Es fehlen aussagekräftige Messwerte
25.01.2022 Kandergrund, Blausee, MitholzDer Runde Tisch «Grundwasser oberes Kandertal» hat seine Arbeiten abgeschlossen. Ein Ergebnis: Die in Auftrag gegebenen Untersuchungen konnten die Fischsterben beim Blausee nicht erklären. Seit Ende 2021 überwacht nun ein Monitoringsystem die Wasserbewegungen im genannten ...
Der Runde Tisch «Grundwasser oberes Kandertal» hat seine Arbeiten abgeschlossen. Ein Ergebnis: Die in Auftrag gegebenen Untersuchungen konnten die Fischsterben beim Blausee nicht erklären. Seit Ende 2021 überwacht nun ein Monitoringsystem die Wasserbewegungen im genannten Gebiet.
Im oberen Kandertal konzentrieren sich auf dem Gebiet der Gemeinde Kandergrund auf kleiner Fläche verschiedene wichtige Infrastrukturanlagen, unter anderem die Nationalstrasse, die Bergstrecke der BLS mit Tunnels, der Steinbruch SHB, das ehemalige Munitionslager Mitholz sowie der Blausee mit den Fischzuchtanlagen. Um gemeinsame Grundlagen zum Schutz des Grundwassers in der Region zu erarbeiten, bildeten sieben Unternehmen und Behörden Ende 2020 den Runden Tisch «Grundwasser oberes Kandertal» (siehe Kasten). Nun hat der Runde Tisch seine Arbeiten abgeschlossen.
Die Zielsetzung der Beteiligten
Ziel des Runden Tischs war es, die Auswirkungen von bestehenden Anlagen sowie von künftigen Bauvorhaben und anderen Projekten auf das Grundwasser zu klären und die verschiedenen Interessen für die Zukunft aufeinander abzustimmen. Dafür liess man von einem unabhängigen Geologiebüro ein hydrogeologisches Modell sowie eine Expertise erarbeiten, die Fragen zum Zustand des Grundwassers beantworten sollte.
Grundwasser im oberen Kandertal anfällig für Gefährdungen
Das hydrogeologische Modell stellt die regionalen Grundwasserverhältnisse erstmals umfassend dar. Die Ablagerungen des Kandertaler Bergsturzes vor etwa 3200 Jahren wirken heute als Grundwasserleiter. Von Kandersteg her fliessen jeden Tag mehr als 50 000 m3 Wasser talwärts – etwa zwei Drittel davon als Grundwasser verborgen im Untergrund und etwa ein Drittel offen in der Kander. Im Gebiet Blausee tritt das Grundwasser in zahlreichen Quellen zu Tage und gelangt direkt oder über Quellbäche in die Kander.
Über den Bergsturzablagerungen im Kandertal fehlt vielerorts eine Humusschicht, wie sie etwa im Mittelland vorhanden ist. Ohne diesen Schutz bestehen für das Grundwasser und die damit verbundenen Quellen und Grundwasserseen wie den Blausee viele natürliche und menschliche Gefährdungen.
Keine eindeutigen Antworten
Grundlagen für die unabhängige Expertise zur hydrogeologischen Situation im oberen Kandertal bildeten Fragen, welche die Parteien des Runden Tischs gemeinsam definiert hatten. Dazu analysierte der Gutachter umfangreiche und teils weit zurückreichende Berichte nach Ursachen-Wirkungszusammenhängen. Diese sind sehr komplex. Weil aktuelle und regelmässige, aussagekräftige Messwerte fehlen, kam er schliesslich zum Schluss, dass sich auf die Fragen zu einem potenziellen Schadstofftransport im Grundwasser keine einfachen und eindeutigen Antworten geben lassen. In seiner Expertise kommt der Gutachter zum Fazit, dass keine altlastenrechtlich relevanten Gewässerverschmutzungen erkennbar sind. Sprich: Aufgrund der hydrogeologischen Untersuchungen allein können die Ursache(n) der Fischsterben der letzten Jahre in der Fischzuchtanlage der Blausee AG nicht erklärt werden.
Nachhaltiger Schutz des Grundwassers
Um für die Zukunft belastbare Messwerte erheben zu können, hat der Runde Tisch ein Überwachungssystem eingerichtet. Es wurde bereits Ende 2021 in Betrieb genommen. In erster Linie dient es der Überwachung und damit dem Schutz des Grundwassers in der Region. Das System besteht aktuell aus 23 Messstellen mit rund 50 Sensoren im Grundwasser und in der Kander. Deren Daten werden automatisch erfasst und teils online übermittelt. Weitere Messstellen werden regelmässig vor Ort abgelesen. Das Monitoringsystem stellt sicher, dass die Grundwasserverhältnisse umfassend erfasst werden. Aufgrund der Daten kann das hydrogeologische Modell weiter verfeinert werden.
Arbeit abgeschlossen
Die beteiligten Parteien haben im Dezember 2021 gemeinsam beschlossen, dass der Runde Tisch mit den drei Arbeitsergebnissen hydrogeologisches Modell, gemeinsames Überwachungssystem und Expertise des unabhängigen Gutachters aufgelöst wird. An der abschliessenden Sitzung vom 21. Januar 2022 blieb die Blausee AG fern – sie trägt die unabhängige Expertise nicht mit. Damit fehlt die vereinbarte Einstimmigkeit für eine Veröffentlichung der Expertise im Rahmen des Runden Tischs.
Die weitere Zusammenarbeit wird künftig im Rahmen der technischen Leitung des Monitorings erfolgen. An dieser wird sich die Blausee AG nach wie vor beteiligen. Bei ausserordentlichen Messwerten oder Ereignissen wird die technische Leitung sofort intervenieren. Zur ordentlichen Behandlung von längerfristigen Fragen trifft sie sich zweimal pro Jahr. Regierungsstatthalterin Ariane Nottaris und der Gemeindepräsident von Kandergrund, Roman Lanz, bedanken sich bei allen am Runden Tisch beteiligten Organisationen für die Zusammenarbeit in den letzten Monaten.
PRESSEDIENST RUNDER TISCH «GRUNDWASSER OBERES KANDERTAL»
Zusammen mit der Medienmitteilung werden das hydrogeologische Modell und das Monitoringkonzept versendet. Diese Unterlagen sind auch unter www.kandergrund.ch zu finden.
Die Beteiligten
Der Runde Tisch «Grundwasser oberes Kandertal» bildete sich auf Initiative von Regierungsstatthalterin Ariane Nottaris, Kandergrunds Gemeindepräsidenten Roman Lanz und dem ehemaligen Kandersteger Gemeinderatspräsidenten Urs Weibel. Da sich bald abzeichnete, dass Kandersteg aufgrund der offenen Fragen nicht betroffen ist, verzichtete die Gemeinde nach dem zweiten Treffen auf eine weitere Teilnahme.
Die Trägerschaft bildeten daraufhin die folgenden Organisationen:
• Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, VBS*;
• Bundesamt für Verkehr;
• Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern, Amt für Wasser und Abfall*;
• Gemeinde Kandergrund;
• Blausee AG*;
• BLS Netz AG*;
• Steinbruch+Hartschotterwerk Blausee-Mitholz AG*.
* Bilden die technische Leitung des Überwachungssystems.
Der Runde Tisch traf sich zwischen November 2020 und Januar 2022 neunmal. Als unabhängige Gutachterin wurde die Jäckli Geologie AG in Zürich beauftragt.
PRESSEDIENST RUNDER TISCH «GRUNDWASSER OBERES KANDERTAL