Die Licht- und Schattenseiten der Sonne
26.07.2022 GesundheitGESUNDHEITSECKE Im Sommer lässt sich das Leben draussen in vollen Zügen geniessen. Sonnenschein sorgt für gute Laune und steigert das Wohlbefinden. Damit die Haut dabei nicht über ihre Belastungsgrenze kommt, benötigt sie den bestmöglichen Schutz.
Was gibt es ...
GESUNDHEITSECKE Im Sommer lässt sich das Leben draussen in vollen Zügen geniessen. Sonnenschein sorgt für gute Laune und steigert das Wohlbefinden. Damit die Haut dabei nicht über ihre Belastungsgrenze kommt, benötigt sie den bestmöglichen Schutz.
Was gibt es Schöneres, als Sommertage draussen im Garten, beim Wandern, auf dem Velo oder im Schwimmbad zu verbringen? Oft werden jedoch – durchaus berechtigt – die Schattenseiten von zu viel Sonne betont. Dabei ist genügend Sonnenlicht lebenswichtig. Die Wärme auf der Haut tut gut und schafft ein wohliges Gefühl, Sonnenlicht reguliert die Hormone, regt in der Haut die Vitamin-D-Bildung an – und fällt es in die Augen, produziert das Gehirn Serotonin, das Glückshormon.
Gleichwohl gilt: Regelmässige Sonnenexposition benötigt den bestmöglichen Schutz – ob im Beruf, in der Freizeit oder generell bei empfindlicher Haut. Kommt die Haut an ihre Belastungsgrenze, drohen Sonnenbrand, verminderte Elastizität, beschleunigte Alterung und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko.
UV-Strahlung: unsichtbar und nicht zu spüren, aber nicht harmlos
Bereits in den Sagen des klassischen Altertums bestreicht Helios, der Sonnengott, das Antlitz seines Sohnes «mit einer heiligen Salbe und machte es dadurch geschickt, die glühende Flamme zu ertragen», bevor dieser den Sonnenwagen für einen Tag über das Firmament lenken sollte.
Die spürbare Wärme ist aber nur ein Teil der Strahlung (Infrarot, Anteil 44 Prozent), die die gleissende Sonne zur Erde schickt. Das sichtbare Licht macht 52 Prozent aus, während der Rest aus unsichtbarer UV-Strahlung besteht. Doch es ist dieser «kleine» Anteil von 4 Prozent energiereicher Strahlung, welcher der Haut zusetzt und verantwortlich ist für unliebsame Reaktionen.
Der längerwellige Anteil an UV-A-Licht (95 Prozent) führt zu vorzeitiger Hautalterung (Eselsbrücke: A = Alterung), kurzfristiger Bräune, ist verantwortlich für Sonnenallergie und birgt ein hohes Hautkrebsrisiko. Das kurzwelligere und energiereichere UV-B-Licht (Anteil 5 Prozent) sorgt für den unliebsamen Sonnenbrand (Eselsbrücke B = Brand) und bräunt die Haut langfristiger, was nach Tagen zu einem gewissen körpereigenen Lichtschutz führt.
Wie viel Sonne darf es sein?
Während im 19. Jahrhundert Blässe als vornehm galt, zeugte später die «gesunde» Ferienbräune von einem gewissen Wohlstand. Heute komme man immer mehr vom Mythos der gesunden Hautbräune weg, erläuterte der Basler Pharmazeut und Professor mit Schwerpunkt Dermatologie vor Kurzem in der NZZ zum Thema «Was ist ein gutes Sonnenschutzmittel?».
Die heutigen Ansprüche sind vielseitig, eine moderne Sonnencreme soll nicht nur Sonnenbrand verhindern, sondern auch die Hautalterung verzögern, die Bildung lichtabhängiger Hauttumoren vermeiden, unerwünschte Lichtreaktionen und Pigmentstörungen abschwächen sowie kranke und empfindliche Haut (Narben, Bestrahlungen …) schützen.
