NAMENSKUNDE Nicht nur Weihnachten, sondern auch der Jahreswechsel schlägt sich in verschiedenen Ortsnamen der Schweiz nieder. Eine Spurensuche.

Die Route de St-Sylvestre (Bild 1) führt von Bonnefontaine im französischen Kantonsteil ins deutsch-freiburgische St. Silvester (Bild 2). Die Namen «Sancto Silvestro» und «Baselgin» (kleine Kirche) wurden 1148 im Zusammenhang mit einer kleinen Gebetsstätte auf einem Hügel erstmals erwähnt. Das Kirchlein
(Bild 3) war dem heiligen Papst Silvester I. geweiht. Später erhielten der nahe gelegene Weiler und die Umgebung den Namen des Kirchpatrons. Die Kirche selbst steht noch heute an dieser Stelle. Die Turmspitze ist im kleinen Wäldchen rechts zu erkennen (Bild 4). Im Chor steht die 240 Kilogramm schwere, aus Sandstein gefertigte Statue des heiligen Silvesters (Bild 5). Geschaffen wurde sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von einem unbekannten Bildhauer. Das kleine Gotteshaus mit zwei Bäumen ziert das Gemeindewappen (Bild 6).

Weshalb eine Wiese – heute ein Parkplatz – in Eschlikon TG «Silvester» heisst, weiss niemand mehr. Hiess ihr Besitzer Silvester? Wurde sie an ebendiesem Tag ge- oder verkauft – oder wurde auf dieser Parzelle ein Silvesterbrauch zelebriert?

Die Silvester-Route, eine Kletterroute auf den 1776 Meter hohen Brüggler im Näfelser Schwändital (GL) wurde an einem Silvestertag erstmals begangen und später mit Haken versehen. Die Kletterei weist einen Schwierigkeitsgrad von 4+ auf und erstreckt sich über 210 Meter oder 5 bis 6 Seillängen. Am gleichen Tag oder nach einer kurzen Nacht wünscht man sich «Es guets Nöis» oder auf französisch: «Bonne Année». Fährt man vom Chablais nach Torgon, das zum Skigebiet «Portes du Soleil» gehört, passiert man Bonne Année (Bild 7). Der aus steilem Landwirtschaftsland, Wald und zwei Häusern bestehende Weiler liegt in der Gemeinde Vionnaz im Kanton Wallis (Bild 8). Aktuell wohnen dort zehn Personen. Entlang der Strasse gibt es eine Ortschaftstafel, eine Postautohaltestelle, einen Robidog-Kübel und einen Kehrichtcontainer. Über die Namensherkunft gibt es zwei Theorien: Die eine behauptet, weil die Früchte an den exponierten Hängen in Hülle und Fülle reifen, seien alle Jahre gute Jahre – eben «bonnes années». Die andere ist sachlicher und behauptet, dass der Name Bonne-Année von einer Parzelle mit dem Namen Bonané oder Bonanné stamme, die bereits 1866 im Katasterregister eingetragen war. Dieser Ausdruck bezeichnet die Region der Wildbannmeilen, die der Schlossherr von Chillon für seine Armee zur Verfügung hatte. Die Wälder von Vionnaz waren sein Jagdgebiet.

TEXT / BILDER: KATHARINA WITTWER

Zwischen Silvester und Neujahr

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