Der BAAG-Winter endet erneut vor Ostern
18.01.2022 AdelbodenDie Bergbahnen Adelboden AG wird am 3. April die letzten Lifte für diesen Winter abstellen. Im Lohnerdorf wird über den Saisonschluss zwei Wochen vor den Feiertagen diskutiert. Welche Überlegungen stecken dahinter?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die Frage wird auch in diesem ...
Die Bergbahnen Adelboden AG wird am 3. April die letzten Lifte für diesen Winter abstellen. Im Lohnerdorf wird über den Saisonschluss zwei Wochen vor den Feiertagen diskutiert. Welche Überlegungen stecken dahinter?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die Frage wird auch in diesem Jahr wieder gestellt: Weshalb beendet die Bergbahnen Adelboden AG (BAAG) die Wintersaison im Hauptgebiet Silleren schon Anfang April, also in diesem Jahr zwei Wochen vor Ostern? Erstmals wurde das 2019 so gemacht. 2020 erfolgte das frühzeitige Saisonende Mitte März wegen Corona und 2021 fiel Ostern sowieso auf das erste Aprilwochenende. Bereits 2019 erklärte das Bahnunternehmen, dass die BAAG-Saison künftig normalerweise Anfang April beendet würde – ungeachtet des Osterdatums.
Die jüngste Nachfrage zu diesem Thema wurde vom lokalen Handwerkerund Gewerbeverein (HGV) an die Gemeinde gestellt. Letztere ist Hauptaktionärin der BAAG. Gemeinderatspräsident Markus Gempeler bestätigt, dass sich die Behörde damit befasst hat und bekräftigt die schriftlichen Antworten an den HGV am Telefon: «Wir können auch als Hauptaktionärin keine Vorschriften für das Tagesgeschäft und die Öffnungszeiten machen, dafür ist der Verwaltungsrat verantwortlich.» Gempeler weist darauf hin, dass hier die öffentliche Hand im Gegensatz zu vielen anderen Skigebieten keine jährlichen Betriebsbeiträge an die Bahn entrichte und eine «normale Aktionärin» sei. Im Gegenteil: Die BAAG beteilige sich mit jährlich gut 180 000 Franken an den Kosten des Vorortsverkehrs und entlaste so die Gemeinde.
Minusgeschäft im April
Im Antwortschreiben an den HGV wird darauf hingewiesen, dass eine Saisonverlängerung bis Ostern ein defizitäres Geschäft sei. Gempeler kann das mit Bestimmtheit sagen, da er als Vertreter der Gemeinde im Verwaltungsrat der Bahn die Zahlen kennt. «Seit Jahren gibt es eine laufende Verschiebung. Der frühe Saisonanfang im Herbst wird immer wichtiger, während der April immer weniger gefragt ist. Der Rückgang seit 2010 beträgt gut 50 Prozent.» So sei ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb nicht möglich, das fehlende Geld wirke sich dann auf die lnvestitionen des privaten Bahnunternehmens aus. Zudem sei Skifahren bis Anfang Mai auf der Engstligenalp fast immer möglich. Eine Aufteilung dieser Gäste auf zwei Unternehmen sei für keines der beiden erfolgversprechend. Ausserdem ist eine Verlängerung in den April hinein auch für die Lenker kein Thema, es fehlt also der zweite Einstieg ins Skigebiet.
BAAG-Direktor Markus Hostettler präzisiert diese Aussagen auf Anfrage. «Wir rechnen im April pro Betriebstag mit einem Verlust von 40 000 Franken. Daraus resultiert der Entscheid, nur bis zum ersten Wochenende zu fahren.» Im April würden sich die Leute bereits auf das Biken und auf Strassencafés freuen und kaum mehr auf die in mittleren Höhen meist schon weichen Pisten. Eine Verlagerung der Saison sei durch den Klimawandel unumgänglich. In der Antwort an den HGV wird zudem betont, dass die Anlagen seit zwei Jahren an den Herbstwochenenden durchgehend betrieben würden, was eine Wertsteigerung für den Ort darstelle. Das Snowfarming auf Tschenten biete in dieser Zeit eine zusätzliche Bereicherung.
Die Hotellerie in die Pflicht nehmen?
Interessant ist der letzte Satz im Antwortschreiben: «Stellen der HGV und der Hotelierverein sicher, dass all ihre Betriebe bis Osterdienstag offen haben und sie bereit sind, einen Teil des Verlustes der Bergbahnen zu übernehmen, könnte ein entsprechender Antrag an die BAAG erfolgen.» Die BAAG zeigt sich also offen, für die zusätzlichen Betriebstage subventioniert zu werden. Und was sagt der Hotelierpräsident Thomas Hofer dazu, dessen Branche direkt vom Gemeinderat angesprochen wird? «Es ist völlig unrealistisch, dass wir der Bahn Ausfälle in diesen Grössenordnungen decken können. Darüber müssen wir nicht weiter diskutieren. Ich weiss auch nicht, wie sich diese Zahlen zusammensetzen.» Er zeigt Verständnis für die finanziellen Rahmenbedingungen der BAAG, die Hotels hätten es ja auch nicht einfach. Und natürlich bestehe eine gegenseitige Abhängigkeit bei den Angeboten, jedoch setze die Bahn eher auf Tagestourismus und die Hotels auf längere Aufenthalte. Diese nicht unproblematische Beziehung bezeichnet er als eine Art Hassliebe.
Der «Des Alpes»-Hotelier Thomas Hofer vermisst einen engeren Austausch über gemeinsame Interessen und bemängelt bei der BAAG fehlende Flexibilität, um beispielsweise im April wochentags ein angepasstes Angebot – weniger Pisten oder kürzere Öffnungszeiten – im Programm zu haben und nur die Wochenenden voll zu fahren. Das Aprilwetter würde in dieser Diskussion je nachdem der Bahn oder den Schliessungskritikern recht geben, so Hofer. «Es gibt keine Patentlösung», dessen sei er sich bewusst. Er würde es aber begrüssen, auch mal «schräge oder aussergewöhnliche Ideen» zu diskutieren, und dazu nicht nur die Buchhalter an den Tisch zu setzen. «Wieso nicht die Pistenprofis des Weltcups oder Skilehrer einladen?» Entstehen würden so eher mittelfristige Lösungen, für den laufenden Winter sei die Diskussion zu spät.
Spätestens 2025 erneut ein Thema
Auch der frühere BAAG-Präsident Jean-Rolf Pieren macht seinem Unmut Luft (siehe Leserbrief im letzten «Frutigländer»). Die Bergbahnführung solle sich bewegen und die Ostertage nutzen.
Und wie geht es nun weiter? Am 3. April 2022 ist an Silleren Saisonschluss, auf der Engstligenalp wird der Winter noch bis zum 1. Mai zelebriert. Im nächsten Jahr fällt Ostern auf den 9. April, die BAAG-Bahnen werden auch bis zu diesem Datum fahren, bestätigt Markus Gempeler. Ein Jahr später ist Ostern am 31. März und damit wohl gleichzeitig auch Saisonende. 2025 dürfte das Thema erneut aufkommen, denn Ostern ist dann erst am 20. April.