Neuer Standort der Pfadfinder-Stiftung
04.02.2022 KanderstegDie global agierende World Scout Foundation (Stiftung der Welt-Pfadfinderschaft) behält zwar ihre Genfer Adresse, wird ihren operativen Sitz aber Zug um Zug ins internationale Pfadfinderzentrum KISC verlegen. Dafür mitverantwortlich ist Mark Knippenberg, der neue CEO der Stiftung, der selbst in Kandersteg wohnt.
MARTIN NATTERER
Die World Scout Foundation ist jener Zweig der weltweiten Pfadfinderorganisation, der sich um die Finanzierung und Spenden bemüht. Vom 1. Februar an eröffnet die Foundation Büroräume in Kandersteg und wird diese nach und nach erweitern – auch, weil dort neue Arbeitsplätze entstehen. Das Kandersteg International Scout Centre (KISC) wird dadurch gestärkt und verändert: In Zukunft ist es nicht nur eine Keimzelle für neue Scout-Generationen, sondern auch Ausgangspunkt für strategische Projekte der weltweiten Pfadfinderorganisation.
Das Arbeitsfeld
Was ist das Arbeitsfeld der World Scout Foundation? Die Stiftung bemüht sich um finanzielle Unterstützung für die globale Pfadfinderbewegung. Dafür hat sie ein weltumspannendes Netzwerk von Supportern aufgebaut. Benannt nach dem Gründer der Pfadfinderbewegung, dem Engländer Lord Baden-Powell, nennen sich die Mitglieder dieses Netzwerks «Baden-Powell Fellows». Sie geben Zeit und oft erhebliche Geldmittel, aber auch ihre Reputation, um – wie sie selbst sagen – «jungen Menschen zu helfen, eine bessere Welt zu erschaffen».
Die World Scout Foundation ist eine international agierende Stiftung nach Schweizer Recht, die seit ihrer Gründung am 14. Februar 1969 in Genf angesiedelt ist. Seit der Reorganisation im Jahr 1977 steht sie unter der Schirmherrschaft des Schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf, welcher der Pfadfinderbewegung seit jeher verbunden ist.
Wo sich die Generationen treffen
«Es ist nicht nur mein Ziel, unser jährliches Budget effizienter zu nutzen, ich will auch mehr Geldmittel zur Verfügung stellen können», sagt Mark Knippenberg, der Ende des letzten Jahres zum neuen Chef der Stiftung ernannt wurde. «Als wir uns nach neuen Räumen in der Schweiz umsahen, war sofort klar, dass die möglichen Synergien mit dem KISC entscheidend für unsere Strategiebeschlüsse sein würden.» Ein weiterer Vorteil: «Man kennt Kandersteg in jedem Winkel der Welt, auch wegen der Scouts.» Im Gespräch wird ausserdem deutlich: Unter Knippenbergs Führung wird die World Scout Foundation jünger, schneller und kommunikativer. Schon bevor Kandersteg als Standort gewählt wurde, hatte der Verwaltungsrat der Stiftung befürwortet, den Ausbildungsbereich (KISC) mit der Geldbeschaffung (World Scout Foundation) zusammenzubringen. Tatsächlich ist die Idee ja naheliegend, denn Kandersteg bringt Generationen zusammen. Die Älteren (Geld- und Namensgeber) kommen im KISC mit den Jüngeren zusammen und können deren Wirken und Energie spüren – ein echtes «generation bridging».
In Kandersteg kein Unbekannter
Mark Knippenberg kennt all das aus eigener Erfahrung. Bevor er 2010 zum Stellvertretenden Direktor der World Scout Foundation ernannt worden war, hatte er das KISC in Kandersteg bereits viele Jahre lang als Direktor geleitet. In dieser Funktion hatte er den Bau der Kanderlodge vorangetrieben, die eine wesentliche Steigerung der Übernachtungszahlen ermöglichte. Vor seinem Wirken im KISC hatte Knippenberg eine Führungsposition bei der niederländischen ING Bank inne und war in seinem Heimatland rund elf Jahre Offizier der Marine, der Royal Dutch Navy. Und irgendwann einmal hat er selbst auch als «Sea Scout», als Seepfadfinder angefangen.
Bei der Stiftung, der er jetzt vorsteht, bemühte er sich von Anfang an um die Koordination der Spenderaktivitäten und leitete in den Jahren 2020 und 2021, während der Pandemie, eine Fundraising-Kampagne, die bis heute über 2,9 Millionen US-Dollar einbrachte. Auch gelang ihm eine sehr enge Verbindung der Stiftung zu den organisatorischen Zentren der Scouts auf der ganzen Welt.
Perspektiven für die Zukunft
Dass die Stiftung sich nun in Kandersteg ansiedelt, eröffnet dem Dorf neue Perspektiven weit über das Pfadfindertum hinaus: Besonders im Jahr 2023, in dem das 100-jährige Jubiläum des KISC gefeiert wird, erwarten die Scouts Hunderte hochrangige Besucher aus der ganzen Welt. Es könnten sogar weit mehr werden: Offenbar ist geplant, umfangreiche Aktivitäten für das ganze kommende Jahr zu organisieren.
Gerade die Stiftung, für die Mark Knippenberg nun steht, könnte also eine grosse Zahl einflussreicher Unterstützer nach Kandersteg locken. Es wäre eine Publicity, eine öffentliche Wirkung, die mehr als nur «geldwert» ist.