Richtig oder falsch? – Die Zahl ist nicht das Problem
13.05.2022 AllerleiDie Zahl ist nicht das Problem
Ein Freitag, der 13. soll Pech bringen, heisst es. Immer wieder hört oder liest man, dass an solchen Tagen tatsächlich mehr Unfälle und Missgeschicke passieren als sonst. Aber stimmt ...
Die Zahl ist nicht das Problem
Ein Freitag, der 13. soll Pech bringen, heisst es. Immer wieder hört oder liest man, dass an solchen Tagen tatsächlich mehr Unfälle und Missgeschicke passieren als sonst. Aber stimmt das?
MARK POLLMEIER
Die Kombination «Freitag + 13» hat einen schlechten Ruf. Woher dieser kommt, ist nicht restlos geklärt. Vermutlich haben verschiedene Faktoren dazu beigetragen. Die 12 ist in vielen Kulturen eine harmonische, ja sogar heilige Zahl. In der Bibel gibt es die 12 Stämme Israels, Jesus hatte 12 Jünger. Unser Kalender ist eine Abfolge von 12 Monaten, dementsprechend gibt es 12 Tierkreiszeichen. So hat sich in den Köpfen festgesetzt, dass die 13 diese Ordnung stört und für Unglück sorgt. Im Märchen Dornröschen wird die 13. Fee ausgeladen, weil es im Schloss des Königs nur 12 goldene Teller gibt. Die Ausgeladene ist darüber so erbost, dass sie die neugeborene Tochter des Königs verwünscht und grosses Unglück über sein Reich bringt.
Was aber hat es mit dem Freitag auf sich? Auch hier spielt wohl die christliche Tradition eine Rolle. Jesus wurde an einem Freitag gekreuzigt, der Sündenfall im Paradies (der Biss in die verbotene Frucht), soll sich an einem Freitag ereignet haben.
Für die Verbindung der beiden Pechelemente sorgten dann möglicherweise einzelne Ereignisse, die als besonders dramatisch wahrgenommen wurden und so ins kollektive Gedächtnis eingingen. In Berlin ereignete sich 1927 ein Börsencrash – an einem Freitag, dem 13.
Ein unfallträchtiger (Frei-)tag
Aber ist dieser Tag wirklich gefährlicher als andere? Gern werden Statistiken bemüht, die das angeblich belegen sollen. Aber sie sind falsch. Die Unfallhäufigkeit des vermeintlichen Pechtags wurde schon öfter untersucht, etwa vom deutschen Automobilclub ADAC, von Krankenkassen oder grossen Versicherungen wie der AXA Schweiz. Ergebnis: Nichts deutet darauf hin, dass man sich besonders in Acht nehmen muss, wenn der Freitag auf einen 13. fällt. Allerdings ist der Freitag als Wochentag generell etwas gefährlicher als andere Tage – vor allem am Abend und im Strassenverkehr. Erklärt wird das damit, dass zu diesem Zeitpunkt besonders viele Leute unterwegs sind, die es allesamt eilig haben, nach Hause oder ins Wochenende zu kommen. Die Konzentration lässt nach, und schon ist ein Unfall passiert. Das alles ist also ganz natürlich erklärbar – und hat vor allem mit der 13 nichts zu tun.
Dass die angebliche Pechzahl 13 rein beliebig ist, zeigt der Blick zum südlichen Nachbarn. In Italien gilt nämlich traditionell die 17 als Unglücksziffer. Ähnlich wie andernorts die 13 vermeidet man es dort, die 17 als Nummer zu vergeben: In hohen Gebäuden «fehlt» im Fahrstuhl häufig das 17. Stockwerk, die Fluggesellschaft Alitalia verzichtete auf eine 17. Sitzreihe. Die Furcht der Italiener vor der 17 geht so weit, dass seinerzeit sogar ein französischer Autohersteller darauf reagierte. Renault vertrieb in den 1970er-Jahren sein Modell R17 in Italien unter dem Namen R177 – kein Italiener hätte ein Sportcoupé mit dem Namen R17 gekauft.