LESERBRIEFE ZUM VERKAUF DES SCHULHAUSES LADHOLZ
28.01.2022 LeserbriefAusverkauf der Heimat?
Vor bald einem Jahr wurde bekannt, dass unser Schulhaus trotz anfänglich anderer Versprechen veräussert werden soll. Nach Ausschreibung im letzten Frühsommer gab es verschiedene Interessenten, darunter auch Einheimische, junge Familien mit Kindern, ...
Ausverkauf der Heimat?
Vor bald einem Jahr wurde bekannt, dass unser Schulhaus trotz anfänglich anderer Versprechen veräussert werden soll. Nach Ausschreibung im letzten Frühsommer gab es verschiedene Interessenten, darunter auch Einheimische, junge Familien mit Kindern, hier im Tal aufgewachsen. Sie arbeiten hier, bezahlen in ihrer Heimatgemeinde Steuern und kennen die Umgebung. Sie würden gerne etwas Eigenes verwirklichen, würden es zu schätzen wissen, den Platz im Ladholz übernehmen zu können, was auch der Bevölkerung grösstenteils entsprechen würde.
Nun, unsere Gemeinde Frutigen hat Vorbildfunktion, sie kennt ja die Lex Furgler (Anmerkung der Redaktion: Vorgängerin der Lex Koller), bestens. Dass nun unsere Gemeinde den Höchstbietenden ins Boot holt, ohne das andere zu beachten, finde ich sehr schade. Meine Frage: Wollen wir wirklich Auswärtigen die Zustimmung geben, obschon einheimische Familien auch hoffen? Für uns ist das fragwürdig. Deshalb stimmen wir Nein zum Verkauf des Schulhauses Ladholz.
EMMA UND CHRISTIAN MAURER, ROHRBACH, UND TURNERFRAUEN LADHOLZ
Ist das familienfreundlich?
Die Gemeinde Frutigen bewirbt sich selbst immer wieder als sehr familienfreundliche Wohngemeinde. Das wird im Dorfbezirk auch sehr gut umgesetzt. Wenn sich allerdings eine Familie mit Kindern im ländlichen Gebiet von Frutigen niederlassen möchte, wird es schwierig. Zum Verkauf stehen nur selten Objekte, da die meisten in Landwirtschaftsbetrieben integriert sind. Baufällige Häuser können oft durch Auflagen von Heimatschutz nur unter erschwerten Bedingungen renoviert werden. Manche Objekte stehen auch in einer Gefahrenzone.
Da sollte man doch meinen, dass die «familienfreundliche» Gemeinde die zu veräussernden Objekte in erster Linie an Familien mit Kindern im Schulalter oder jünger verkaufen möchte. Dass dann finanzkräftige Käufer einheimischen, jungen Familien vorgezogen werden, stimmt einen als Bürger doch sehr nachdenklich. Immer wird die Abwanderung der jungen Bevölkerung aus dem ländlichen Raum von der Politik beklagt und bedauert. Aber ausgerechnet eine betroffene Gemeinde möchte einer oder mehreren Familien das Wurzelnschlagen im Berggebiet verwehren.
Deshalb stimmen wir am 13. Februar Nein zu dieser Vorlage, und geben der Gemeinde die Möglichkeit, eine familiäre Käuferschaft zu wählen. Auf dass bald wieder Kinderlachen das ehemalige Schulhaus erfüllt!
BEATRICE WYSSEN-TREUTHARDT, RIED