SCHRITT FÜR SCHRITT – Probieren geht über studieren
14.01.2022 KolumneProbieren geht über studieren
«Wenn du einen Marathon laufen möchtest, dann musst du am Tag vorher möglichst viele Teigwaren essen.» Diese Behauptung liest man des Öfteren nicht nur in Zeitschriften und Büchern, sondern hört sie auch von ambitionierten Sportlern. So ...
Probieren geht über studieren
«Wenn du einen Marathon laufen möchtest, dann musst du am Tag vorher möglichst viele Teigwaren essen.» Diese Behauptung liest man des Öfteren nicht nur in Zeitschriften und Büchern, sondern hört sie auch von ambitionierten Sportlern. So ist es schon fast traditionell, dass Veranstalter vor einem längeren Lauf zur Pasta-Party einladen. Die Kohlenhydratspeicher werden dann gefüllt, und allein der Glaube daran bewirkt ja sicher schon ein besseres Leistungsvermögen am Renntag. Ich erinnere mich noch gut an einen Ultratrail in Italien, wo ich am Vortag zwei Pizzas gegessen hatte. Ich hatte Power wie noch nie! Ob es an der etwas ungewöhnlichen Ernährung lag, an dem südländischen Ambiente oder an meinem Trainingszustand? Irgendwie hat es funktioniert.
Und dann gibt es noch die Empfehlung im Training pro Stunde mindestens 0,5 Liter zu trinken. Am besten sollen sich isotonische Getränke eignen, die vom Körper besser aufgenommen werden. Irgendwie schaffe ich es nie, mich an diesen Grundsatz zu halten. So gelingt es mir problemlos, zwei bis drei Stunden zu laufen oder über die Langlaufpiste zu gleiten, ohne an der Flasche zu nippen. Im Sommer erfrischt manchmal ein Schluck aus dem kühlen Brunnen, im Winter bleibt der Durst meist fern. Kollabiert bin ich deswegen noch nie. Der Bedarf nach Flüssigkeit kommt meist erst später, da kann dann eine kühle Apfelschorle im Sommer oder ein heisser Punsch im Winter ein richtiger Genuss sein. Manchmal darf es auch ein Bier sein, obwohl Alkohol nach dem Sport ja gar nicht gesund ist! Aber lassen wir diese Regel mal beiseite. Wie ist es mit langen Trainings?
«Trainings über drei Stunden machen keinen Sinn und schädigen die Gelenke», lautet eine Regel. Ehrlich gesagt: Als ich das erste Mal zwei Stunden am Stück gelaufen bin, tat mir jeder Knochen weh. Könnte also etwas dran sein? Mit den regelmässigen langen Läufen ist dieses Phänomen aber plötzlich verschwunden. Heute zwei Stunden, morgen vier Stunden und übermorgen fünf Stunden, alles kein Problem! Knieschmerzen? Kenne ich seit Jahren nicht. Den Berg hochlaufen und dann auch wieder runter und dabei keine Schmerzen zu haben macht Spass. Lange Trainings im Sommer sind zu einer Leidenschaft ohne Leiden geworden. So hat sich auch dieser Grundsatz für mich nicht bestätigt.
«Positive respiratorische Effekte von Training mit Maske» – diesen Effekt beschreiben sogenannte Wissenschaftler in einer israelischen Studie. Würden sich Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen oder Übelkeit einstellen, reiche eine Unterbrechung des Trainings mit tiefem Durchatmen an der frischen Luft. Nun, angesichts der kleinen Nebenwirkungen bin ich mir nicht sicher, ob ich dies ausprobieren möchte. Die Tatsache, dass das Unwohlsein unter der Maske schon ohne Sport eintritt, reicht mir aus, mich auf dieses Experiment erst gar nicht einzulassen. Falls jemand damit gute Erfahrungen macht, lasse ich mich aber gerne belehren. Probieren geht schliesslich über studieren.
HELENE OGI
INFO@FIT-MIT-MOVIDA.CH