NACHGEHAKT – Was du morgen kannst besorgen – das prokrastiniere heute!
21.01.2022 KolumneWas du morgen kannst besorgen – das prokrastiniere heute!
Geht es Ihnen manchmal auch so wie mir? Eigentlich weiss ich schon seit einiger Zeit, dass ich bis Ende Woche die Aufgabe xy zu lösen habe. Doch irgendwie fehlt mir die Motivation, dann wieder die Zeit, dann, ...
Was du morgen kannst besorgen – das prokrastiniere heute!
Geht es Ihnen manchmal auch so wie mir? Eigentlich weiss ich schon seit einiger Zeit, dass ich bis Ende Woche die Aufgabe xy zu lösen habe. Doch irgendwie fehlt mir die Motivation, dann wieder die Zeit, dann, genau in dem Moment, als man sich endlich dahinterklemmen wollte, kommt wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischen, und weg ist die gute Absicht, eben diese doch dringend zu erledigende Aufgabe xy zu lösen. Reuige Gedanken und ein schlechtes Gefühl schleichen sich langsam, aber sicher ein und kommen hoch, und der Termindruck nimmt unerbittlich zu – aber noch immer schiebt man die Aufgabe vor sich her …! Und plötzlich kommt einem doch noch in den Sinn, dass da im Keller seit Monaten noch ein Abteil darauf wartet, aufgeräumt zu werden, oder man ruft noch schnell jemanden an für einen Schwatz oder … und schon muss die Aufgabe xy, die nun doch wirklich ultra-dringend wird, noch ein bisschen länger warten.
Ich könnte das Szenario noch beliebig erweitern. Schlussendlich kommt es genau auf das heraus, was man von Beginn weg verhindern wollte: Eine Nacht- und Nebelübung im Stress und unter Zeitnot, statt gemütlich und kontrolliert ohne Termindruck die Aufgabe erledigen zu können.
Haben Sie schon mal das Wort Prokrastination gehört – oder wissen sogar, was es bedeutet? Nein? Falls Ihnen aber obig beschriebene Situation nicht so unbekannt ist, könnte es dennoch sein, dass Sie Prokrastination kennen!
Prokrastination bedeutet wissenschaftlich ausgedrückt nichts anderes, als die krankhafte Form der beschriebenen «Aufschieberitis», eben wenn einem die Selbststeuerung ein Schnippchen schlägt und vieles nur auf den «letzten Drücker» erledigt wird.
Nun aber keine Angst: Ich will Sie weder belehren noch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zumüllen noch als krank titulieren. Interessant ist nämlich folgendes: Studien ergaben, dass lediglich zwei Prozent aller Studierenden das dauernde Aufschieben nicht kennen. Dies trifft aber nicht nur auf Studierende zu. Sporadisches Aufschieben ist ein ganz normales Verhalten und weit verbreitet und hat mit Kranksein nichts zu tun. Diese Aussage beruhigt doch!
Ob dieses Wissen mein Verhalten beim Angehen von Aufgaben zukünftig positiv beeinflusst, wird sich erst noch zeigen müssen …
Eigentlich habe ich mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Thomas Egger, ich bin verheiratet und wir wohnen zusammen mit unserem 16-jährigen Sohn in Frutigen. Lange Zeit war ich als Primar- und Reallehrer tätig, habe für internationale Organisationen in Bosnien-Herzegowina und in Syrien gearbeitet und durfte als rechte Hand des Kommandanten der Schweizer Luftwaffe viel von dieser Welt sehen. Während eines Dutzends Jahre führte und reorganisierte ich zwei Justizvollzugsanstalten in den Kantonen Wallis und Bern.
Aktuell arbeite ich im Bereich Historisches Armeematerial im Armeestab des VBS und beschäftige mich auch dort mit Betriebsanalyse- und Reorganisationsfragen in Nonprofit-Organisationen. Dies sind Themen, die mich nun schon seit vielen Berufsjahren begleiten und faszinieren.
Ich freue mich, in lockerer Folge als Kolumnist mit Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, einige Gedanken zu wälzen unter dem Motto «nachgehakt» – eben nicht mit «ck» wie «hacken», sondern «nachgehakt» mit «k» – was dem «Nachfragen» oder «Hinterfragen» ähnlich kommt.
THOMAS EGGER
TH.EGGER@GMX.CH