FRIEDA VOGEL, FRUTIGEN
03.05.2022 NachrufFrieda Vogel wurde am 27. März 1920 als Tochter des Johann Friedrich und der Anna, geborene Rieder, in Frutigen geboren. Hier wuchs sie zusammen mit Fritz, ihrem fünf Jahre älteren Bruder, auf. Als sie elf Jahre alt war, starb ihr Vater an Magenkrebs. Ihre Mutter führte ein ...
Frieda Vogel wurde am 27. März 1920 als Tochter des Johann Friedrich und der Anna, geborene Rieder, in Frutigen geboren. Hier wuchs sie zusammen mit Fritz, ihrem fünf Jahre älteren Bruder, auf. Als sie elf Jahre alt war, starb ihr Vater an Magenkrebs. Ihre Mutter führte ein Tante-Emma-Lädeli. Um die Familie durchbringen zu können, verdiente sie an zahlreichen Tagen beim Putzen und Waschen Geld dazu. Somit war Frieda oft sich selbst überlassen. Schon während der Schulzeit war Frieda um keine Antwort verlegen. Ihr Lehrer erwischte sie einmal während des Unterrichts, als sie unter dem Pultdeckel Erdnüsschen ass. Er stellte sie zur Rede: «Vogel, was machst du da?» Keck erwiderte sie, dass es nicht vergebens heissen würde «Vögeli, friss oder stirb…»! Nach diesem Satz konnte sich auch der Lehrer ein Lachen nicht verkneifen.
Frieda bettelte bei ihrer Mutter und durfte deshalb ab der 8. Klasse in der heutigen EMK die Unterweisung besuchen. Hier wurde sie auch konfirmiert und fand mit 16 Jahren zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Ihr Konfirmationsspruch lautete: «Sein Rat ist wunderbar und er führt es herrlich hinaus» (Jesaja 28,29).
Während vieler Jahre arbeitete Frieda in Grenchen in einer Uhrenfabrik. Nebst der anstrengenden Arbeit betreute sie während 19 Jahren ihre an Depressionen erkrankte Mutter. Diese starb, als Frieda 55 Jahre alt war.
Später zog es Frieda wieder zurück ins Berner Oberland. An der Ringstrasse in Frutigen fühlte sie sich sehr wohl. Sie liebte ihren Garten und genoss es, Gäste mit leckeren Mahlzeiten zu verwöhnen. Im Jahr 2008 starb ihr Bruder.
Als Frieda 98 Jahre alt war, musste sie aus ihrer heimeligen Wohnung ausziehen. Im Elsigblick, Pflegeheim Frutigland, fand sie liebevolle Aufnahme. Anfangs vermisste sie das selbstständige Kochen. Doch bereits am ersten Tag erklärte sie ihren Besuchern: «Ich habe mich entschieden, hier glücklich zu sein.» Wie an der Ringstrasse konnte sie auch hier einem ihrer liebsten Hobbys, dem Lesen, frönen. Sie schöpfte über all die Jahre Kraft und Mut aus Gottes Wort. Interessiert las sie auch, was in der Welt passiert und was Menschen mit Gott erleben.
Für Ausflüge jeglicher Art musste man Frieda selbst im hohen Alter nicht zweimal fragen. Begeistert und neugierig war sie dabei, wo immer die Reise auch hinführte. Mit stolzen 99 Jahren freute sie sich über einen gelungenen Ausflug zum Oeschinensee. Sie staunte auch hier über die wunderbare Schöpfung.
Frieda sagte, sie hätte nie gedacht, dass sie ein so schönes Alter erleben dürfe. Nachdem sie den 100. Geburtstag gefeiert hatte, sagte sie, sie hätte geradezu Lust, noch weitere 100 Jahre im Pflegeheim zu leben, so gut werde sie an diesem Ort betreut.
Kurz vor ihrem 102. Geburtstag wurde Frieda zusehends schwächer. Am 3. März durfte sie im Glauben an ihren Erlöser Jesus Christus friedlich einschlafen und heimgehen.