Die Ablagerung macht noch Sorgen
31.05.2022 KanderstegDerzeit wird der Abflusskorridor des Oeschibachs gebaut. Dieser soll über die Ufer tretendes Wasser künftig in die Kander zurückleiten. Das nächste Problem des Schwellenvorstandes ist die Geschiebebewirtschaftung.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Das vergangene Jahr war für ...
Derzeit wird der Abflusskorridor des Oeschibachs gebaut. Dieser soll über die Ufer tretendes Wasser künftig in die Kander zurückleiten. Das nächste Problem des Schwellenvorstandes ist die Geschiebebewirtschaftung.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Das vergangene Jahr war für die Schwellenkorporation Kandersteg mit Blick auf den laufenden Unterhalt eher unterdurchschnittlich. Obwohl es im Kanton Bern etliche schwere Gewitter gab, blieb der Ort mehrheitlich verschont. Konkret heisst das, dass wenige unvorhergesehene Einsätze nötig waren und man sich auf die grosse Herausforderung der Realiserung von Schutzmassnahmen am Oeschibach konzentrieren konnte.
Die Natur lässt es grün werden
Im Oeschibach gab es zwar einige Murgänge, die jedoch im üblichen Rahmen bewältigt werden konnten. Die angespülten Geschiebemassen wurden für die Erhöhung der Schutzdämme verwendet. «Die neu erstellten, grossen Schutzbauwerke wirken sich bereits positiv aus», erklärt Schwellen-Präsident Toni Rösti. Rund zwei Millionen Franken wurden letztes Jahr in Planungen und Bauten beim Oeschibach investiert. Vom Dorf aus gesehen sind die Dämme und Strassen linksseitig praktisch fertiggestellt, bereits aufgeforstet und werden wieder der Natur überlassen – diese wird die Eingriffe bald wieder grün überwachsen lassen.
Diese Woche wird mit dem Bau der nächsten Mauern für den Abflusskorridor durchs Dorf begonnen. Dieser soll allenfalls nach einem Murgang aus dem Rutschgebiet Spitzer Stein überfliessendes Wasser via Usseri Allmi und Risetistrasse in die Kander zurückleiten. Rösti ist froh, dass es mit dem Bau nun vorwärtsgeht.
Wohin mit dem Kies?
Weniger schnell wird die Planung und Bewilligung für die Endablagerung von Geschiebematerial sein. «Der Geschiebesammler im Oeschibach fasst 150 000 Kubikmeter. Nach einem grösseren Ereignis müsste er möglichst rasch geleert werden, damit er seine Funktion wieder erfüllen kann. Doch wohin mit dem Kies und den grossen Steinen?», fragen sich die Schwellenverantwortlichen. Die beste Lösung wäre eine Deponie im benachbarten Oeschiwald. Doch dafür ist ein ordentliches Planerlass- und Bewilligungsverfahren erforderlich, Notrecht kann nicht in Anspruch genommen werden. Zwar besteht bereits eine erste Vereinbarung mit der Bäuert als Landbesitzerin, doch ist die Deponieplanung Sache der Gemeinde. Zuerst müsste demnach ein Planungskredit durch das Stimmvolk gesprochen werden, wenn der Oeschiwald überhaupt in Frage käme.
Lösung in der Nähe gesucht
Sowohl die Gemeinde als auch die Schwellenkorporation sind sich der grossen landschaftlichen Bedeutung des Waldes und des Naherholungsgebietes bewusst. Aus diesem Grund wurde vereinbart, dass keine vorsorglichen Rodungen für die Geschiebeablagerungen erfolgen. Die erforderliche Rodung würde erst unmittelbar vor einer Ablagerung vorgenommen werden.
Die Alternative – beispielsweise eine Ablagerung im Steinbruch Mitholz – würde viele Lastwagenfahrten durchs Dorf erfordern. Eine Entleerung des Geschiebesammlers von 150 000 Kubikmetern entspricht 30 000 Lastwagenfahrten und würde die Schwellenkorporation riesige Summen kosten, wie Toni Rösti sagt. Deshalb sucht man nun das Gespräch, um eine Endlagerstätte möglichst in der Nähe – also im Oeschiwald – zu finden. «Das können wir nicht erst angehen, wenn etwas passiert ist.»
Mit der komplexen Thematik des Hochwasserschutzes wird sich neu auch Peter Schneider befassen müssen, der Koni Hari im Vorstand ablöst. Haris Funktion als Schwellenmeister wird vom bisherigen Vorstandsmitglied Matthias Künzi übernommen.