DIE REDAK TION IM JAGDFIEBER
Eigentlich wären ja diese Zeilen für «Fluffy» vorgesehen gewesen. Der fleissige Staubsaugerroboter hat das österreichische Städtchen Wieselburg medienwirksam in Aufregung versetzt. Er machte sich aus dem Staub, verschwand morgens durch die ...
DIE REDAK TION IM JAGDFIEBER
Eigentlich wären ja diese Zeilen für «Fluffy» vorgesehen gewesen. Der fleissige Staubsaugerroboter hat das österreichische Städtchen Wieselburg medienwirksam in Aufregung versetzt. Er machte sich aus dem Staub, verschwand morgens durch die offene Türe seines Arbeitsplatzes, einem Lebensmittelladen. Das runde Ding weckte damit die schlimmsten Vorstellungen von Robotern und künstlicher Intelligenz, die gemeinsam die Weltmacht übernehmen könnten. Eine Horrorvorstellung!
Doch aus aktuellem Anlass wird hier ein anderes unkontrollierbares Wesen thematisiert, das nicht ganz so fluffig ist. Nein, kein Virus! Die Frage stellt sich nämlich, welches die richtige Büromaus für die «Frutigländer»-Redaktion ist – und was, wenn plötzlich eine da ist? Es geht dabei nicht um eine Computermaus, wobei das Ding, das ich meine, auch durchaus seine (kleinen dunklen) Spuren auf den Schreibtischen hinterlässt ...
Ich bin in einem Holzhaus mit Naturkeller aufgewachsen, also bin ich mir den Anblick der behaarten Nager gewöhnt – trotz Hauskatze, flitzte so ein Ding tagsüber fiepend über die Bettdecke, als ich krank zuhause lag. Aber sowas ist zu verkraften.
Seit gut zehn Tagen wird sie nun gejagt, unsere (echte) Büromaus. Eines Abends wurde sie zufällig von Kollege Pollmeier entdeckt. Seither taucht sie zwar nur sporadisch auf, hinterlässt aber als Beweis ihrer Anwesenheit Kot. Mir hat sie sich noch nie gezeigt, vielleicht wirkt die flugs aufgestellte Falle zumindest abschreckend? Oder liegt es an mir …? Oder wurde sie von dem als Köder ausgelegten Birnenbrot abgeschreckt (von uns mag das ja auch niemand)?
Ob ausgebüxter Roboterstaubsauger oder lebende Maus: Man könnte den Link zur Abstimmung vom 13. Februar über die Volksinitiative «Tier- und Menschenversuchsverbot» machen. Aktuell habe ich wirklich den Eindruck, die Büromaus macht Versuche mit uns. Anfangs war es eine Art Psychoterror – ist sie da und beäugt uns heimlich? Und wenn nicht, wo ist sie dann? Langsam weicht das Jagdfieber aber dem Pragmatismus: Soll sie doch kommen, wenn sie was von mir will!
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH