Die beste Zeichnerin Europas
05.07.2022 FrutigenNie im Leben hätte die junge Frutigerin Seline Reichen damit gerechnet, dass sie nach ihrem Sieg vom letzten Jahr beim Raiffeisen-Talentwettbewerb erneut eine Chance haben würde. Doch da hatte sie sich gewaltig getäuscht.
MONYA SCHNEIDER
Zum 52. Mal fand der ...
Nie im Leben hätte die junge Frutigerin Seline Reichen damit gerechnet, dass sie nach ihrem Sieg vom letzten Jahr beim Raiffeisen-Talentwettbewerb erneut eine Chance haben würde. Doch da hatte sie sich gewaltig getäuscht.
MONYA SCHNEIDER
Zum 52. Mal fand der internationale Raiffeisen-Talentwettbewerb statt und Seline Reichen versuchte ihr Glück erneut. Zum Thema «Wer bestimmt, was schön ist» liess sie ihrer Fantasie freien Lauf und zeichnete mit ganz gewöhnlichen Farbstiften ein eindrückliches Bild. Es zeigt ein Gesicht, an dem viele Hände zerren und schnippeln. «So viele sind unzufrieden mit ihrem Aussehen und helfen chirurgisch nach. Doch die meisten sind danach auch nicht glücklicher. Die Beeinflussung durch Instagram und Co. wird immer grösser und verunsichert viele», erklärt die 17-Jährige ihr Werk. Für diese Interpretation des Themas wurde sie erneut zur Siegerin gekürt.
Die Jury überzeugt
Doch damit nicht genug. Seline Reichen wurde zusammen mit ihrer Familie nach Zürich zur grossen Siegerehrung eingeladen. Dort ging es über den roten Teppich ins ehemalige Fernsehstudio, wo sie auch kulinarisch verwöhnt wurden. Zuerst nannte der Moderator die Besten aus der Schweiz. Für ihren Sieg erhielt Seline Reichen erneut 1000 Franken. Danach wurden die Sieger unter den internationalen Teilnehmern gekürt und es wurde so richtig spannend. Die Bilder der Sieger aus den Ländern Schweiz, Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und Luxemburg waren ausgestellt. Der Jury gefiel in der Kategorie 15 bis 20 Jahre das Bild der Frutigerin am besten und sie durfte den Siegerpokal für ihr Werk entgegennehmen. «Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich auch international siegen könnte. Schliesslich war meine Konkurrenz sehr gross und die meisten anderen besuchen eine Kunstschule», freut sich die junge Künstlerin.
Ein folgenreicher Triumph
Dieser Sieg bedeutet Seline Reichen sehr viel, denn er war auch der letzte Impuls, den sie brauchte, um ihr Leben in eine neue Richtung zu lenken. Ihre Lehre als Floristin, die sie vor einem Jahr begonnen hat, wird sie nun auf Eis legen, da sie in diesem Beruf ihre künstlerische Seite nicht so ausleben konnte, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ab August wird sie eine Schule für Kunst und Gestaltung in Bern besuchen, die ein Jahr lang dauert. Währenddessen wird sie dann eine geeignete Ausbildung suchen, die künstlerisch zu ihr passt und in der sie ihr Talent ausleben kann. Dieser Berufswechsel brauche Mut, doch ihre Eltern würden voll hinter ihr und ihrer Entscheidung stehen.
Selbstverständlich wird Seline Reichen auch im nächsten Jahr wieder am Talentwettbewerb mit dem Thema «Wie sieht Zusammenhalt aus» teilnehmen. Es wird das letzte Mal sein, dass sie dabei sein darf, denn danach hat sie die Alterslimite des Wettbewerbs erreicht.