Sensation erkämpft
21.12.2021 SportEISHOCKEY Vor den Augen der anwesenden Sponsorenvertreter sowie einiger Ehrenmitglieder bot der EHC Kandersteg am Wochenende ein sehenswertes Spiel. Mit dem EHC Mirchel war eine der Spitzenmannschaften zu Gast und das Duell wurder erst in letzter Minute entschieden.
Den ...
EISHOCKEY Vor den Augen der anwesenden Sponsorenvertreter sowie einiger Ehrenmitglieder bot der EHC Kandersteg am Wochenende ein sehenswertes Spiel. Mit dem EHC Mirchel war eine der Spitzenmannschaften zu Gast und das Duell wurder erst in letzter Minute entschieden.
Den EHC Mirchel als Angstgegner zu bezeichnen, wäre nur korrekt, wenn sich die Kandersteger in der Vergangenheit eine valable Chance erarbeitet hätten. Aber die mit vielen ehemaligen My-Sports-League-Leistungsträgern und Nationalligaspielern gespickte Mannschaft war in der Vergangenheit kaum in der Leistungsreichweite der Oberländer. Eine ehrenvolle Niederlage war das höchste aller Gefühle. Doch in dieser Saison ist einiges anders. Das neue Trainerduo vermittelt der Mannschaft ein stabiles System, viel Freude und ein gesundes Selbstvertrauen. Daraus ergaben sich in der laufenden Meisterschaft wichtige Siege gegen direkte Konkurrenten um die Play-off-Plätze, aber auch positive Überraschungen gegen Spitzenmannschaften mit dem Sieg gegen den SC Bönigen als einem der Höhepunkte.
Starkes erstes Drittel
Mit diesem Selbstvertrauen begannen die Kandersteger das Spiel gegen den EHC Mirchel. Sie konnten den Gegner über weite Strecken neutralisieren und die vielen überdurchschnittlichen Einzelspieler in ihren Aktionen einschränken. Wenn dann trotzdem ein Durchbruch gelang, spielte Torhüter Grégory Steiner seine überragende Form aus und hielt mit seinen tollen Paraden die Einheimischen im Spiel. Ein persönlicher Effort, gepaart mit dem Glauben, dass jeder Abschluss eine reelle Torchance ist, führte zum Führungstreffer durch Jonathan Ryter. Mit einer Länge Vorsprung gingen die Kandersteger in die erste Pause – eine erste positive Überraschung war Tatsache.
In den zweiten 20 Minuten waren die Gastgeber weniger kompakt. Sie konnten die Räume für die läuferisch sehr starken Gäste nicht mehr so eng wie nötig machen. Zudem vernachlässigten sie das zu Beginn konsequente Körperspiel. Die Folge waren zu viele gute Torchancen des Gegners, der mit seiner Klasse früher oder später erfolgreich sein musste. Im zweiten Drittel fielen glücklicherweise nur zwei Treffer.
Tolle Moral
Die Gastgeber begaben sich nicht in die Rolle des Underdogs. Im Gegenteil: Die Kandersteger markierten sehr bald im letzten Abschnitt den Ausgleich und zeigten auf, dass sie Paroli bieten wollten. Zwei weitere Gegentreffer konnten sie unter grossem Einsatz jeweils wieder ausgleichen. Beeindruckend war, dass alle drei Blöcke ihren Beitrag leisteten. Dies notabene ohne Verstärkungsspieler. Auch zwei Saisondebütanten (Alexander Heim, zurück von zwei Kreuzbandrissen / Björn Künzi, zurück aus der RS) konnten Akzente setzen. Wenn das Powerplay wie schon öfter erwähnt die Verfassung einer Mannschaft widerspiegelt, sind die zwei Überzahltore der Kandersteger auch ein klares Statement. Das zweite war gleichzeitig auch deren zweite Führung.
Wille versetzt Berge
Leider konnten sie diese nicht über die Zeit retten und mussten sich dem grossen Druck des spielerisch überzeugenden Widersachers beugen. Doch die zweite Überraschung war mit dem Punktgewinn erkämpft. Das neue Selbstverständnis der Mannschaft bedeutet, nicht zufrieden zu sein, gegen eine Spitzenmannschaft einen Punkt geholt zu haben, sondern davon überzeugt zu sein, einen Zusatzpunkt erzielen zu können. Dies kam in den fünf Minuten Overtime klar zum Ausdruck. Die Gäste wollten diesen Zusatzpunkt auch und wären mit ihren Einzelspielern auch im Vorteil gewesen. Doch der unbändige Wille der Kandersteger reichte nicht nur für eine Entscheidung im Penaltyschiessen, sogar der eine oder andere Abschluss konnte erzielt werden. Dies tat aber der Gefährlichkeit des Gegners keinen Abbruch.
Bei der Lotterie Penaltyschiessen gewinnt häufig die kaltblütigere Mannschaft oder jene mit dem besseren Torhüter. Dass die Kandersteger einen – oder eigentlich zwei – überragende Torhüter in ihren Reihen wissen, kann dem Saison- wie auch dem Spielverlauf entnommen werden. Mit der Kaltblütigkeit haperte es zuweilen. Da aber der Torhüter keinen Treffer zuliess, reichte der souveräne Abschluss vom Matchwinner und Torschützen in der regulären Spielzeit, Martin «Schnutz» Lengacher, zum Sieg.
Alle Dämme brachen, die Freude der Spieler wie auch der Zuschauer war überwältigend. Die Sensation war aufgrund der geschlossenen Mannschaftsleistung sowie der grossen Willensleistung nicht unverdient.
ANDREAS JOSI, EHC KANDERSTEG
Matchtelegramm
EHC Kandersteg – EHC Mirchel 6:5 n.P.; 18.12.2021, Kunsteisbahn Kandersteg, 20:15 Uhr Zuschauer: 85; Schiedsrichter: Herrmann D. / Hirschi A. Strafen: EHCK 3 x 2 Minuten, EHCM 3 x 2 Minuten. Torschützen: 18. Ryter (Heim, Frei) 1:0; 29. Schwab (Messerli) 1:1; 33. Burkhalter 1:2; 42. Müller R. (Ausschluss Schwab) 2:2; 43. Schwab (Scheurer, Schlapbach) 2:3; 47. Heim (Künzi B., Stoller) 3:3; 48. Suter (Messerli) 3:4; 50. Zurbrügg 4:4; 53. Lengacher (Wandfluh; Ausschluss Müller Y.) 5:4; 58. Baeriswyl (Bucher, Suter) 5:5; 65. 6:5