Ein ideales Sonnenschutzmittel besitzt einen hohen Schutzfaktor gegen UV-B-Strahlen, schützt gegen UV-A- Strahlung, ist selbst UV-stabil, wasserfest und setzt sich aus einem möglichst geringen Teil chemischer (organischer) Filter und einem höheren Anteil physikalischer Filter (Mikropigmente; s. Kasten über Sonnenfilter) zusammen. Letztere rufen viel weniger Unverträglichkeitsreaktionen hervor und dringen nicht in die tieferen Hautschichten ein. Früher oft einzeln eingesetzt, werden die Filter zunehmend kombiniert, um den Gehalt an organischen Filtern in den Präparaten herabzusetzen und den Schutzfaktor zu erhöhen.
Oft werden mehrere chemische Filter eingesetzt, die zusammen einen möglichst hohen Schutz über ein breites UV-Spektrum gewährleisten. Durch ihr Zusammenwirkten können die einzelnen Konzentrationen tief gehalten und unerwünschte Reaktionen reduziert werden.
Drei Esslöffel pro Person
Nur ein Produkt, das man gerne aufträgt, wird auch schützen. Den individuellen Vorlieben bietet sich eine breite Palette an Cremes, Gels, Lotionen, Ölen oder Sprays, mit Duftstoffen oder ohne.
Der Schutzfaktor wird abhängig vom Hauttyp, der geplanten Aktivität und vom Aufenthaltsort ausgewählt. Je heller die Haut, je höher über dem Meeresspiegel, je näher am Äquator und je sommerlicher die Jahreszeit, desto höher sollte der Faktor sein.
Experten raten, den Sonnenschutz 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufzutragen, damit sich der Schutzfilm auf der Haut gut ausbildet und hält. Wer sich genug Zeit nimmt, wird ziemlich sicher alle Stellen erwischen.
Als Faustregel wird die Menge von etwa drei Esslöffeln Sonnenschutzmittel für die gesamte Körperoberfläche eines Erwachsenen empfohlen. Nachcremen ist wichtig, weil der Schutz durch Abrieb beim Baden, Abtrocknen, langem Liegen oder starkem Schwitzen relativ schnell abnimmt.
Für Säuglinge und Kleinkinder stellt der Schutz durch Sonnenhut und Kleidung die wichtigste Massnahme dar. Für sie werden wasserfeste Sonnenschutzmittel auf Basis von Mikropigmenten bevorzugt.
Sonnenallergie tritt nicht nur auf Mallorca auf
Wenn sich nach dem ersten ausgiebigen Sonnenbad an exponierten Stellen am Hals, auf der Brust, auf dem Rücken sowie auf den Oberarmen kleine, stark juckende Knötchen und Flecken bilden, spricht man von einer Sonnenallergie – auch als Mallorca-Akne oder Sommer-Akne bekannt. Dabei handelt es sich weder um eine klassische Allergie noch um eine Akne, sondern um eine Reaktion der Haut auf UV-Licht (Photodermatose).
Der Name Mallorca-Akne geht auf den dänischen Dermatologen Nils Hjorth zurück, der als Erster die Symptome bei Skandinaviern feststellte, die nach dem Winter aus ihren Mallorca-Ferien in den Norden zurückkehrten.
UV-A-Strahlung kann in Kombination mit Fetten und anderen Bestandteilen (Emulgatoren, Duftstoffen, Konservierungsmitteln) in Sonnencremes die Hautzellen schädigen (oxidativer Stress). Dabei verstopfen die Talgdrüsen und in der obersten Hautschicht wird eine Entzündung ausgelöst. Als Grund dafür wird eine anlagebedingte Funktionsstörung der hornbildenden Zellen in der Oberhaut diskutiert.
