Ein spassiges Schulfest mit vielen Abschieden
01.07.2022 KrattigenNach zwei Jahren Pause durften die Krattiger Primarschüler-Innen endlich wieder ein richtiges Schulfest feiern – mit allem, was dazugehört.
SONJA STEUDLER
Nachmittags starteten die Festivitäten mit allerlei Spiel und Spass im Schulhaus. Die Aktivitäten auf dem ...
Nach zwei Jahren Pause durften die Krattiger Primarschüler-Innen endlich wieder ein richtiges Schulfest feiern – mit allem, was dazugehört.
SONJA STEUDLER
Nachmittags starteten die Festivitäten mit allerlei Spiel und Spass im Schulhaus. Die Aktivitäten auf dem Pausenund Rasenplatz mussten witterungsbedingt ins Schulhaus verlegt oder zum Teil ganz abgesagt werden. Dies tat der Stimmung der Kinder aber erwartungsgemäss keinen Abbruch. «Äs Schuelfescht fägt, Wätter hin oder här!»
Reger Betrieb herrschte auf allen Stockwerken im Krattiger Schulhaus. Vom Singsaal im Untergeschoss bis zum Kindergartenzimmer im Dachgeschoss gab es in jedem Raum etwas zu entdecken und auszuprobieren. So wurde gemalt und Vier-Gewinnt, Carambole oder Klask gespielt. Im Kindergarten konnte Gross und Klein mit verbundenen Augen in verschiedenen Boxen Gegenstände erfühlen und so den eigenen Tastsinn testen. Und wer den Ball an der Schokokuss-Schleuder geschickt genug warf, sparte sich den Gang zum eigens eingerichteten Kiosk in der Pausenhalle.
Für die Zukunft gut gerüstet
Letztes Jahr wurden in einer Bauzeit von rund einem halben Jahr neue Gruppenräume ans bestehende Schulhausgebäude angebaut. Nach den Herbstferien konnten diese zwei mit modernster Technik ausgerüsteten Schulzimmer in Betrieb genommen werden. Die für Krattigen rekordverdächtigen Klassengrössen erfordern immer öfter eine Teilung in mehrere Gruppen, nun ist für alle genug Platz da. Für den Kindergarten entstand zudem eine Dachterrasse, die gemäss Kindergärtnerin Barbara Freiburghaus sehr rege genutzt wird.
Rund eine halbe Million Franken habe der Anbau gekostet, erklärt Schulkommissionspräsidentin und Gemeinderätin Silvia Luginbühl. Einen Zuschuss von 50 000 Franken an die Baukosten durfte die Gemeinde von der Patenschaft für Berggemeinden entgegennehmen. Nun ist auch das Krattiger Schulhaus bestens ausgerüstet, um den neusten Anforderungen – nicht zuletzt auch für die geforderten neuen Unterrichtsformen – gerecht zu werden.
Während des Schulfestnachmittags hatte auch die Bevölkerung Gelegenheit, die neuen Gruppenräume zu besichtigen. Hier wurden zudem Filme gezeigt, die während der Projekttage in diesem und im letzten Schuljahr entstanden sind. Im Schuljahr 2020 / 21 konnten sich die SchülerInnen und Kindergartenkinder unter dem Motto «Schule gestern, heute und morgen» auch in die Welt der Schule von früher versetzen. Und im laufenden Schuljahr standen mit dem Projekt «Natur und Umgebung» Erlebnistage im Wald auf dem Programm. Klassendurchmischt durften so die Krattiger Kinder mehrere Tage, verteilt übers ganze Schuljahr, draussen verbringen und miteinander kochen, bräteln, Kunstwerke gestalten und vieles mehr erleben. Diese klassenübergreifenden Aktivitäten sind laut der Schulleiterin Barbara Luginbühl-Sieber ein nicht zu unterschätzender Beitrag zu einer guten Schulhauskultur mit einem respektvollen Miteinander.
Theater der 5. und 6. Klasse
Kurz vor 17 Uhr füllte sich die Turnhalle zusehends. Der «offizielle Festakt» stand an. Und so machten sich auch die 5.- und 6.-KlässlerInnen für ihren grossen Auftritt bereit. Sie hatten während ihrer Landschulwoche in Adelboden fleissig Theaterszenen einstudiert.
