Strengere Corona-Vorschriften – mit unterschiedlichen Auswirkungen
28.12.2021 CoronavirusAm 17. Dezember verschärfte der Bundesrat die Corona-Vorschriften. Wie gehen Gastgewerbebetriebe sowie Bäder und deren Gäste mit den neuen Regeln um? Der «Frutigländer» hat sich über die Weihnachtstage bei zufällig ausgewählten Betrieben umgehört.
KATHARINA ...
Am 17. Dezember verschärfte der Bundesrat die Corona-Vorschriften. Wie gehen Gastgewerbebetriebe sowie Bäder und deren Gäste mit den neuen Regeln um? Der «Frutigländer» hat sich über die Weihnachtstage bei zufällig ausgewählten Betrieben umgehört.
KATHARINA WITTWER
Unter anderem gilt seit dem 20. Dezember bis voraussichtlich am 24. Januar in öffentlich zugänglichen Innenräumen 2G. Das heisst: Über 16-Jährige müssen mit einem Zertifikat belegen, dass sie entweder geimpft oder genesen sind. Speisen und Getränke dürfen dort nur noch im Sitzen konsumiert werden. Diesbezüglich hat sich für Restaurants nicht viel geändert. Für den Eintritt in Discos, Bars, Hallenbäder, Saunas und für sportliche Betätigungen ist neu 2G+ vorgeschrieben, also ein Zertifikat und ein aktueller negativer Corona-Test. In diesen Fällen entfällt allerdings die Masken- und Sitzpflicht.
Sport ja, aber nicht überall
Der Verein Kander Kultur hat trotzdem alle geplanten Partys abgesagt, da die erforderliche Regel 2G+ dabei nur schwierig umsetzbar wäre. Zudem sei das Feiern von Partys mit der drohenden Omikron-Welle zurzeit schlicht unvernünftig. Auch wurden die Konzerte im Dezember und Januar nach Rücksprache mit den Künstlern verschoben. An einem Quizabend sowie ein paar Vorträgen hält der Verein derzeit aber noch fest, da diese mit 2G und Maskenpflicht umsetzbar seien. «Ob die Anlässe aber durchgeführt werden können, hängt stark mit den Auflagen des BAG zusammen, da doch eher mit einer Verschärfung gerechnet werden muss», so Reto Grossen von Kander Kultur
Das Hallenbad Aeschi bleibt bis vorerst am 9. Januar geschlossen, hingegen ist das Sportzentrum Frutigen weiterhin in Betrieb, jedoch mit eingeschränkten Öffnungszeiten. «Dass man sein Zertifikat und einen Ausweis zeigen muss, daran haben sich unsere Gäste längst gewöhnt. Neu ist halt 2G+», informiert Sabine Rauber vom Sportzentrum. Für die Sauna gelten die gleichen Vorschriften, und in der Garderobe darf auf die Maske verzichtet werden. «Auch wenn die Schulferien eine Woche früher begonnen haben, sind die Eintritte drastisch zurückgegangen», fügt die Teamleiterin Empfang an.
Znünipause in der Dorfbeiz weiterhin beliebt
Ruedis Kiosk-Treff in Adelboden ist bei Handwerkern oder Gemeindeangestellten, die draussen arbeiten, ein beliebter Ort für die Znünipause. Denise Jungen hat die Erfahrung gemacht, dass der grösste Teil dieses Gästesegmentes geimpft ist. «Wer nicht 2G entspricht, bestellt seinen Kaffee und das Sandwich an der Kasse und setzt sich draussen hin, wohin wir das Gewünschte bringen.» Reklamationen seien nur ganz am Anfang eingegangen. «Wir machen bloss unseren Job und kommen den Vorschriften nach», meint sie achselzuckend. Der Saal im Restaurant Bahnhof in Reichenbach wurde in der Vor-Corona-Zeit für Familien-, Firmen- und Vereinsanlässe gebucht. Viele Anlässe und Weihnachtsessen wurden nun verschoben oder abgesagt. Seit den verschärften Vorschriften bleiben diese Räume zum grössten Teil leer. Die meisten Vereinstrainings finden nicht mehr statt und somit kommen nach 21.30 Uhr keine neuen Gäste mehr. «Eigentlich könnten wir das Restaurant bereits um diese Zeit schliessen. Den finanziellen Verlust spüren wir schon. Als Dienstleistungsbetrieb halten wir uns jedoch an die gewohnten Öffnungszeiten und hoffen, dass unsere Kunden dies zu schätzen wissen. Zum Glück haben wir nach wie vor Gäste zum Mittag- und Abendessen», erklärt Wirtin Cornelia Trachsel.
