«Der grosse Traum» erfüllt sich
26.04.2022 AdelbodenLeinen los für Jakob, Brächti, Gody und Hanna. Die vier Auswanderer brechen auf, um ihr Glück in Amerika zu suchen. Die musikalische Theaterinszenierung zu den Vorfahren des Vogellisi ist ab sofort in Steffisburg zu sehen.
Nach zwei Jahren Proben und weiteren zwei Jahren ...
Leinen los für Jakob, Brächti, Gody und Hanna. Die vier Auswanderer brechen auf, um ihr Glück in Amerika zu suchen. Die musikalische Theaterinszenierung zu den Vorfahren des Vogellisi ist ab sofort in Steffisburg zu sehen.
Nach zwei Jahren Proben und weiteren zwei Jahren coronabedingtem Warten war es am Freitag endlich so weit: Mit bewegter Stimme kündigte Regisseurin Annemarie Stähli voller Stolz die Premiere von «Der grosse Traum» an. Ein 120-köpfiges Team fieberte dem Augenblick entgegen, als sich im vom Zirkus Monti gemieteten Chapiteau der Vorhang hob.
An Hamburg ins Ungewisse
Pünktlich um 19.30 Uhr füllten sich die beiden liebevoll gestalteten Bühnen, die eine gar doppelstöckig, mit Leben. Zwei junge Burschen aus dem Adelboden des frühen 19. Jahrhunderts verlassen ihr von Armut und Hunger heimgesuchtes Dorf. Sie lassen sich überreden, den alten Knecht Gody und die verschüpfte, lahmbeinige Hanna aufs grosse Abenteuer Amerika mitzunehmen. «Si wer de itz zum Altersusflug u zum Sozialprojekt worde!?» schmollt der draufgängerische Jakob, fügt sich aber in sein Schicksal. Das ungleiche Quartett legt im Hamburger Hafen ab, einer ungewissen und wechselhaften Bestimmung entgegen. Ein Duo wird später wieder in die Heimat zurückkehren, während die beiden anderen ihr Glück als Farmer beziehungsweise als Verkäufer von «Swiss luxury watches» finden. Doch bis es so weit ist, sind noch allerlei Abenteuer zu bestehen.
Astreines «Adelbodetütsch»
Das vielköpfige Ensemble aus Laiendarstellerinnen und -schauspielern überzeugte. Insbesondere Hanna, gespielt von der jungen Schauspielerin Milena Feuz, berührte die Gemüter des Premierenpublikums. Hanna sprach ein astreines «Adelbodetütsch», was nicht allen Protagonisten gleich gut gelang. Ab und zu schlich sich ein Ausdruck in die Dialoge ein, der seinen Ursprung eher ausserhalb des Engstligtals hat. Doch das ist die einzige leise Kritik, die am Schauspiel anzubringen ist. Die Gesangseinlagen und die schwungvollen Broadway-Beineschwenker gefielen ebenso wie die witzigen Einfälle der Regisseurin und Autorin, wenn es galt, im etwas dubiosen «Union Square Theatre» und bei seiner windigen Besitzerin für Unruhe und Panik zu sorgen. Mehr sei dazu nicht verraten.
Wurzeln und Flügel
Bei allem Schwung, Spass, Klamauk, Hochmut und schmutzigen Geschäftsgebaren – Annemarie Stähli liess es nicht dabei bewenden. Die Botschaft, sich auf die eigene Herkunft und deren Werte zu besinnen, wurde im Verlauf der Inszenierung immer deutlicher. Hannas Vater fasst es zu Beginn in einem Satz zusammen, als seine Tochter mit ihrem Schicksal als Behinderte hadert: «Äs chunnt nät druf aa, was me cha u wär me ischt, äs giit drum, was ma sinet.»
Nach Hannas Rückkehr ins Bergdorf meint ihre Mutter zu ihr: «Äs brucht nät nume Würzi, äs brucht og Flügel». Besser könnte man Stählis Werte nicht zusammenfassen.
Alle Spieldaten und Details der Inszenierung finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html