Der Ukraine-Krieg macht sich auch an den Zapfsäulen bemerkbar: In den letzten Tagen wurden an den Tankstellen rekordhohe Preise aufgerufen. Grund dafür ist vor allem die Zurückhaltung der grossen Erdölhändler.
MARK POLLMEIER
Russland ist einer der grössten ...
Der Ukraine-Krieg macht sich auch an den Zapfsäulen bemerkbar: In den letzten Tagen wurden an den Tankstellen rekordhohe Preise aufgerufen. Grund dafür ist vor allem die Zurückhaltung der grossen Erdölhändler.
MARK POLLMEIER
Russland ist einer der grössten Ölproduzenten der Welt. Der Krieg gegen die Ukraine hat deswegen auch Auswirkungen auf die Ölpreise. In vielen Ländern Europas zahlen Autofahrer und Transportfirmen derzeit so hohe Spritpreise wie kaum je zuvor. Auch im Frutigland sprang der Literpreis für Diesel und Super plus in den vergangenen Tagen deutlich über die Marke von 2 Franken. Dabei ist es nicht einmal so, dass das russische Öl bereits knapp wäre. Russisches Öl und Gas wird weiterhin produziert und geliefert; es gibt bislang kein Embargo für diese Rohstoffe. Vielmehr führt derzeit ein sogenannter Käuferstreik zur künstlichen Verknappung des Treibstoffs. Aus Solidarität mit der Ukraine versuchen manche Grosshändler bewusst, weniger russisches Öl oder Treibstoffe aus russischer Produktion zu kaufen. Andere grosse Händler meiden das russische Angebot, weil sie Angst vor Sanktionen grosser Volkswirtschaften haben: Mit Russland Geschäfte zu machen, wird derzeit nicht gern gesehen. Die USA erwägen sogar einen Boykott für russisches Erdöl und Gas.
Die Zurückhaltung der Händler führt zu teilweise absurden Marktverzerrungen. So wurde russisches Erdöl zeitweise um fast 20 Franken pro Barrel günstiger gehandelt als die Nordsee-Sorte Brent – und fand trotzdem keine Abnehmer. Die Folge: Die Preise für nicht-russische Erdölsorten klettern weiter.
Entspannung nicht zu erwarten
Die Ereignisse in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland beschleunigen eine Entwicklung, die schon zuvor im Gang war: Schon seit Wochen hatten das knappe Angebot und die solide Nachfrage für einen Preisanstieg bei Erdölprodukten gesorgt. Dass andere Ölländer durch höhere Förderquoten für Entspannung sorgen, ist unwahrscheinlich – sie profitieren ja von der aktuellen Situation. So hat die mächtige Organisation der Erdöl exportierenden Staaten (OPEC) bereits erklärt, man werde vorerst kein zusätzliches Öl fördern.
Die Schweiz ist mittelbar betroffen
Die Schweiz deckt den grössten Teil ihres Bedarfs mit Diesel und Benzin aus dem EU-Raum. 80 Prozent davon stammen aus Deutschland und Frankreich. Diese jedoch wickeln grössere Handelsvolumen mit Russland ab. So stammt zum Beispiel ein Drittel des in Deutschland verkauften Dieselkraftstoffs aus russischen Importen. Über den Umweg der EU-Länder ist somit auch die Schweiz vom Umgang mit russischen Energieträgern betroffen.