortlichen Sorgen macht: Omikron sorgt dafür, dass sich in kurzer Zeit sehr viele Menschen infizieren. Dadurch wächst der Druck auf die ohnehin schon stark geforderten Spitäler.
Angst vor hohen Fallaufkommen
Immerhin: In Zellen des Lungengewebes vermehrt sich Omikron deutlich langsamer als bisherige Varianten des Coronavirus. Offenbar werden vor allem die Atemwege befallen, was für einen milderen Verlauf einer Erkrankung sprechen könnte.
Dass viele Länder ihre Corona-Massnahmen wieder stark verschärft haben, liegt also vor allem an der neuen Dynamik, die Omikron in die Pandemie gebracht hat. Man fürchtet sich vor hohen Fallaufkommen und einer möglichen Überlastung der Spitalkapazitäten. Unter anderem könnte Omikron zu Personalengpässen führen – dann nämlich, wenn viele Ärztinnen und Pfleger wegen einer Infektion in Quarantäne müssen, auch wenn sie eigentlich nicht schwer erkrankt sind. Abgesehen davon könnte ein hoher Krankenstand auch in anderen Bereichen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens zu Problemen führen.
Weil es gegen die hochpotente Omikron-Variante also keinen absolut sicheren Impfschutz gibt, helfen dagegen vor allem die «einfachen» Mittel, die schon aus der Frühphase der Pandemie bekannt sind: Kontakte beschränken, Abstand halten, Maske tragen und häufiges Lüften. Inwieweit die Menschen diese Regeln über die Feiertage befolgen, wird sich spätestens im Januar zeigen.