Feiern, als gäbs kein Morgen
21.12.2021 AdelbodenAm Freitagabend liess es der Adelbodner Hotelier Chris Rosser mit seiner Crew krachen: Die Eröffnung des neuen Apart Hotels und der «digitalen Dorfstrasse» füllte den Dorfplatz. Das dröhnende Fest mit prominenten Gästen soll in Adelboden eine neue Ära einläuten.
Am Freitagabend liess es der Adelbodner Hotelier Chris Rosser mit seiner Crew krachen: Die Eröffnung des neuen Apart Hotels und der «digitalen Dorfstrasse» füllte den Dorfplatz. Das dröhnende Fest mit prominenten Gästen soll in Adelboden eine neue Ära einläuten. GALERIE RETO KOLLER Eine Schlangenfrau, Majoretten und «verrückte Füsse» Eine Cellistin hat auf der Terrasse des benachbarten Hotels Bären Position bezogen. Sie begleitet live die lasziven Bewegungen einer Pole-Dancerin. Gleichzeitig schlingt sich eine Schlangenfrau im Leoparden-Einteiler scheinbar jenseits aller anatomischen Gesetze um sich selbst. James-Bond-Melodien legen den Teppich zum Auftritt der beiden leichtbekleideten Frauen. «Grad äxtra» habe er diesen Teil in sein Programm aufgenommen, kommentiert Rosser. Der wagemutige Visionär schreckt auch vor Provokationen nicht zurück. An einer Tyrolienne schwebt der Brienzer Entertainer Marc Trauffer auf die Bühne. Er übergibt den ersten Preis des «Trauffer-Kreativ-Song-Contest» an die Majoretten von Steffisburg. Sie haben einen Trauffer-Song am originellsten neu gestaltet. Die Thuner Drum-Formation «Cliffhanger» fetzt vom Balkon oberhalb des Einganges zur Berner Kantonalbank. Bubi treibt das Publikum wortreich vor sich her. Die Basler Stepptanzgruppe Crazy Feet wirbelt in wechselnden Anzügen. «Ich bin einfach stolz» Anschliessend zelebriert Moderator Bubi Rufener einen «Weltrekordversuch». Er lässt unzählige Wunderkerzen verteilen, die den Dorfplatz in ein wundersam warmes Licht tauchen. Nach der eher besinnlichen Lichtershow sind zwei weitere Liveacts angesagt. Sandee lässt ihre markante Stimme erklingen. Die letzte Formation das Abends ist alles andere als eine Bagatelle: Bagatello. Die fünf A-capella-Sänger liessen sich von Thomas Müller, dem ehemaligen Betreiber des Adelbodner Musik-Kultlokals Alte Taverne, zu einem Auftritt überzeugen – genau 4444 Tage, nachdem sich die Formation aufgelöst hatte. «Adelboden war wie unsere zweite Heimat», ruft Adrian Küpfer ins Publikum und stimmt die Bagatello-Version des «Vogellisi-Songs» an. Der «sture Grind» des Veranstalters Just am Freitag, dem Tag des grossen Fests, verkündete der Bundesrat schärfere Pandemievorgaben. Adelboden feierte noch einmal aus vollem Herzen und mit feuchter Kehle. Schon unmittelbar nach der Show war an den Ständen kein Glühwein mehr zu haben … Ein Stopp den negativen Gedanken Der dynamische Hotel-Unternehmer hat eine klare Botschaft: «Wir müssen aufhören, uns mit negativen Gedanken selbst zu schwächen. Wir wollen alle nach vorne schauen und gemeinsam Adelboden weiterbringen. Dazu gehört, den Sprung in die digitale Welt zu wagen und unseren künftigen Gästen neue Erlebnisse zu bieten.» Rosser dürfte wohl eine treibende Kraft sein, wenn sich das eher gemächliche Lohnerdorf neu erfinden soll.
Es ist sein Abend. Mit einer Open-Air-Show, wie sie das beschauliche Dorf wohl noch nie erlebt hat, feiert Chris Rosser die Eröffnung seines neuen Apart Hotels mit dem Restaurant «Mister Cordon», der Gelateria «Fridas» und der «Vogellisi-Welt» mit regionalen Produkten (siehe Artikel rechts.)
«Es muss von Beginn weg richtig krachen», sagt Rosser, bevor das Fest losgeht. «Der Event ist unser Dankeschön an alle, die unser eigentlich unmögliches Projekt unterstützt und ermöglicht haben.» Der Dorfplatz ist voll, die 2G-Kontrolleure am Eingang können den Andrang kaum bewältigen. Moderator Bubi Rufener heizt die Stimmung an. Der DJ lässt die Dezibel bis an die Schmerzgrenze steigen.
Ein Video erzählt den Abriss des alten Hotels Kreuz und den baulichen Werdegang des Apart Hotels Adelboden nach. Chris Rosser spricht zum Publikum über die Gefühle, die ihn heute Abend erfüllen: «Ich bin einfach stolz. Stolz auf meine Familie, stolz auf alle, die ihren Teil zur ‹unmöglichen› Vision Apart Hotel beigetragen haben.»
Chris Rosser hatte schon im Vorfeld auf die 2G-Regelung gesetzt: «Ich wollte ein Fest, an dem man sich ohne Einschränkungen begegnen kann. Dem Ausschluss der Nichtgeimpften habe ich Rechnung getragen und den Act live auf Youtube gesendet. So können alle daran teilhaben. Mein ‹sturer Grind› liess nicht zu, das Dorffest abzusagen.»
Chris Rosser blickt auf sieben Jahre Planen und Bauen seines «verrückten» Herzensprojektes zurück. Auf die Frage, was ihn am meisten gefordert habe, antwortet er: «Die ständige Überzeugungsarbeit, der Kampf gegen Widerstände. Ein digitales Apart Hotel gibt es so noch nicht, ein Restaurant mit nichts anderem als Cordon bleus ist etwas ganz Neues, die digitale Dorfstrasse sowieso. Die negativen Stimmen immer wieder wegzustecken, das hat mich viel Kraft und Nerven gekostet.»