Ein Verein im Aufwind

  29.03.2022 Adelboden

Fünf Jahre lang war Peter Waser Präsident des Vereins Stammgäste delboden (VSA), am Samstag gab er sein Amt an einen Nachfolger weiter. Doch bevor es so weit war, zog Waser eine positive Bilanz – für Adelboden, aber auch für den Stammgästeverein.

MARK POLLMEIER
Als Ort für die Mitgliederversammlung hatte der VSA die Aula des Schulhauses Boden gewählt, die mit den genau 100 anwesenden Vereinsmitgliedern gut gefüllt war. «Ist Adelboden im Aufwind – oder allenfalls im Abwind?», fragte Peter Waser zum Beginn des Jahrestreffens und schob gleich eine Frage hinterher: «Ist der VSA im Aufwind – oder im Abwind?» Wie die Antworten ausfallen würden, liess schon die Leinwand hinter dem Vorstandstisch erahnen. Dort war parallel zu den Fragen Chrigel Maurer zu sehen, der sich mit seinem Gleitschirm seit Jahren im Aufwind befindet. Und so fiel auch Wasers Fazit sowohl für den Ort als auch für den Verein positiv aus. Im Schnelldurchlauf liess der Noch-Präsident die Entwicklung Adelbodens in den vergangenen zehn Jahren Revue passieren, angefangen vom Breitbandanschluss für schnelles Internet bis hin zur Neugestaltung des Dorfplatzes mit Einweihung des Apart Hotels und der digitalen Dorfstrasse. «Die sicher nicht vollständige Liste zeigt eindrücklich, dass sich in Adelboden einiges getan hat, viel getan», so Waser. «Viel Aufwind also in Adelboden!» Der Blick in die Zukunft des Ortes sei verheissungsvoll, dazu müsse man sich nur die Ideen und Projekte anschauen, die kurz vor der Realisierung stünden.

Von Adelboden aus schlug Waser den Bogen zum VSA und konnte auch dazu Positives vermelden. Im letzten Jahr sei man weiter gewachsen, was unter anderem dazu geführt habe, dass die Vereinssoftware erneuert werden musste. «Die bisherige Lizenz für die Mitgliederverwaltung reichte nur bis 600 Mitglieder», erzählte Waser unter dem Applaus der Anwesenden. «Nun mussten wir eine neue Lizenz anschaffen für 600 bis 1000!»

Zwischen Harmonie und Konfrontation
Dass der VSA nach wie vor Zulauf habe, liege sicher auch an der vor fünf Jahren gestarteten Neuausrichtung des Vereins, so Waser. «In einem Satz zusammengefasst lautet diese Neuausrichtung: So viel Harmonie wie möglich, so viel Konfrontation wie nötig.» Mit den Partnergesprächen, mit Diskussionen und Workshops wolle man mit Einheimischen und den Adelbodner Institutionen eine möglichst grosse Harmonie herstellen, erläuterte Waser diesen Leitsatz. «Aber wir gehen auf Konfrontationskurs, wenn Dinge in der Landschaft stehen, die uns gegen den Strich gehen.» Das betreffe etwa Themen wie Gebühren und Abgaben, den Verkehr im Ort, die touristische Entwicklung oder die Verwendung der Kurtaxengelder. Waser erwähnte in diesem Zusammenhang die seit einiger Zeit stattfindenden Tandemgespräche, die insgesamt positiv und konstruktiv verlaufen würden und zum gegenseitigen Verständnis beitrügen.

Als grossen Erfolg wertete Waser, dass der VSA neu mit einem Sitz im Vorstand von Adelboden Tourismus vertreten sei (der «Frutigländer» berichtete). «Wir sind überzeugt, dass wir nun näher an den Informationen sind und besser mitreden und -entscheiden können, wenn es um die Verwendung der Kurtaxengelder geht.» Zu deren Gesamtaufkommen würden die Zweitwohnungsbesitzenden immerhin rund 50 Prozent beitragen. Wie vielen anderen Vereinen hat die Pandemie im letzten Jahr auch dem VSA manchen Anlass «verhagelt» – ein Umstand, der sich wenigstens in der Jahresbilanz positiv niederschlug. 2022 will man nun wieder aktiver werden und hat einige Veranstaltungen geplant und budgetiert (Gesamtbudget 2022: 21 200 Franken). Zu den geplanten Anlässen gehört auch eine Beteiligung des Vereins an den Feierlichkeiten zu «150 Jahre Tourismus in Adelboden».

Nachdem eine sanfte Überarbeitung der Statuten genehmigt worden war, folgten einige Verabschiedungen, wovon die wichtigste Personalie wohl der Wechsel des Präsidenten war.

«Abschied ist immer Seich»
Peter Waser hatte das Amt 2017 von Jürg Sollberger übernommen. Nachdem der VSA sich in den Jahren zuvor sogar juristische Auseinandersetzungen mit der Gemeinde geliefert hatte, war es Wasers Aufgabe gewesen, das zerschlagene Porzellan zu kitten und den schon erwähnten Kurswechsel einzuleiten – freilich ohne dabei die Interessenvertretung der Vereinsmitglieder aufzugeben. Der Spagat fand seinerzeit Ausdruck im neuen Vereinsleitbild «VSA 2020», in dem zuerst gefragt wurde «Was kann der VSA für Adelboden tun?» – dann aber auch «Was kann Adelboden für den VSA tun?»

«Abschied ist immer Seich», leitete nun Vizepräsident Max Siegenthaler seine Dankesrede für Peter Waser ein. Er sei in den vergangenen fünf Jahren ein engagierter und umsichtiger Präsident gewesen. Als Anerkennung für die geleistete Arbeit erhielt «der fleissige Wanderer» eine eigene Präsidentenbank, einmal als kleines Modell direkt zum Mitnehmen, zum anderen in Originalgrösse am Adelbodner Hörnliweg. In die Holzbank sind Wasers Name und die Daten seiner Amtszeit eingraviert. Zum Abschied wurde Peter Waser ausserdem zum Ehrenmitglied des VSA ernannt.

Den bewährten Kurs beibehalten
Zum neuen Präsidenten wählten die Mitglieder Rolf Henzmann. Der kürzlich pensionierte Betriebsingenieur kommt aus der Nähe von Zofingen (AG). Henzmanns Familie entschied sich 2016 zum Kauf einer Liegenschaft in Adelboden, dem VSA-Vorstand gehört der neue Präsident seit 2020 an. Er werde den eingeschlagenen Kurs des Vereins weiterführen, so Henzmann. Auch ihm sei wichtig, dass der VSA mit den Einheimischen und den verschiedenen Gruppierungen im Ort eine sehr gute Zusammenarbeit pflege.


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