Der «Rebstock» in Kanderbrück war ein bekannter Treffpunkt – auch für Kegler. Vor 20 Jahren entstanden aus dem einstigen Gasthof zwei grosszügige Wohnungen, wobei das Gebäude äusserlich seine Form bewahrte.
HANS HEIMANN
Im Haus an der Widigasse 18 in ...
Der «Rebstock» in Kanderbrück war ein bekannter Treffpunkt – auch für Kegler. Vor 20 Jahren entstanden aus dem einstigen Gasthof zwei grosszügige Wohnungen, wobei das Gebäude äusserlich seine Form bewahrte.
HANS HEIMANN
Im Haus an der Widigasse 18 in Kanderbrück gingen bis in den 1990er-Jahren zahlreiche Gäste ein und aus. Das ehemalige Restaurant Rebstock sah mehrere Gastwirte mit mehr oder weniger erfolgreichem Geschäftsgang. In einem Inserat des damaligen Amtsanzeigers lud der Rebstock-Wirt Ed. Mener-Wetz im Juni 1922 zu einem dreitägigen «Kegelschieben» ein. Der Anlass richtete sich an Kegelfreunde, könnte aber auch eine willkommene Abwechslung gewesen sein für die Arbeiter der nahe gelegenen Fabrik, die dort bis 1965 Zündhölzchen hergestellt haben. Es schien die Blütezeit des Kegelns im Berner Oberland gewesen zu sein, denn ältere Frutiger erinnern sich noch heute, dass es im Dorf weitere Kegelbahnen in verschiedenen Gaststätten gab. Die Kegelbahn im «Rebstock» ist schon lange verschwunden, und vor rund einem Vierteljahrhundert wurde auch das Restaurant, der Quartiertreffpunkt, für immer geschlossen.
Nur zehn Prozent blieben stehen
Ein paar Jahre stand das Gebäude leer, bis es 2002 zu einem Besitzerwechsel kam. Obschon die Möglichkeit dagewesen wäre, den Gastgewerbebetrieb weiterzuführen, hätten die notwendigen baulichen Massnahmen – Einbau einer Feuermeldeanlage und Renovation von Küche und WC-Anlagen – grosse Investitionen vorausgesetzt. Die zwei neuen Besitzer, die Parteien Brügger und Zingrich, entschieden sich für eine Umnutzung der Liegenschaft auf der 1100 Quadratmeter grossen Parzelle mit Parkplatz in zwei Wohnungen.
In einem ersten Schritt der einjährigen Bautätigkeit wurden der Saal und der Gaststubenboden abgebrochen. Dabei kamen einige Überraschungen ans Licht, denn viele der stützenden Holzbalken waren komplett morsch; sie wurden durch eine Betondecke ersetzt. Schliesslich blieben nur etwa zehn Prozent des Altbaus bestehen. Anstelle des Saals, wo sich einst die Dorfbevölkerung traf, entstand eine 160 Quadratmeter grosse Wohnung mit grosszügigem Grundriss. Die breiten Fensterfronten auf allen vier Seiten sorgen heute für eine helle Atmosphäre. Darüber, mit ähnlichem Grundriss, liegt eine ebenfalls lichtdurchflutete Wohnung, bestehend aus viel Holz und grossen Fenstern. Doch trotz der modernen Umgestaltung und Nutzungsänderung hat der «Rebstock» seine äussere Form grösstenteils behalten.