Jakobstag schon Mitte Juni

  01.07.2022 Natur

Wer sich schon einmal mit dem Pilgern beschäftigt hat, kennt vermutlich auch den Heiligen Jakob. Einer der bekanntesten Pilgerwege führt nämlich ins spanische Santiago (Sankt Jakob) de Compostela, wo ihm zu Ehren ein Wallfahrtszentrum errichtet wurde. Spanische Christen bauten dem Apostel dort eine Kathedrale und trugen seine vermeintlichen Reliquien in einem goldenen Sarkophag hinein – und zwar am 25. Juli 816. Seitdem ist der 25. Juli der Jakobstag – womit wir bei der Frutiger Jakobsscheibe wären. Die gilt seit jeher als Gradmesser für die «Qualität» der warmen Jahreszeit. Ist der weisse Fleck am Jakobstag geschmolzen, ist es ein warmer oder gar heisser Sommer. Sieht man die Jakobsscheibe dagegen noch nach dem 25. Juli, ist das Gegenteil der Fall: Der Sommer ist eher mässig warm.

Dieses Jahr war das Schneefeld schon recht früh verschwunden; Mitte Juni konnte man ihm regelrecht beim Tauen zuschauen. «Sicher ist auch dies eine Folge der Klimaerwärmung», mutmasst der Frutiger Max Pfiffner, der den Vorgang über mehrere Tage mit der Kamera festgehalten und dokumentiert hat. Ob seine Einschätzung zutrifft, wird sich in den nächsten Jahren zeigen – sollte die Bergflanke unterhalb des Elsighorns regelmässig schon im Juni «blank» sein, dürfte das wohl tatsächlich am sich ändernden Klima liegen.

Wie wird das Christfest?
In vielen Ländern war oder ist der Jakobstag mit dem bäuerlichen Brauchtum verknüpft. Der 25. Juli galt als einer der frühen Erntetermine des Jahres. Je nach Region konnte nun das erste Getreide eingebracht werden. Frühe Apfelsorten («Jakobi-Äpfel») und Beeren waren reif. Anlässlich dieser ersten Ernte wurden um den 25. Juli vielerorts Sommerfeste oder eine Chilbi gefeiert.

Wegen der Bedeutung des Tages verwundert es nicht, dass sich zum Jakobstag auch eine Reihe von Sinnsprüchen ausgebildet haben. Manche haben mit dem Erntetermin zu tun: «Wenn Jakobi kommt heran, man den Roggen schneiden kann» oder «Sankt Jakob nimmt hinweg die Not, bringt erste Frucht und frisches Brot.» Andere Bauernregeln leiten vom Jakobstag den weiteren Wetterverlauf ab: «Ist Jakobi klar und rein, wirds Christfest frostig sein.» Was solche Prognosen heute noch taugen, ist angesichts zunehmender Wetterkapriolen allerdings schwer zu sagen.

MARK POLLMEIER


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