«Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten»
11.03.2022 Kandergrund, Blausee, MitholzDie Informationsveranstaltung vom Mittwochabend dürfte ausnahmsweise ein grosses Aufatmen ausgelöst haben: Viele MitholzerInnen erfuhren, dass sie nicht zwangsläufig fortziehen müssen (siehe Text auf Seite 1). Auch Kandergrunds Gemeinderatspräsident Roman Lanz war positiv überrascht – ...
Die Informationsveranstaltung vom Mittwochabend dürfte ausnahmsweise ein grosses Aufatmen ausgelöst haben: Viele MitholzerInnen erfuhren, dass sie nicht zwangsläufig fortziehen müssen (siehe Text auf Seite 1). Auch Kandergrunds Gemeinderatspräsident Roman Lanz war positiv überrascht – nicht nur von der deutlich reduzierten Sicherheitszone, sondern auch vom geplanten Verlauf der Umfahrung.
Wie haben Sie die Stimmung am Mittwoch erlebt, Herr Lanz?
Normalerweise herrscht im Vorfeld und auch während solcher Informationsveranstaltungen immer eine gedrückte Stimmung. Die Nachrichten sind ja selten erfreulich und man weiss nie, was da jetzt kommt. Gestern war es anders. Die Anwesenden waren deutlich gelassener, und viele von ihnen nutzten direkt im Anschluss die Chance, sich mit Vertretern des VBS und des Inforama über ihre individuelle Situation zu beraten.
War auch eine gewisse Erleichterung zu spüren?
Definitiv. Für die 87 Anwohner der Evakuierungszone stellt sich nun eine völlig neue Situation dar. Sie können selbst entscheiden, ob sie in Mitholz bleiben oder nicht. Auch müssen sie sich nicht sofort entscheiden, sondern können die Situation erst auf sich wirken lassen. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten. Wer nicht für die gesamte Dauer der Räumungsarbeiten umzieht, kann sich nach einer temporären Mietlösung umsehen, statt sich langfristig woanders niederzulassen.
Mental macht es sicher ebenfalls einen Unterschied, ob man so eine Entscheidung selbst trifft oder sie von aussen auferlegt bekommt.
Absolut. Niemand wird gern fremdbestimmt.
Hat sich der Protest damit erübrigt?
Für die 51 Anwohner der Kernzonen bleibt die Situation ja gleich: Sie müssen ihr Zuhause aufgeben, und das bedeutet einen harten Einschnitt. Es ist auch besser, wenn die Betroffenen ihre Gefühle zum Ausdruck bringen als zu schweigen – dadurch können sowohl die Verantwortlichen als auch wir Gemeinderäte besser auf ihre Bedürfnisse eingehen. Ich bin überzeugt, dass das VBS die vorhandenen Spielräume nun aufs Äusserste ausgereizt und damit die Zahl der Betroffenen aufs Nötigste reduziert hat.
Der Gemeinderat ist mit den Lösungen also zufrieden?
Wir sind sehr positiv überrascht. Zwar wussten wir im Vorfeld, dass der Sicherheitsperimeter verkleinert wird – aber nicht in diesem Ausmass. Wenn über 80 Leute bleiben können, sind das gute Nachrichten fürs Dorfleben und für das soziale Gefüge. Kandergrund wird nicht ganz so «durchgeschüttelt» wie gedacht. Und für jeden, der definitv umziehen muss oder will, möchten wir mithilfe der Ortsplanungsrevision dorfinterne Lösungen finden. Auch mit der nun vorgeschlagenen Strassenvariante sind wir sehr zufrieden.
Inwiefern?
Die alternative Strecke wäre westlicher durchs offene Gelände verlaufen und hätte extreme Eingriffe in die Landschaft – unter anderem in den Bütschiwald – zur Folge gehabt. Das ist nun nicht mehr der Fall. Die Strasse wird zu einem grossen Teil durch den Berg führen und so kaum jemanden stören. Im Ort selbst gibt es dadurch viel weniger Verkehr – und zwar langfristig, weil die Strasse auch nach der Räumung bestehen bleibt. So wird auf Dauer sogar die Lebensqualität gesteigert.
Ich will nichts schönreden, aber ich denke, dass die Verantwortlichen aus der sehr schwierigen Situation das Beste gemacht haben.
INTERVIEW: BIANCA HÜSING