«Wünschbare Investitionen haben keine Priorität»
13.04.2022 FrutigenNach dem Volks-Nein zur Steuererhöhung ist der Gemeinderat noch einmal über die Bücher gegangen und hat mehrere Projekte zurückgestellt. Die Freibad-Sanierung liegt damit vorerst auf Eis.
BIANCA HÜSING
Als der Gemeinderat im November das Investitionsprogramm ...
Nach dem Volks-Nein zur Steuererhöhung ist der Gemeinderat noch einmal über die Bücher gegangen und hat mehrere Projekte zurückgestellt. Die Freibad-Sanierung liegt damit vorerst auf Eis.
BIANCA HÜSING
Als der Gemeinderat im November das Investitionsprogramm 2022–2025 verabschiedete, war die Ausgangslage eine andere. Damals kalkulierte er für diesen Zeitraum Mehreinnahmen in Höhe von gut 2,7 Millionen Franken ein – so viel hätte die geplante Steuererhöhung ungefähr eingebracht. Nachdem diese jedoch deutlich abgelehnt worden war, kündigte der Gemeinderat Sparmassnahmen an. Ende März setzte sich das Gremium erneut zusammen und beschloss, mehrere Projekte ins Jahr 2026 oder darüber hinaus zu verschieben, darunter diverse Strassenbelagsarbeiten (siehe auch «Aus dem Gemeinderat» auf Seite 3). Vorerst ganz vom Tisch sind die Beleuchtung Rollstrasse / Schwandistrasse und die Sanierung des Freibads. Die Rinderwaldstrasse wird hingegen wie geplant saniert. «Aufgrund der sonst nötigen Unterhaltsarbeiten und der im Winter erschwerten Schneeräumung hätten wir mit einer Verschiebung des Projekts kein Geld gespart. Im Gegenteil», begründet Obmann Hans Schmid.
Eine rollende Planung
Insgesamt werden im Investitionszeitraum 2022–2025 gut 730 000 Franken eingespart. Allzu viel ist das nicht – vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass allein die Badi-Sanierung zwei Millionen gekostet hätte. Zudem überschreitet die Gemeinde ihren selbst definierten Zielwert von 14,7 Millionen Franken um 1,6 Millionen. Schmid betont jedoch, dass ein Investitionsprogramm nie in Stein gemeisselt, sondern eine rollende Planung sei, in der alle Kredite noch einzeln beschlossen werden müssten und sich jährlich auch verschieben könnten. «Wenn ein Turnhallendach undicht ist, können wir die Renovation nicht hinauszögern.» Natürlich könne sich die finanzielle Situation (namentlich Steuereinnahmen und Selbstfinanzierungsgrad) im Laufe der Zeit auch verbessern. Je nach Entwicklung werde sich zeigen, ob man die verschobenen Projekte tatsächlich 2026 umsetzen werde.
Fürs Freibad jedenfalls wird es vorläufig keine Urnenvorlage geben. Hans Schmid ist zuversichtlich, dass die Anlage nicht gerade in den kommenden Jahren aussteigt. Sollte sie das doch tun, stehe man wiederum vor einer anderen Ausgangslage und müsse mit potenziellen Investoren oder sogar Käufern sprechen. Zur Not müsse die Badi eben für eine Weile geschlossen werden – auch wenn dies laut Schmid nicht im Sinne des Gemeinderats wäre. «Natürlich wäre es schön, ein saniertes Freibad zu haben. Aber dafür muss auch das Geld da sein.» Mit ihrem Nein zur Steuererhöhung hätten die Bürger den Gemeinderat beauftragt, den Gürtel enger zu schnallen. «Wünschbare Investitionen haben vor einem solchen Hintergrund keine Priorität.»
«Unverständnis und grosse Besorgnis»
Die Betreiber des Hallenbads sind über den Sanierungsverzicht nicht gerade erbaut. «Den Entscheid des Gemeinderats nehme ich mit Unverständnis und grosser Besorgnis zur Kenntnis», kommentiert Martin Allenbach, VR-Präsident der Sportzentrum Frutigen AG. Er hatte bereits Ende Februar im «Frutigländer» auf den maroden Zustand der Anlage hingewiesen. Nun werde der Verwaltungsrat die neue Situation im Rahmen einer Arbeitsgruppe analysieren und mögliche Massnahmen prüfen. Näheres könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.