Der mit dem Licht spielt
24.12.2021 Aeschi, AeschiriedFotoaufnahmen, gepaart mit Licht, Technik und Feuerwerk, ziehen David Bumann seit Langem in ihren Bann. Dieser Tage jedoch wartet der Lichtkünstler auf eine ganz besondere Erscheinung.
HANS HEIMANN
Es ist ein kalter Dezemberabend. Oberhalb von Aeschi stellt David ...
Fotoaufnahmen, gepaart mit Licht, Technik und Feuerwerk, ziehen David Bumann seit Langem in ihren Bann. Dieser Tage jedoch wartet der Lichtkünstler auf eine ganz besondere Erscheinung.
HANS HEIMANN
Es ist ein kalter Dezemberabend. Oberhalb von Aeschi stellt David Bumann seinen Laptop auf eine Ablage, die auf zwei Holzböckli steht, verbindet den Computer mit einem Projektor und montiert daneben die Kamera auf ein Dreibeinstativ. Er wählt am Bildschirm ein Sujet aus und projiziert es für einen Test schon mal in den Schnee.
Für seine vielfältigen Produktionen fährt Bumann in seinem VW-Bus an unterschiedlichste Orte, um Landschaften, die Natur oder Bauwerke kunstvoll zu belichten. Er habe sich immer gerne draussen in der Natur aufgehalten und sei schon als Kind von der Fotografie begeistert gewesen, erzählt er.
Fotos, Eis und Feuerwerk
Als Jugendlicher wuchs sein Interesse am Bergsport: «Ich war während meiner Gymnasialzeit oft abends mit Freunden am Simplonpass zum Eisklettern. Dort entdeckte ich die Langzeitfotografie und begann, mit Lichteffekten zu experimentieren.» Gemeinsam realisierten die Freunde mehrere Lichtkunst-Projekte und gründeten sogar ein eigenes Label. Mit Beginn der Studenten- und Lehrzeit seiner Kollegen gingen ihre Wege jedoch in unterschiedliche Richtungen. Bumann selbst zog zuerst nach Freiburg, dann nach Bern und studierte an der Universität Geografie und Biologie. In der folgenden Zeit verwirklichte Bumann einige eigene, grössere Fotoprojekte, unter anderem für die Feuerwerksfabrik Hamberger, die für ihren jährlich erscheinenden Feuerwerkkalender mehrmals seine Aufnahmen auswählte. Aber auch der Messerhersteller Victorinox, die Getränke- und Eventfirma Red Bull sowie die Matterhorn Gotthard Bahn engagierten Bumann für Fotoaufnahmen.
Angesprochen auf sein bisher grösstes Engagement nennt er das offizielle Projekt «13 Sterne am Gipfel», das der Kanton Wallis zum 200-jährigen Jubiläum seines Beitritts zur Eidgenossenschaft in Auftrag gab. Bumann war 2015 im OK und Teil dieses aufwendigen Kunstprojekts, in dem mehrere Künstler und Bergführer mit pyrotechnischen Effekten 13 Walliser Gipfel beleuchteten. «Das Ganze war für meinen Bekanntheitsgrad als Lichtkünstler wertvoll», meint der 32-Jährige rückblickend und nennt die Gründe für sein aussergewöhnliches Hobby: «Mir liegt am Herzen, die Leute für Natur und Kultur zu sensibilisieren, sie zum Nachdenken und Staunen zu bringen, Gewohntes und Bekanntes in einem neuen Licht erscheinen zu lassen.»
Ein Wasserfall aus Feuer setzte das Ufer in Brand
Da Bumann seine Objekte oft auch mit Pyrotechnik in Szene setzt und ausleuchtet, seien Vorsicht und eine genaue Planung unerlässlich, sagt er und erzählt von einem Projekt im Walliser Brückendorf Stalden, wo trotz aller Vorsichtsmassnahmen nicht alles nach Plan verlief. «Ich habe die Merjenbrücke mit einem Feuerwerk, das sich während fünf Minuten wie ein Wasserfall von der Brücke ergoss, beleuchtet. Obschon die Feuerwehr vorsorglich die Hänge beidseits des Schauplatzes mit Wasser benetzt hatte, fingen dort einige Büsche und teilweise auch das Gras während der Show plötzlich Feuer.» Grösseren Schaden an der Natur habe es keinen gegeben. «Die Feuerwehr war ja schon vor Ort und konnte schnell eingreifen», fügt er mit einem Schmunzeln an.
