Hochzeitsreise mit Hindernissen
22.03.2022 NaturSobald es im Frühling wieder wärmer wird, machen sich Amphibien zu Tausenden auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Viele von ihnen bleiben dabei wortwörtlich auf der Strecke – sie werden von Autos überrollt. Mancherorts versucht man deshalb, die fortpflanzungswilligen Tiere durch ...
Sobald es im Frühling wieder wärmer wird, machen sich Amphibien zu Tausenden auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Viele von ihnen bleiben dabei wortwörtlich auf der Strecke – sie werden von Autos überrollt. Mancherorts versucht man deshalb, die fortpflanzungswilligen Tiere durch «Zäune» zu schützen.
MARK POLLMEIER
Es ist eine erstaunliche Orientierungsleistung, die Kröten, Molche und Frösche alljährlich vollbringen: Um zu laichen, kehren sie stets zu dem Gewässer zurück, in dem sie selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Dabei orientieren sie sich unter anderem am Erdmagnetfeld und an Gerüchen. Weil die Sommerlebensräume mancher Arten weit von ihrem Laichgebiet entfernt sind, legen sie teils mehrere Kilometer zurück.
Der Heimkehrdrang ergibt durchaus Sinn: Wo im letzten Jahr ein Teich war, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit auch in diesem Jahr einer sein. Statt auf der Gewässersuche ziellos umherzuirren, nutzen die Tiere also ihr Gedächtnis und sparen dadurch Zeit und Energie.
Massaker auf der feuchten Strasse
Dieser Kniff der Natur hat nur einen Nachteil: Auf ihrem Weg zum Wasser müssen viele Amphibien eine Strasse überqueren. Solange diese lediglich von Fussgängern und Fuhrwerken genutzt wurde, hatten die Lurche noch einigermassen gute Überlebenschancen. Seit der starken Zunahme des motorisierten Verkehrs ist ihre Hochzeitswanderung jedoch zu einem gefährlichen Unterfangen geworden. Besonders dramatisch ist die Situation bei den Erdkröten: Weil sich viele Exemplare dieser Art zeitgleich in Bewegung setzen und eher langsam wandern, kommt es in feuchten Nächten oft zu wahren «Massakern» auf den Strassen. Auf diese Weise können ganze Lokalbestände ausgerottet werden.
Rettungsaktionen durch Freiwillige
Um Amphibien vor dem Strassentod zu bewahren und bedrohte Populationen zu erhalten, errichten Freiwillige an besonders kritischen Strassenabschnitten alljährlich Amphibiensperren. Auch in Kandergrund unterhalb des Blausees und entlang des Fürtbachs sind diese «Leitplanken» aus Plastik dieser Tage wieder zu sehen. Sie sollen die Tiere vom Überqueren der Strasse abhalten. Vielerorts werden sie stattdessen in speziellen Auffangvorrichtungen zurückgehalten und später von freiwilligen Helfern über die Strasse transportiert. Allein die Sektionen des Schweizer Tierschutzes STS, die solche Rettungsaktionen durchführen, sammeln jedes Frühjahr mehr als 20 000 Tiere ein.
Doch nicht überall können Amphibiensperren errichtet werden, und nicht immer lassen sich die wandernden Lurche durch solche Hindernisse abhalten. Es schadet also nicht, wenn Autofahrer in den nächsten Wochen ein wenig Rücksicht üben. Vor allem in der Dämmerung und bei Nacht sollten sie jetzt mit angepasster Geschwindigkeit fahren und auf Amphibien auf der Fahrbahn achten – insbesondere in der Nähe von Feuchtgebieten und Gewässern. Wo die Zeit und die Strassensituation es zulassen, dürfen Fahrzeuglenker auch einmal anhalten und warten, bis die feuchten Gesellen die Fahrspur überquert haben – damit sie auch im nächsten Jahr wieder auf Wanderschaft gehen können.
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