Wie Joggen im Sitzen
17.12.2021 GesundheitLachen verbindet, schafft eine positive Atmosphäre und macht glücklich. Was für Charlie Chaplin galt, bereichert auch heute Begegnungen, schafft Freunde und ist zudem äus serst gesund. Ein Einblick in die Biologie des Lachens.
Für Charlie Chaplin war es Beruf und ...
Lachen verbindet, schafft eine positive Atmosphäre und macht glücklich. Was für Charlie Chaplin galt, bereichert auch heute Begegnungen, schafft Freunde und ist zudem äus serst gesund. Ein Einblick in die Biologie des Lachens.
Für Charlie Chaplin war es Beruf und Lebensinhalt: Mit klugem Witz brachte er auf der Leinwand die Menschen zum Lachen und verband seinen hintergründigen Humor mit ernsten Themen.
Gerade in der ausgefüllten Vorweihnachtszeit, wenn die Zeit knapp wird, alle Einkäufe, Einladungen, Vorbereitungen für die Festtage erledigt sein müssen, kann einem das Lachen schon mal vergehen. Am Fest selbst, mit strahlenden Gesichtern und fröhlichen Kindern unter dem Weihnachtsbaum, zeigt sich dann, wie viel Energie Lachen spenden kann.
Eigentlich schade, wenn der Humor durch die Herausforderungen beim Lernen, im Beruf und beim Haushalten zu wenig Raum erhält. Denn wer es schafft, seinem Leben mit einem Lachen zu begegnen und sich ab und zu eine «Humordusche» gönnt, kann nur gewinnen.
Lachen im Alltag wirkt erfrischend
Für Kinder ist Lachen eine Selbstverständlichkeit, unverkrampft lachen sie täglich bis zu 400-mal. Bei Erwachsenen reduziert der Ernst des Lebens die befreiende Freude auf weniger als zwanzigmal pro Tag. Dabei ist die Fähigkeit zu lachen angeboren, alle Menschen haben Humor, und wer denkt, das Lachen verlernt zu haben, kann es ganz einfach wieder wecken. Zum Beispiel über Erinnerungen an lustige Begebenheiten oder ulkige Erlebnisse, mit einem lustigen Cartoon, einem Witz oder einfach nur einer halben Minute mit einem stumm ausgesprochenen «E» vor dem Spiegel. Dabei werden nämlich die gleichen Gesichtsmuskeln aktiviert, wie beim Lachen.
Seminarleiter bringen gute Stimmung in eine Gruppe, wenn sich die Teilnehmer einen dünnen Bleistift zwischen die Zähne klemmen und sich gegenseitig anschauen. Beim Zubeissen gehen die Mundwinkel nach oben und die Augen ziehen sich zusammen. Die verantwortlichen «Lachmuskeln» beginnen zu arbeiten und aktivieren im Gehirn positive Gefühle. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der Bleistift auf der Oberlippe liegt und zum Festhalten ein Schmollmund nötig wird.
Besinnliche Geschichten gehören zur Adventszeit, doch zwischendurch lässt auch mal eine lustige Weihnachtserzählung die Familie gemeinsam schmunzeln; es wirkt erfrischend und bringt echte Freude in die reich befrachteten Vorweihnachtstage.
Lachen macht glücklich und schlau
Es gibt sie tatsächlich, die Wissenschaft über die Auswirkungen des Lachens. Sie heisst Gelotologie (griech. gelos = Lachen) und liefert immer neue Belege für die uralte Volksweisheit: «Lachen ist die beste Medizin». Wer sich zu Beginn der 1960er-Jahre wissenschaftlich ernst und vertieft mit Humor und Lachen befasste, wurde von «seriösen» Kollegen belächelt: «Warum seine Zeit mit so etwas Lächerlichem wie dem Humor vergeuden»? Doch inzwischen findet die Gelotologie immer neue positive Wirkungen des Lachens und liefert Einblicke in die Biologie des Humors.
