Nicht immer hält sich die Realität an die Zeitpläne, die einmal definiert wurden. Das scheint auch beim Richtplan zur Erschliessung der Quartiere Widi und Kanderbrück der Fall zu sein. Die Gemeinde hat das rund zehn Jahre alte Planungsinstrument nun überarbeitet.

MARK POLLMEIER
Mit der Frutiger Urnenabstimmung vom 30. November 2008 war unter anderem die Überbauungsordnung «Erschliessung Underes Widi» mit dem Anschluss Nord beschlossen worden. Im Rahmen der Ortsplanungsrevision zeigte sich jedoch, dass dieses Erschliessungskonzept wegen weiterer Einzonungen angepasst werden muss. Im Verlauf der Planungsarbeiten wurde dann deutlich, dass zur Erschliessung und Weiterentwicklung des Gebiets Widi-Kanderbrück eine Gesamtschau sinnvoll wäre. Diese sollte die verschiedenen Erschliessungsprobleme aufnehmen und der künftigen Entwicklung des Baugebiets Rechnung tragen.

Deshalb beschloss die Gemeinde im Jahr 2011, einen Richtplan zu erarbeiten, in dem sie die grundlegenden Absichten der Siedlungsentwicklung in einem längeren Planungshorizont (ca. 2040 bis 2050) festhalten wollte. Die Erschliessung und die Verkehrsführung sollten dabei aufeinander abgestimmt sowie räumlich und terminlich definiert werden.

Von kurz- bis langfristig
In die Erarbeitung des Richtplans flossen verschiedene Planungsinstrumente und Konzepte ein, die vor allem für die Erschliessung relevant waren, so etwa Schätzungen zum erwarteten Verkehrsaufkommen, die Überbauungsordnung «Erschliessung Underes Widi» von 2009 und das Gestaltungskonzept «Rollstrasse» von 2010. Man legte einen Planungsperimeter fest (siehe Grafik links) und definierte einen Massnahmenplan mit verschiedenen Zielwerten.

Der kurzfristige Zeithorizont sah eine Umsetzung innert 7 Jahren (also bis 2019) vor. In diese Kategorie fielen etwa der «Neubau Olympiastrasse, Etappe Süd» und die «Umgestaltung Knoten Süd». Als mittelfristig galt eine Realisierung nach 7 bis 15 Jahren, also bis spätestens 2027. Langfristige Massnahmen betrafen den Zeitraum ab etwa 2028. In den Kategorien mittel- und langfristig fanden sich zum Beispiel der Ausbau und die Umgestaltung verschiedener Strassen im Richtplanperimeter.

Behördenverbindliches Instrument
Im September 2012 wurde der Richtplan «Erschliessung und Nutzung Widi-Kanderbrück» vom Frutiger Gemeinderat beschlossen. Die Genehmigung durch das Amt für Gemeinden und Raumordnung folgte Anfang Dezember 2012. Der Richtplan trat damit sofort in Kraft.
Richtpläne sind gemäss Artikel 68 des bernischen Baugesetzes für die Behörden verbindlich. Doch bei einem Planungszeitraum, der über 30 Jahre in die Zukunft reicht, können sich die Rahmenbedingungen ändern, etwa punkto Gemeindefinanzen oder Verwaltungskapazitäten.
Das scheint auch in Frutigen teilweise der Fall zu sein. An der Gemeindeversammlung vom August 2020 erkundigte sich ein Bürger beim Gemeinderat, warum Teile des Richtplans Widi-Kanderbrück denn nicht umgesetzt würden, etwa die erforderliche Infrastruktur im Tellenfeldquartier. Richtpläne seien Richtlinien, so die damalige Auskunft von Gemeinderatspräsident Hans Schmid. Sie würden dann umgesetzt, wenn der Zeitpunkt und die erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen vorhanden seien. Vieles aus dem Richtplan Widi-Kanderbrück habe man im Übrigen bereits realisiert. In einigen Bereichen sei man zeitlich im Verzug, jedoch bestrebt, kontinuierlich vorwärtszumachen.

Das war vor gut anderthalb Jahren. Seitdem ist offenbar die Erkenntnis gereift, dass der Richtplan von 2012 angepasst werden sollte. Einige Prioritäten müssten aufgrund von zeitlich veränderten Gegebenheiten und finanziellen Möglichkeiten neu beurteilt werden, heisst es dazu seitens der Gemeinde (siehe Text unten). Der Gemeinderat habe die entsprechenden Anträge der Kommission Tiefbau, Verkehr und Wasserbau geprüft und genehmigt. Welche Anträge dies waren und welche Massnahmen aus dem Richtplan betroffen sind, war von der Gemeinde vorerst nicht zu erfahren. Man werde zu gegebener Zeit informieren, hiess es. Zunächst müsse noch abgeklärt werden, ob der nur «sehr geringfügig» geänderte Richtplan dem AGR erneut zur Genehmigung vorgelegt werden muss.

Anpassung an die Gegebenheiten

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