KARRIERE IN DEN NETZEN
Die Digitalisierung nervt. Manche hassen sie, weil sie Dauerthema an GVs, Tagungen und in den Medien ist. Andere fürchten sie, weil sie ihren Job bedroht: Immer mehr Tätigkeiten werden von Robotern oder Computerprogrammen ausgeführt. Die motzen ...
KARRIERE IN DEN NETZEN
Die Digitalisierung nervt. Manche hassen sie, weil sie Dauerthema an GVs, Tagungen und in den Medien ist. Andere fürchten sie, weil sie ihren Job bedroht: Immer mehr Tätigkeiten werden von Robotern oder Computerprogrammen ausgeführt. Die motzen schliesslich nicht und fordern auch keine Rechte ein. Doch bei allem Technik pessimismus wird gern übersehen, welche Chancen das Digitale so bietet – und zwar gerade für Gering- oder Andersqualifizierte.
Viele junge Menschen geben heute als Berufswunsch «Influencer» an. Dafür muss man im Prinzip nur gut aussehen und den lieben langen Tag Fotos von sich ins Netz stellen. Hat man eine gewisse Reichweite erzielt, kommen die Werbeverträge von ganz allein – und damit auch das grosse Geld. Selbst im Alter kann es noch was werden mit der Influencer-Karriere. Der 76-jährige Alojz Abram bessert seine Rente auf, indem er lässig in knallbunten Turnschuhen und Kapuzenpullis posiert. Auf Instagram hat er über eine Million Follower und verdient pro Foto einen vierstelligen Betrag.
Auch sozialscheue Menschen, die sich am liebsten hinter Bildschirmen verstecken, können heute gross rauskommen – zum Beispiel als Spieleentwickler oder professionelle Gamer. Bei einem E-Sports-Turnier letztes Jahr in Rumänien konnte man sich ein Preisgeld von umgerechnet 37 Millionen Franken erspielen. Wer sein dauer zockendes Kind also vom PC wegbewegen will, muss sich schon was anderes einfallen lassen als: «Aus dir wird so doch nichts!» Sogar Hacker haben mittlerweile einen guten Ruf und werden für das bezahlt, was sie am liebsten tun: In fremde IT-Systeme eindringen. Viele Firmen buchen sogenannte «ethische Hacker», um Sicherheitslücken aufzuspüren und sich so vor «bösen Hackern» zu schützen.
Sie sehen: Das Internet bietet viel mehr Jobchancen, als es nimmt! Oder würden Sie einen Einbrecher dafür bezahlen, die Sicherheitslücken an Ihrem Haus zu finden? Auch Influencer würden vermutlich eher weggesperrt, wenn sie «offline» arbeiten würden – also wild posierend durch die Strassen laufen, jedem ihre neuen Schuhe vors Gesicht halten und von ihrem Lieblingsshampoo schwadronieren.
BIANCA HÜSING
B.HUESING@FRUTIGLAENDER.CH