«So schlecht wie dieses Jahr waren die Weihnachtstage noch nie – ausser 2020 während des Shutdowns», vernimmt man von der «Chemihütte». Mitinhaber Beat Christen weiss, dass viele Stammgäste weder die 3G (geimpft, genesen, gestestet) erfüllt haben noch die aktuellen 2G-Vorschriften und deswegen fernbleiben. Spontangäste, die letzte Woche Sonne tankten, konsumierten teilweise draussen.
Am 25. und 26. Dezember waren in Aeschiried sämtliche Parkplätze belegt. Weil sich die Sonne aber rar machte, reisten die meisten Besucher nach dem Spaziergang umgehend ab.
Traditionell laden die Gastgeber der «Chemihütte» am Stefanstag zum Altjahreshöck mit volkstümlicher Unterhaltung ein. Von den ursprünglich angemeldeten 50 Personen hat nach Bekanntgabe der strengeren Vorschriften rund die Hälfte abgesagt. «Nachdem wir die Werbetrommel intensiv gerührt hatten, konnten wir dann doch über 50 Personen begrüssen. Auch für Silvester – ebenfalls mit Ländlermusik – haben wir noch viele freie Plätze. Die Einschränkungen sind für uns eindeutig nachteilig», bilanziert Familie Christen.
Spezielle Herausforderungen für Hotels mit Spa-Bereich
Vorausschauend hat man im Kandersteger Hotel Doldenhorn die 2G-Regel bereits 14 Tage vor Inkrafttreten eingeführt. «In dieser Zeit informierten wir sämtliche Gäste, die bei uns gebucht hatten. Das verschaffte uns etwas Luft», informiert René F. Maeder, der sich über das späte Handeln des Bundesrates ärgert. Die darauf erfolgten wenigen Absagen für die Weihnachtstage konnten mit neuen Buchungen kompensiert werden. «Ein Grossteil unserer Gäste sind Schweizer, welche die Regeln kennen. Geschätzte 60 bis 70 Prozent sind geboostert und der Anteil Kinder ist recht gross.» Im ganzen Hotel inklusive Wellnessbereich gilt Maskenpflicht. Zudem gilt es, im Bad die Abstände einzuhalten; die Personenzahl ist beschränkt. In der Bar müsse schon mal mit Fingerspitzengefühl an die Sitzpflicht erinnert werden, so Maeder. Eine Herausforderung seien auch die Apéros – die traditionell als Stehanlässe gelten. Lässt es das Wetter in der Altjahreswoche zu, werden sie im Freien stattfinden.
Im Bellevue Parkhotel in Adelboden steigen fast nur Schweizer Gäste ab. «Unser Gästesegment besteht vornehmlich aus älteren Personen, die eh vorsichtig sind und den Status 2G haben. Deshalb hatten wir für die Weihnachtstage zum Glück kaum Annullationen», informiert Gastgeberin Franziska Richard. Auch im «Bellevue» gilt Maskenpflicht im ganzen Haus und für interne und externe Gäste 2G+ im Spa-Bereich. Fehlt das notwendige Zertifikat, kann im Dorf ein Test gemacht werden.
Schnelltests in Adelboden, Frutigen, Spiez, Thun und Interlaken möglich
Die Apotheke Weissenau GmbH ist ein Tochterunternehmen der Spitäler fmi AG und hat in deren Auftrag in den Räumen des Tennisclubhauses Adelboden oberhalb des Parkhauses, im Autounterstand des Spitals Frutigen und im GOPS neben dem Notfallzentrum des Spitals Interlaken jeweils ein Antigen-Schnelltest-Zentrum eingerichtet. Auf Voranmeldung können sich dort Personen, die älter als sechs Jahre sind, testen lassen. Negativ Getestete erhalten nach 15 bis 20 Minuten ein für 24 Stunden gültiges Zertifikat. Fällt das Testresultat positiv aus, wird durch die Apotheke gleich vor Ort ein PCR-Test durchgeführt. Die Kosten für den Schnelltest werden gegen Vorweisen der Krankenkassenkarte vom Bund übernommen. Für Unangemeldete fällt vor Ort ein Unkostenbeitrag an.
Die Niesen-Apotheke in Spiez, weitere Apotheken sowie die Spitäler Thun und Interlaken bieten ebenfalls Antigen-Schnelltests an. Überall ist eine Onlineanmeldung angezeigt. Nach Testmöglichkeiten in Thun und Interlaken sucht man am besten im Internet.
WI
Testmöglichkeiten in der Nähe finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html