Die Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg (TALK) AG will digital aufrüsten – und spannt dafür mit den Nachbartälern zusammen. Geplant ist unter anderem eine Art Datenbank für Gästevorlieben.

BIANCA HÜSING
Wer heute verreist, überlässt kaum noch etwas dem Zufall. Die Ausstattung der Ferienwohnung, die Verkehrsanbindung, Events in der Nähe und mögliche Vergünstigungen – all das nehmen Touristen genau unter die Lupe. Im Vorteil sind da Destinationen mit einem übersichtlichen Online-Angebot, denn niemand will sich mehr von Website zu Website klicken. In der Schweiz und insbesondere im ländlichen Raum machen Experten Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung aus: zu viel Gärtlidenken, zu kleinteilige Strukturen. Wer das Potenzial des Internets ausschöpfen will, sollte sich im wahrsten Wortsinne vernetzen.

Um sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln, haben die drei benachbarten Organisationen TALK, Lenk-Simmental Tourismus und Gstaad Saanenland Tourismus ein neues Projekt aufgegleist mit dem Titel: «Berner Oberland West – gemeinsam digital».

Ein Tool für die Beziehungspflege
Schon heute nutzen alle drei Tourismusorganisationen das gleiche Buchungssystem und kaufen Dienstleistungen gemeinsam ein. Ab diesem Jahr wollen sie peu à peu weitere Bereiche digitalisieren, etwa die Gästekarte oder das Meldeformular, das jeder Hotelgast ausfüllen muss. Überdies wird an der Einführung eines sogenannten Customer Relationship Managements (CRM) gearbeitet – einer Art Datenbank für Kundenwünsche. Je mehr das Tool über den einzelnen Gast weiss, desto zielgerichteter können Angebote entwickelt oder Anfragen bearbeitet werden. Dominique Lüthy, Leiter Marketing bei TALK, nennt ein Beispiel: «Wenn ein Gast bei der Buchung angekreuzt hat, Veganer zu sein, sollte er das nicht bei jedem Besuch und an jeder Stelle wiederholen müssen. Im besten Falle wird ihm automatisch das vegane Menü angeboten.» Das CRM trage insofern auch zum Gästekomfort bei.

Das Konzept für «Berner Oberland West – gemeinsam digital» steht bereits, die Projektierungsphase wurde im Dezember 2021 abgeschlossen. Nun geht es laut Lüthy an die Umsetzung. Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von der Neuen Regionalpolitik (NRP). Zudem wird es durch die Tourismusforschungsstelle der Uni Bern wissenschaftlich begleitet.

Verbundvorteile und Erfahrungsaustausch
Dass talübergreifend dieselbe Software genutzt wird, hat zum einen finanzielle Vorteile. Als Verbund kann man gegenüber Anbietern bessere Konditionen aushandeln und Dienstleistungen wie Wartungen zentral organisieren. Zum anderen – und das ist aus Dominique Lüthys Sicht mindestens genauso wichtig – kann man von den Erfahrungen der anderen profitieren. «Wir pflegen einen sehr offenen und bereichernden Austausch», betont er.

Trotz dieses gemeinsamen Projekts treten die Tourismusorganisationen weiterhin als eigenständige Regionen mit eigenen Plattformen auf. Eine zentrale Website oder dergleichen ist nicht geplant, die gemeinsame Vermarktung läuft bereits heute über die Dachorganisation «Made in Bern». Auch das erwähnte Customer Relationship Management soll sich vor allem innerhalb der Gebietsgrenzen abspielen – schon aus Datenschutzgründen, wie Lüthy erklärt. Eine tatsächliche Destinationsverdichtung oder gar -verschmelzung findet also auch online nicht statt. Trotzdem ist der TALK-Marketingchef überzeugt, dass die benachbarten Organisationen durch das Digitalisierungsprojekt weiter zusammenwachsen.

Drei Organisationen vernetzen sich

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