PAULINE MINDER-LEUENBERGER, KRATTIGEN
01.03.2022 NachrufDen folgenden Lebenslauf haben Angehörige anhand von Erinnerungen und Gesprächen mit der Verstorbenen verfasst.
Im Zimmer im Eige isches häll u fründlech. Pouline sitzt vor em Fänschter, d Lismete im Schoss, u laht ihre Blick la schweife. Gredi vorzuche gseht si dr Thunersee, ...
Den folgenden Lebenslauf haben Angehörige anhand von Erinnerungen und Gesprächen mit der Verstorbenen verfasst.
Im Zimmer im Eige isches häll u fründlech. Pouline sitzt vor em Fänschter, d Lismete im Schoss, u laht ihre Blick la schweife. Gredi vorzuche gseht si dr Thunersee, wo sich drin ds Sigriswilerrothorn u ds Niderhorn spiegle. D Böim im Vordergrund hei no nid usgschlage, nume ganz verströit güggele afang äs paar Winterlinge us dr Ärde. Ja dr Früehlig, sinniert Pouline, uf dä han ig mi gäng gfröit.
Si nimmt d Lismete wiedr uf. Über vierzg Plätzlitechene het si i dere Zyt im Eige glismet. No lang wärde die Techene au dene Beschänkte Wärmi vor Pouline schänke.
Uf anderi Gedanke bracht, siniert sie jetz über ihri Familie. Eh, jetzt ligt dä Fritz scho 35 Jahr ufem Fridhof. I hätt gärn no chli länger mit ihm zäme ds Pangsiöndli gnosse. Aber äs het nid sölle sy. 1950 am Bärnfescht sy mir üs zerschmal begägnet. Zwöi Jahr später hei mir z Merlige im Chilchli ghürate u im Marzili z Bärn üses Wohnigli bezoge. Mit der Geburt vo dr Annemaire 1954 sy mir ä chlini Familie worde, u zwöi Jahr später het dr Ruedy üses Familie-Chleeblatt vervollständiget. Wie die Zyt vergeit. Jetzt sy d Annemarie u dr Ruedy o scho pensioniert.
Eh lueg, jetzt fahrt doch no grad äs Schiff Richtig Beatebucht. D Pouline leit d Händ mit dr Lismete wieder i Schoss u studiert wyter. Scho aus jungi Familie si mir viu iz Oberland gfahre. Zerscht iz Grueb zu dr Grossmueter, später de i üses Weidli, u wo d Grossmueter gstorbe isch, hei mir üses «Schürli» zwäg gmacht. Mir hei gäng planet gha, we de Fritz pensioniert würd, zügle mir de i das «Schürli». Äs isch du anders cho u i bi alleini uf das Chrattige zoge. I has nie beröit. Mir het dä Usblick uf See u Bärge gäng im Härze guet ta.
Äs nimmt ds Trömli vor Lismete wieder uf u lismet wyter. Da chlöpfelet öpper a Türe. Aha, dä jung Pfleger, wo für syni Usbildig äs Interview mit eme alte Mönsch söll mache. Das mache ig doch gärn. I verzelle ihm, wie nig ufgwachse bi, z Ursebach, wo dr Vatter als Schmid gschaffet het, vo mire Lehr im Frouespital z Bärn als Hebamme u wie i dere Zyt ds Penicillin, das Wundermittel, ufcho isch. I bi stolz gsy, dass ig ha chönne dä Bruef lehre, das isch dazumau weissgott nid üblech gsy. 800 Franke het mi Vater derfür zaut. Me stell sich das hüt no vor! Nach dr Lehr han ig zerscht als Privatpflegere ä Bueb betreut u später i mire Heimatgmeind, als freii Hebamme, Chind ghufe uf d Wält bringe.
Eh, jetz hei mir fasch drü Stund zäme plouderet. I bewundere die junge Mönsche, wo sich für nä Bruef mit alte Lüt entscheide u ig gsprächle gärn mit ihne.
Pouline luegt wieder ä chli use uf die Abestimmig überem See. Du chunnt ihre no grad z Sinn: Me sött ja no abstimme. Am Fernseh het sie sich afang schlau gmacht. U morn, dänkt sie, chunt de sicher no Martin. Mit ihm tuen ig de die Theme no usgibig diskutiere. Aber, mir sy de gar nid öppe gäng glycher Meinig gsy.
So, jetzt gits de gly Znacht. Sie leit d Lismete i ds Chörbli, laht no einisch dr Blick über See u Bärge schweife u gniesst no chli d Rueh.
I de letschte Täg, wos dr Pouline nümme so guet gange isch, het sie gäng wieder gfragt: «Isch jetzt Früehlig, dass ig use cha?» Am Tag, bevor sie gstorbe isch, het d Sunne ihres Beschte gäh u ihrer Strahle i ds Zimmerli gstreckt, glockt u gflüschteret: «Chumm, lueg Pouline, dr Früehlig chunt, du chasch jetzt use ga luege u aui diner Sorge em Herrgott übergäh.» Das het si du o gmacht, u üs blibe d Erinnerige anes umsorgends u liebs Mueti.