Friedhofsverwalter mit Hingabe
04.03.2022 Kandergrund, Blausee, MitholzDer Kandergrunder Pfarrerssohn Eugen Hermann Haller arbeitete als Herrschaftsgärtner im Ausland, bevor er am Bremgartenfriedhof in Bern eine leitende Stellung einnahm. Heute jährt sich sein Todestag zum 75. Mal. Interessante Werdegänge hatten auch seine Schwester und sein ...
Der Kandergrunder Pfarrerssohn Eugen Hermann Haller arbeitete als Herrschaftsgärtner im Ausland, bevor er am Bremgartenfriedhof in Bern eine leitende Stellung einnahm. Heute jährt sich sein Todestag zum 75. Mal. Interessante Werdegänge hatten auch seine Schwester und sein Sohn.
HANS HEIMANN
Eugen Hermann Haller wurde am 24. Mai 1869 als siebtes von insgesamt zwölf Kindern von Franz und Caroline Haller-Moser in Kandergrund geboren. Dort verbrachte er seine ersten Jugendjahre, ehe der Vater – wie damals in Pfarrersfamilien üblich – seinen begabten Jüngling nach Bern ins Burgerliche Waisenhaus zur Weitererziehung schickte. Nach Abschluss der eigentlichen Schulzeit kam der junge Haller auf die Rütti, wo er zum Landwirt hätte ausgebildet werden sollen. Es zeigte sich aber schon bald, dass seine eher empfindliche Konstitution den Anforderungen des bäuerlichen Gewerbes nicht gewachsen war. So begann er in Aigle eine Lehre zum Gärtner. Zudem besuchte er verschiedene Schulen und Kurse, um sich auch auf verwaltungstechnischem und kaufmännischem Gebiet weiterzubilden.
Ansehen und Vertrauen erworben
Nach der Lehre zog es ihn in die Ferne. In England, Algerien und während mehrerer Jahre in Rumänien arbeitete er als Herrschaftsgärtner bei bedeutenden Persönlichkeiten. In all diesen Positionen erwarb er sich unbedingtes Vertrauen und genoss hohes Ansehen durch seine Tüchtigkeit, Unbestechlichkeit und schweizerische Zuverlässigkeit. Auch eine seiner jüngeren Schwestern, Getrud Elisabeth, ging nach ihrer Primarlehrerinnenausbildung ins Ausland. Zwölf Jahre war sie in Russland als Privatlehrerin angestellt, bevor sie fürs Germanistikstudium nach Bern zurückkehrte – und 1906 wieder nach Russland aufbrach. Diesmal zog die Bernerin nach Jalta, wo sie an einem Mädchengymnasium unterrichtete. Als 1917 die Oktoberrevolution ausbrach, floh sie über Singapur zurück in die Schweiz und wohnte fortan im zürcherischen Zollikon als freie Schriftstellerin.
Am 23. Mai 1896 heiratete Eugen Hermann Haller mit Amalie Barbara Prihoda eine Haushälterin aus Wien, die ihm fünf Kinder schenkte. Sein Sohn Ferdinand Armin, Kaufmann und Journalist, amtete von 1950 bis 1966 im bernischen Grossen Rat und wurde danach in den Nationalrat gewählt. 1961 gründete Armin Haller die sogenannte «Aktion P», eine Organisation für Pensionierte, die international Beachtung fand. Acht Jahre später ernannte ihn die Stiftung Pro Senectute zu ihrem Präsidenten.
Rückkehr in die Deutschschweiz
Schon bald nach seiner Rückkehr in die Schweiz erfolgte Eugen Hermann Hallers Wahl zum Verwalter des 1865 eröffneten Bremgartenfriedhofs in Bern. Dieser neuen Aufgabe wandte er sich mit ganzer Kraft zu. In schöpferischer Sorgfalt widmete er sich besonders der Ausgestaltung der Urnenhaine und der Abteilung für reservierte Gräber.
Nachdem seine erste Ehe in die Brüche gegangen war, heiratete Haller 1929 die aus Laupen stammende Frieda Wyssmann. Mit ihr verbrachte er nach seiner Pensionierung die Jahre der Ruhe und Erholung in Lutry am Genfersee, kehrte dann aber aus gesundheitlichen Gründen in die Deutschschweiz zurück. Die folgenden vier Jahre lebte er in Laupen, bis sein Leiden eine Überführung ins Burgerspital Bern notwendig machte. Dort verstarb Haller im Alter von 78 Jahren.