Mit Drohneneinsatz zu neuen Ansichten
Beruflich ist David Bumann beim Bundesamt für Umwelt BAFU in Bern gelandet. Dort arbeitet er im Bereich Abfall und Rohstoffe und besucht deshalb oft Deponien in der ganzen Schweiz. Deren Veränderung dokumentiert er mit Hilfe von Drohnen – eine Technik, die er auch für seine Projekte nutzt. Seit fünf Jahren kommt diese «ferngesteuerte Fotografie» für seine Lichtkunstwerke zum Einsatz. Bumann lässt die Drohnen aufsteigen, um mit optischen Systemem und visueller Verarbeitung zusätzliche Daten generieren zu können, etwa für Geländeund 3D-Modelle von Landschaften, Gebäuden oder anderen Objekten. Besonders spannend sei der Drohneneinsatz bei Bauprojekten, Landschaftsdokumentationen oder für die Vermarktung spezieller Objekte.
Eine besondere Erinnerung hat Bumann an den 29. Juli 2017. In Spiez fand an diesem Samstag das Seenachtsfest statt und sein Augenmerk war auf das grosse Feuerwerk in der Bucht, über dem Schloss und dem See gerichtet. Er hatte vorgängig eine Kollegin aus dem Wallis, die als Rettungssanitäterin ebenfalls vor Ort im Einsatz stand, über seine Anwesenheit informiert und mit ihr ein Treffen nach dem Anlass abgemacht.
Konzentriert führte er den Auftrag aus, für den ihn ein Sponsor engagiert hatte. Nach getaner Arbeit erschien die Kollegin wie abgemacht – aber nicht allein. Mit dabei war Tanja von Känel aus Aeschi, ebenfalls Rettungssanitäterin (heute beim Rettungsdienst der fmi AG tätig). Zwischen Bumann und von Känel hat es dann wortwörtlich gefunkt – seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar.
Ein ganz privates Herzensprojekt
Im Sommer 2020 zogen sie gemeinsam nach Aeschiried. «Aeschi ist mega cool gelegen, man ist meist über dem Nebel», rühmt der Walliser die Lage des Dorfes und dessen Nähe zu Spiez. «Man ist schnell in Spiez, hat gute Anschlüsse an den öffentlichen Verkehr, um ins Wallis oder an meinen Arbeitsort in Bern zu gelangen.» Aktuell ist Bumann mit mehrere Projekten beschäftigt, etwa mit den Verantwortlichen des Schlittelwegs Aeschiried oder dem Aeschi-Buch, das auch Bilder von ihm beinhaltet und nächstes Jahr erscheinen soll. Der Familienvater kann sich vorstellen, seine Werke einst in einer Ausstellung in Aeschi der Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch aktuell ist sein Augenmerk ganz auf ein richtiges Herzensprojekt gerichtet: Seine Frau ist schwanger, und in diesen Tagen wird ihr zweites Kind das Licht der Welt erblicken.
Infos zu Bumanns Lichtkunstarbeiten finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
ZUR PERSON
David Hannes Bumann-von Känel ist 1989 in Ried-Brig im Wallis geboren. Nach der obligaten Schulzeit besuchte er das Gymnasium in Brig und studierte danach in Freiburg Jura, wechselte jedoch die Richtung nach dem einjährigen Einführungsstudium und begann an der Universität Bern das sechsjährige Studium von Geografie und Biologie. Er verbringt seine Freizeit gerne mit Wandern und besonders mit seiner Familie. Ein eigentliches Lieblingsessen nennt er nicht, schätzt aber eine abwechslungsreiche Küche, er esse alles und sei auch offen für exotische Gerichte. Seit eineinhalb Jahren backt er zudem selber Brote und setzt da auf Sauerteig und Vollkornvarianten. In diesen Tagen wird er zum zweiten Mal Vater.
HH