Lachen und Lächeln aktivieren die Hirnrinde, also den Bereich, in dem Lernvorgänge ablaufen, Sinneseindrücke verarbeitet und wichtige Inhalte im Gedächtnis festgeschrieben werden.
Lachen macht schlau und fördert das Gedächtnis. Testpersonen, denen eine amerikanische Psychologin eine Liste mit 30 Wörtern vorlas und ihnen eine halbe Stunde danach einen witzigen Videoclip vorspielte, erinnerten sich eine Woche später an doppelt so viele Begriffe wie Vergleichspersonen, die nach der Wortliste nichts zu Lachen hatten.
Gleichzeitig wirkt es entspannend, wenn beim Lachen das Hormonsystem positiv stimuliert und insbesondere die Produktion des Stresshormons Cortison unterdrückt wird. Zusätzlich löst die Anspannung der «Lachmuskeln» im Gesicht die Ausschüttung von Glückshormonen (Serotonin, Dopamin) und Endorphinen (körpereigene Opiate) aus. Cornelia Leisch, Lachtrainerin aus München, ist vom Effekt, den Lachen auf die Psyche hat, überzeugt: «Durch das Lachen werden Stresshormone abgebaut und Endorphine, also Glückshormone, produziert, die Schmerzen vermindern. Das ist besonders wichtig für Leute, die unter chronischen Schmerzen leiden.»
Lachen ist eine einfache und günstige Methode, sich etwas Gutes zu tun
Ein richtiger Lachanfall ist Hochleistungssport, weil vom Gesicht bis zum Bauch fast 300 verschiedene Muskeln aktiviert werden und gleichzeitig arbeiten. Zwanzig Sekunden herzhaftes Lachen kommen einem dreiminütigen Lauf gleich. «Lachen ist Joggen im Sitzen» meint dazu der deutsche Lachforscher Michael Titze. Nachdem sich beim «Lach-Schock» Herzfrequenz und Blutdruck erhöht haben, folgt eine längere Entspannungsphase. Der Blutdruck sinkt auf ein tieferes Niveau als zuvor und die Muskulatur entspannt sich.
Schmerzpatienten erleben durch die Wirkungen der im Gehirn freigesetzten Botenstoffe und die Muskelentspannung eine Schmerzlinderung. Humor als heilende Kraft in der Schmerztherapie ist daher ein vielversprechender Ansatz.
Schlussendlich profitiert auch das Immunsystem auf verschiedenen Ebenen vom Lachen, es wird aktiver und schüttet Abwehrstoffe ins Blut aus (siehe Kasten).
Michael Titze, Psychoanalytiker und Lachforscher, ist überzeugt: «Lachen ist ein echter Gesundbrunnen. Es verbessert die Lungenfunktion, versorgt das Gehirn mit einer Sauerstoffdusche und massiert die inneren Organe. Die Immunabwehr steigt, Stresshormone bauen sich ab und Glückshormone werden freigesetzt. Wer regelmässig ausgiebig lacht, tut also eine Menge für seine Gesundheit.» Mehrmals täglich zu empfehlen und überall einzusetzen.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Mehr erfahren Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Mit hochgezogen Mundwinkeln gegen Krankheiten
Schon vor etwa vor 100 Jahren hat der amerikanische Schlafforscher James Walsh angenommen, dass das Immunsystem aktiviert wird, wenn ein Mensch häufig und regelmässig lacht. Dies wurde später durch die moderne Lachforschung bestätigt. So erhöht sich die Zirkulation gewisser Immunzellen und -substanzen (T-Lymphozyten, «Killer-Zellen», Immunglobulin A, Gamma-Interferon) nach einem Lachanfall im Blut für Stunden. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum fröhliche Menschen mit positiver Lebenseinstellung seltener erkranken.
QUELLE: PRESSEMITTEILUNG MED UNI GRAZ, 2016