Betroffen sind vor allem Frauen zwischen 20 und 40 Jahren mit einer Neigung zu fettiger Haut. Sie sollten sich behutsam und allmählich an die Sonne gewöhnen, sich so weit wie möglich durch Kleidung, Sonnenhut und Sonnenschirm schützen und möglichst fettund emulgatorfreie Sonnenschutzmittel mit hohem UV-A-Schutz benutzen. Ausserdem können sie von der vorbeugenden Einnahme von Antioxidantien wie Beta-Karotin (s. nebenstehenden Kasten) profitieren.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Weiterführende Links zum Thema Sonnenschutz finden Sie online in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Was bedeutet SPF genau?
SPF ist die Abkürzung für «Sun Protection Factor». Dies Faktor ist das Verhältnis zwischen der Zeit bis zu einer ersten Rötung der Haut, die mit Sonnenschutzmittel geschützt ist, und der Zeit bis zur ersten Rötung der ungeschützten Haut. Ein Produkt mit SPF 50 schützt doppelt so stark wie ein Produkt mit SPF 25. Als Beispiel: Bei einem Produkt mit SPF 25 dringen knapp 4 Prozent des Sonnenlichts in die Haut ein. Bei einem Produkt mit SPF 50 nur noch rund 2 Prozent.
QUELLE: SUVA
Sonnenfilter – Absorption ist das A & O
Die wichtigste Aufgabe eines UV-Filters besteht darin, die Menge des UV-Lichts, das unter die Haut geht, durch Absorption, Reflexion und Streuung zu reduzieren. Dabei kommen zwei verschiedene Stoffgruppen zum Einsatz, umgangssprachlich als physikalische und chemische Filter bezeichnet. Experten sprechen jedoch aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften von anorganischen (Mineralien) und organischen (Kohlenstoff-basierten) Filtern.
Bei den physikalischen (anorganischen) Stoffen handelt es sich um feinste Zink- oder Titanoxidpartikel. Sie streuen und reflektieren etwa 10 Prozent des Lichts, die restlichen 90 Prozent werden über ihre Kristallstruktur absorbiert. Kosmetischer Nachteil: Sie verleihen der Haut einen weisslichen Teint.
Bei den organischen Filtern erfolgt der Sonnenschutz praktisch ausschliesslich über die Absorption. UV-Strahlung wird dabei über die chemische Struktur aufgenommen und in harmlose Wärme umgewandelt, ohne dass der Filter dabei zerstört wird.
BI
Sonnenschutz aus der Küche?
Karotte, Peperoni, Aprikose und Mango enthalten das intensiv rotorangefarbene Beta-Carotin, eine natürliche Vorstufe von Vitamin A. Der Verzehr dieser Gemüse soll angeblich vor Sonnenbrand schützen, jedoch konnte diese Wirkung bisher nur in beschränktem Masse bestätigt werden.
Zwar erhält die Haut bei regelmässigem Konsum durch die eingelagerten Carotine einen um Faktor zwei bis drei erhöhten Schutz, von einem effektiven und ausreichenden Sonnenschutz ist dies jedoch weit entfernt.
Allerdings neutralisiert Beta-Carotin als Antioxidans die schädliche Wirkung der durch UV-Strahlung entstandenen freien Radikale (reaktive Sauerstoffverbindungen) und unterstützt Reparaturvorgänge im Gewebe. Wer empfindlich auf die Sonne reagiert oder an Sonnenallergie leidet, profitiert von der schützenden Wirkung. Idealerweise wird zur Vorbereitung ein entsprechendes Vitaminpräparat bereits drei Wochen vor den Ferien eingenommen.
Lange Zeit wurde Rauchern die regelmässige Zufuhr von reinem Beta-Carotin wegen eines möglicherweise erhöhten Risikos von Lungenkrebs abgeraten. Inzwischen gilt jedoch die Einnahme von 15 mg pro Tag über eine begrenzte Zeit als unbedenklich.
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