In den letzten drei Jahren wurde das Pflegeheim Frutigland quasi neu gebaut, ohne das Gebäude von aussen sichtbar zu verändern. Die wohnliche Atmosphäre und die modernen Zimmer scheinen zu überzeugen.

HANS RUDOLF SCHNEIDER
Natürlich lässt sich der eigentliche Zweck des Pflegeheims Frutigland nicht verleugnen. In den letzten drei Jahren wurde der «Spitalcharme» jedoch etappenweise weitgehend verdrängt. Die Holzböden, helle Farben und lichtdurchflutete Aufenthalts- und Gemeinschaftsbereiche bieten eine wohnliche Atmosphäre.

Für die BewohnerInnen hingegen sind die grosszügigen Einzelzimmer die grösste Veränderung. Institutionsleiterin Doris von Känel bestätigt, dass sie oft Rückmeldungen erhält, dass diese neue Privatsphäre im Vergleich zu den früheren Zweierzimmern sehr geschätzt werde. Andererseits würden heute Einerzimmer erwartet, die Ansprüche seien gestiegen. «Wenn die Zimmertüren offen bleiben, nehmen die Bewohner dennoch am Leben im Heim teil, ohne mittendrin zu sein.» Die offenen Stationsbereiche machen ebenfalls viel von der Wohnlichkeit aus, wobei die Wege für die Pflegenden durch den Ausbau eher länger geworden seien.

Gemeinsam, aber getrennt
Der gesamte Umbau, geplant von den einheimischen JFB Architekten, erfolgte während des Betriebs. Insbesondere die Lärm- und Staubemmissionen mussten beherrscht werden, erklärt die Architektin Rahel Jaggi. Dies aus Rücksicht auf die BewohnerInnen, aber auch auf das Akutspital. Schliesslich befindet sich das Pflegeheim in den oberen zwei Stockwerken des Spitalgebäudes. Urs Gehrig, CEO der Spitäler fmi AG, zu der das Pflegeheim gehört, betont, dass Spital und Heim zwei eigenständige Betriebsteile seien. «Natürlich profitiert man aber voneinander und kann administrative Aufgaben zentral lösen oder Angebote wie Physio- und Ergotherapie gemeinsam nutzen.» Die Nähe zum medizinischen Bereich sei einer der grossen Pluspunkte des Pflegeheims Frutigland. So schnell sei sonst nirgends Hilfe oder Beratung vor Ort, wenn dazu Bedarf bestehe. «Aber oft müssen wir explizit erklären, dass man nicht im Spital ist, wenn man hier wohnt. Durch die Umgestaltung ist es jetzt auch optisch eine andere Welt als im Akutspital in den unteren Etagen.»

Verstellbares «James-Bond-WC»
Insgesamt wurden gut 3,5 Millionen Franken in den Ausbau investiert, um das Heim auf modernsten Standard zu bringen. Urs Gehrig präzisiert: «Wir haben eigentlich innerhalb der Aussenmauern ein neues Pflegeheim gebaut.» Ausser den neuen Einzelzimmern mit eigenen Nasszellen wurden die Stationsbereiche neu gestaltet und beispielsweise die Materialräume zentralisiert. Der Dachstock wurde neu für die Administration nutzbar gemacht.

Wie modern das Pflegeheim ist, zeigt auch das Zimmer mit dem «James-Bond-WC». Der Film-Geheimagent ist bekannt für technische Spielereien. Deshalb wird das höhenverstellbare WC von den Pflegenden so bezeichnet. Es ist ein Testgerät, um die Alltagstauglichkeit zu prüfen. In gewissen Situationen – beispielsweise beim Aufstehen – kann es eine zweite Pflegekraft ersetzen. Sowohl die norwegische Herstellerfirma als auch die Heimleitung sind gespannt auf die Erfahrungen beim schweizweit erstmaligen Einsatz.

Ihren Platz gefunden
Aktuell werden in Frutigen 65 Pflegeplätze von gut 80 Angestellten inklusive neun Auszubildenden betreut, die allermeisten davon stammen aus der näheren Region. Die Auslastung sei zufriedenstellend, betonen sowohl Doris von Känel als auch Urs Gehrig. Auch die Aussicht vom erhöhten Standort oberhalb des Dorfes sei ein Entscheidungsfaktor für einen Eintritt in dieses Heim, wirbt Gehrig mit einem Blick über das Tal. Und offensichtlich fühlt sich auch die Heimkatze im neuen Zuhause wohl – sie hat sich ihren Bereich schon erobert.

Die neuen Einzelzimmer sind beliebt

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