Ein erfüllender Beruf
26.07.2022 Aeschi, AeschiriedWenn FrutigländerInnen eine Lehre im Detailhandel absolvieren, so tun sie dies meistens in einem Sportoder Kleidergeschäft, in den Bereichen Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik. Für eine andere Branche hat sich Andrea Müller entschieden: Sie verkauft Uhren, Schmuck und ...
Wenn FrutigländerInnen eine Lehre im Detailhandel absolvieren, so tun sie dies meistens in einem Sportoder Kleidergeschäft, in den Bereichen Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik. Für eine andere Branche hat sich Andrea Müller entschieden: Sie verkauft Uhren, Schmuck und Edelsteine.
KATHARINA WITTWER
Kaum hielt Andrea Müller ihr Diplom als Detailhandelsfachfrau EFZ und ihr Lehrabschlusszeugnis mit der Durchschnittsnote 5,6 in den Händen, reiste sie für vier Wochen nach London. In einer Sprachschule bereitet sie sich dort zurzeit auf die «First-Certificate»-Prüfung vor (Sprachdiplom in Englisch). Ab Mitte August besucht sie für zwei Jahre berufsbegleitend die Berufsmittelschule (Typ Wirtschaft), in die sie prüfungsfrei aufgenommen worden ist. Drei Tage pro Woche wird sie in ihrem Beruf arbeiten. Die neue Stelle in einer Bijouterie in Thun hat sie schon seit einigen Monaten auf sicher.
Schon nach wenigen Wochen im Klassenzimmer am Gymnasium merkte die Aeschinerin, dass ihr eine weiterführende Schule nicht zusagt. Stattdessen wollte sie eine Lehre in Angriff nehmen. Etwas mit Menschen sollte es sein, keinesfalls in einem Büro und auch nichts Handwerkliches. So kam sie bald auf den Detailhandel, doch eine Lehre in der Food- oder Kleiderbranche konnte sie sich nicht vorstellen. Um Weihnachten 2018 begann sie mit der Lehrstellensuche. Bald darauf stiess sie auf ein Lehrstelleninserat der Firma Rhomberg Schmuck AG in Thun, durfte dort im Februar eine Schnupperlehre machen – und im März war der Ausbildungsvertrag unterschrieben. Das Schuljahr am Gymnasium beendete sie ganz regulär.
Ein gepflegtes Äusseres gehört dazu
«Kunden beraten, ihnen etwas Hübsches verkaufen und damit Freude zu bereiten, ist schön», schwärmt die 19-Jährige. Zum Schulstoff gehören unter anderem Theorie über Metalllegierungen, Schmucksteine und Uhren sowie deren Technik – was Andrea Müller hochinteressant findet. Auch der Umgang mit Kunden und der Ware sowie Tätigkeiten hinter den Kulissen werden im Fach DHK (Detailhandelskenntnisse) unterrichtet. Leider klappte es im Geschäft zwischenmenschlich nicht optimal. Erst im dritten Lehrjahr, nachdem es einen personellen Wechsel gegeben hatte, konnte sie in die Filiale in Bern wechseln. Dies hat sie noch mehr angespornt, und sie konnte voller Elan in die Abschlussprüfungen starten – mit Erfolg.
In ihrer Branche wird grosser Wert auf eine gepflegte Erscheinung gelegt. Turnschuhe, Jeans, Oberteile mit Spaghettiträgern oder Minirock sind tabu. «Ein ungeschriebenes Gesetz verlangt gepflegte Hände und eine angemessene Farbe sowie Länge der Nägel, damit ein Kettenverschluss problemlos geöffnet werden kann. Der dezente Schmuck sollte vorzugsweise aus dem eigenen Geschäft stammen», erzählt Müller.
Zu den negativen Seiten ihres Berufes gehören der eher niedrige Lohn und die teils langen Arbeitszeiten bis zum Abend. Hat Andrea Müller dereinst die Mittelschule abgeschlossen, stehen ihr verschiedene berufliche Türen offen.