Zur Aufführung kam das Stück «Als die Kinder verschwanden» – in berndeutscher Fassung. Mit viel Herzblut, einer guten Portion Humor und – manchmal wohl auch unbeabsichtigter – Situationskomik zeigten die Jugendlichen dem begeisterten Publikum die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und das Kennenlernen der ersten Liebe auf.
Ein Couvert mit vielen Wünschen
1520 Tage, so viel Zeit hatten die 6.-KlässerInnen gemäss Rechnung der Schulleiterin Barbara Luginbühl-Sieber im Schulhaus Krattigen verbracht. Nun werden sie in die Oberstufe nach Aeschi entlassen. Alle erhielten zusätzlich zum Präsent der Gemeinde Krattigen ein durch 3.- und 4.-Klässler liebevoll gestaltetes Couvert mit einem Foto aus Kindergartenzeiten und einer langen Liste mit guten Wünschen. Da staunten sie wohl auch selbst ein wenig, wie sehr sie sich in den 1520 Schultagen verändert hatten.
Weiter wurde die aufgrund eines Semesterkurses abwesende TTG-Lehrerin Beatrice Frauchiger verabschiedet. Sie wird künftig an der Schule Frutigen tätig sein. Und auch Marlies Schori, die über sechs Jahre im Rahmen des Pro-Senectute-Generationenprojekts regelmässig Klassen begleitet hat, wird nach den Sommerferien nicht mehr im Schulhaus Krattigen anzutreffen sein.
Abschied nach mehreren Jahrzehnten
Den wohl emotionalsten Abschied des Nachmittags leitete Schulkommissionspräsidentin Silvia Luginbühl mit ihrer Rede ein, galt es doch Schulleiterin Barbara Luginbühl-Sieber nach fast 40 Jahren an der Schule Krattigen weiterziehen zu lassen (das Abschiedsporträt über die Schulleiterin erscheint im nächsten «Frutigländer»). Silvia Luginbühl gab ihr dazu unter anderem ein Buch mit auf den Weg, in dem jede Seite von langjährigen Weggefährten Barbara Luginbühl-Siebers gestaltet wurde. Dann betraten die SchülerInnen der 3. bis 6. Klasse die Bühne und formierten sich zu einem Chor. Sie verabschiedeten sich mit einer Melodie aus Giuseppe Verdis «Nabucco» von der abtretenden Schulleiterin. Der Text wurde von den Lehrpersonen Karin Zaugg und Mathias Keller individuell dem Anlass angepasst. Und schliesslich kamen auch noch die kleineren Kinder, jene vom Kindergarten bis zur 2. Klasse, zu ihrem grossen Auftritt. Auch sie sangen mit Inbrunst. Ihr Abschiedslied jedoch war nicht nur für Barbara Luginbühl-Sieber gedacht, sondern für alle, die das Schulhaus Krattigen auf die Sommerferien hin für immer verlassen.
Nun war auch der Schulleiterin klar, warum sie in den letzten Wochen immer wieder beobachten konnte, wie Kinder und Lehrpersonen plötzlich ins Untergeschoss in den Singsaal verschwunden waren, obwohl doch gar nicht für alle Musik auf dem Stundenplan stand …
Ausklang mit Speis und Trank
Schon seit geraumer Zeit wird am Krattiger Schulfest immer ein Nachtessen angeboten. Nach zwei Jahren pandemiebedingtem Unterbruch nahmen die fleissigen HelferInnen der «Krattig Eltern für Krattig Kinder» diese Tradition gerne wieder auf und boten ein reichhaltiges Salatbuffet und Grilladen an. Ebenfalls die allseits beliebten Desserts, Kuchen und natürlich für die kleinen und grossen Schleckmäuler der durch SchülerInnen betreute Schleckzeugstand durften nicht fehlen.
Nachfolge in der Schulleitung
Nach den Sommerferien wird Laura Goebel, Klassenlehrerin der 1./2. Klasse, zusätzlich die Schulleitung in Krattigen übernehmen. Nebst guten Wünschen erhielt Goebel von der abtretenden Schulleiterin Barbara Luginbühl-Sieber einen grünen Kompass mit verschiedenen Zusatzfunktionen geschenkt. So soll sie auch in stürmischen Zeiten nie die Orientierung verlieren und mit der Lupe könne Gutes vergrössert und Schlechtes verkleinert werden, erklärte Luginbühl dazu. Dem ganzen Kollegium wünschte sie, dass es weiterhin am gleichen Strick ziehe. Und zum Schluss fügte sie an: «Ihr seid ein tolles Team, tragt Sorge dazu!»