Was wünscht man sich fürs nächste Jahr?
31.12.2021 UmfragenUMFRAGE Es braucht keine Studie, um herauszufinden, dass wir uns fürs nächste Jahr sehnlichst das Ende der Corona-Krise wünschen. Die Einschränkungen sind einerseits lästig. Wer eine Erkrankung durchgemacht oder deswegen gar Angehörige verloren hat, weiss andererseits um ...
UMFRAGE Es braucht keine Studie, um herauszufinden, dass wir uns fürs nächste Jahr sehnlichst das Ende der Corona-Krise wünschen. Die Einschränkungen sind einerseits lästig. Wer eine Erkrankung durchgemacht oder deswegen gar Angehörige verloren hat, weiss andererseits um die allgegenwärtige Gefahr einer Covid-Erkrankung und ihre möglichen Folgen. Jemandem beim Begrüssen die Hand reichen, soziale Kontakte pflegen, ein Restaurant besuchen, in den Ausgang gehen, uneingeschränkt Sport treiben – all diese Dinge haben in letzter Zeit ihre Selbstverständlichkeit verloren. «Blyb gsund!» ist längst keine Floskel mehr – sondern ein ganz ernst gemeinter Wunsch.
Welche Ziele und Träume fürs neue Jahr haben die Leute sonst noch? Eine Umfrage auf Kanderstegs Hauptstrasse liefert ein paar Beispiele.
Fabian Zurbrügg aus Kandersteg wünscht sich einen langen Winter mit viel Schnee «zum Skifahren und vor allem zum Langlaufen». Es tönt schon fast sarkastisch, aber der Jüngling wäre auch froh, wenn der Spitze Stein endlich einmal herunterkäme, damit das ständige «Gschtürm» und die Ungewissheit ein Ende haben.
Liliane und Ursin Stauss und ihre Kinder Silvan (l.) und Seraina aus Bern kommen öfters ins Blümlisalpdorf. «Wir hatten in diesem Jahr viel Glück, sind von Unfall, Krankheit oder Arbeitsplatzverlust verschont geblieben. Wir sind einfach wunschlos glücklich.» Kurz vor der Verabschiedung fällt ihnen noch ein, dass der kranke «Nonno» bald gesund werden möge.
Stefanie Reichen muss nicht lange überlegen. Die 25-Jährige wird im Frühling das erste Mal allein wohnen. Blacky, die Mischlingshündin, kann sie mitnehmen. «Ich freue mich sehr auf diesen Schritt, wünsche und hoffe, dass es gut kommt und ich es schaffe.»
Der Thuner Dominic Bürkler kommt eben von der Loipe, wo er sich regelmässig sportlich betätigt. Er ist im letzten Ausbildungsjahr als Polymechaniker. «Ich hoffe, dass ich im Sommer meine Lehre erfolgreich abschliessen kann. Danach muss ich in die Rekrutenschule einrücken. Für die Zeit im Militär wünsche ich mir natürlich, dass alles gut läuft.»
Veronika Balmer träumt davon, bald wieder ihn ihre zweite Heimat reisen zu können. Anfang Dezember begleitete sie ihren Partner in sein Herkunftsland. Er blieb, sie kehrte zwei Wochen später zurück. «Auch wegen meiner betagten Mutter. Am liebsten würde ich im Sommer und Winter in Kandersteg leben, dazwischen mit meinem Partner in unserem Eigenheim in der Türkei.»
Fredy Hari vom gleichnamigen Schuhgeschäft hat einen Wunsch, und zwar für alle: «Die Leute sollen wieder ‹normal› werden – zufrieden und dankbar sein für alles, was sie haben. Die Gier nach immer mehr macht mir zu schaffen. Mitnehmen kann ja niemand etwas.» Die dritte Strophe des «Schacher Seppli», für Hari das beste Lied überhaupt, fasst seine Haltung gut zusammen (siehe Kasten).
TEXT / BILDER: KATHARINA WITTWER
Die dritte Strophe vom «Schacher Seppli»
S isch mänge hüt en riiche Maa
Doch morn isch s leider so
Er stirbt und muess sis liebe Gäld
Jo alls hie unde lo
Mer treit en uf e Chilehof
Grad näb en ärmschte Maa
E jedä muess as gliich Ort hii
S isch sicher wahr, ja ja
GESUNGEN VON RUEDI RYMANN