Fussballtraining auf Ukrainisch
20.05.2022 Reichenbach, KientalFUSSBALL Seit Mitte April organisiert der FC Reichenbach Trainings für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Diese werden von den TeilnehmerInnen und von deren Müttern sehr geschätzt. Auch der Verein ist froh: Mehrere ukrainische Kicker konnten bereits in Juniorenmannschaften integriert werden.
MICHAEL MAURER
Am vergangenen Samstagvormittag präsentierte sich das Gand in Kien ziemlich international. Vom Rasen und vom Spielfeldrand vernahm man deutsche, englische und ukrainische Worte. Zum fünften Mal trafen sich auf dem idyllischen Fussballplatz fernab aller Kriegswirren geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sowie deren Mütter. Für einige der anwesenden sieben Jungen war dieses Training das Wochenhighlight, wie Sarah Fritschi weiss. Gemeinsam mit dem FC-Reichenbach-Sportchef Christian Kallen hat die dem Reichenbacher Klub nahestehende Sozialpädagogin das Trainingsangebot ins Leben gerufen. Die unter dem Motto «Spiel, Spass und Bewegung» durchgeführte samstägliche Einheit wird gerade auch von den ukrainischen Müttern sehr geschätzt. Diese tauschen sich am Spielfeldrand untereinander wie auch mit weiteren Anwesenden aus. «Eine Mutter hat zum Dank Biscuits gebacken», freut sich Sarah Fritschi.
«Man lernt alles, auch das Toreschiessen»
Die ukrainischen Jungfussballer haben offenkundig Spass. In gutem Englisch erklärt etwa Mikita: «Ich liebe es, ich geniesse es!», während sein Kollege Nazar unterstreicht: «Das Training ist sehr gut. Man lernt alles, auch das Toreschiessen.» Tatsächlich bewegen sich die 5- bis 14-jährigen Knaben teils noch verspielt, teils schon sehr sportlich auf dem Rasen. Georg Timmerije, Juniorentrainer mit niederländischen Wurzeln, führt dort gerade ein Torschusstraining durch. Von links und rechts versuchen seine ukrainischen Schützlinge, den im Tor stehenden B-Juniorenspieler und Assistenten Björn von Känel zu überlisten – mit unterschiedlichem Erfolg. Timmerije weiss um die positive Wirkung dieser Übung. «Für die Kleinen ist das Torschusstraining ein Erfolgserlebnis.» Nicht ganz einfach in der Handhabung ist für ihn jedoch der Altersunterschied der Teilnehmer. Natürlich bringen die Geflüchteten unterschiedliche Vorkenntnisse mit – obwohl in der Ukraine viele Leute Fussball spielen. Während die einen bereits in Fussballteams aktiv waren, haben sich andere dort nicht mit dem «runden Leder» befasst. Einer davon ist Ivan. «Ich spielte in der Ukraine keinen Fussball.» Nun scheint er den Sport aber für sich entdeckt zu haben. «Ich liebe es», bekräftigt der quirlige Knabe.
Die Verständigung klappt
Dies zeigt sich dann auch im zweiten Teil des Trainings. Auf Englisch kündigt Georg Timmerije einen Match an. Einer der älteren ukrainischen Jungen übersetzt in seine Landessprache. Die Kommunikation funktioniert, wie der B-Junioren-Trainer des Teams Reichenbach / Frutigen lobt. Überhaupt setzt sich Timmerije gerne für diese Initiative des FC Reichenbach ein. «Ich finde es einfach schön, dass man ihnen die Trainings anbietet.» In kurzer Zeit hat sich der Trainingsbetrieb eingespielt. «Das Schwierigste war die Ungewissheit über die Anzahl der Trainierenden», erklärt Mitinitiantin Fritschi. Dies ist nicht unwesentlich, wollen doch die ukrainischen Kinder und Jugendlichen genauso wie ihre einheimischen Altersgenossen «matcheln». Besonders freut sich Sarah Fritschi auch über die Einbindung der Neuankömmlinge in die lokalen Fussballvereine: «Das Schöne ist, dass wir schon fünf davon integrieren konnten.» Ein Mädchen trainiert mittlerweile beim FC Frutigen, während mehrere Jungen bei den Reichenbacher D-Junioren mitkicken.