SCHLUSSPUNKT - Auf Balkonien
19.01.2024 KolumneAUF BALKONIEN
Monatsmeeting in der Redaktion: «Bitte tragt eure Ferien ein», O-Ton unseres Chefs. Ich fühle mich ertappt, gehöre ich doch zu den wenigen, die dies noch nicht erledigt haben. Allerdings fühle ich mich betreffend Urlaubsplanung eher der spontanen Kategorie zugehörig: «Ui, ein langes Wochenende steht bevor, was könnte ich denn da unternehmen?» Monate im Voraus geplante Ferien, eventuell noch mit einer Reisegruppe, sind für mich das Gegenteil von Erholung.
Es gab Urlaube, da buchte ich den Flug erst am Vortag und fing um Mitternacht an zu packen. Doch das mit dem Fliegen ist ja mittlerweile so eine Sache geworden – mit Blick auf die Umweltbilanz macht sich das schlechte Gewissen breit. Italien wäre nah genug, den Strand ohne Flugzeug zu erreichen, doch für das Auto gilt ja Ähnliches. Also doch mit dem Zug. Im Sommer reise ich sowieso mit leichtem Gepäck: Bikini, Strandkleid und ein Buch passen in einen kleinen Rucksack.
Allerdings ist es im Juli und August auch in der Schweiz wunderschön! Den See fast vor der Haustür, die Berge im Rücken ... warum also in die Ferne schweifen? Dennoch: Meer und Strand fehlen mir, ebenso der entspannte Lifestyle des Südens, der in der Schweiz eher selten anzutreffen ist. Wir zählen hier doch eher zu den Arbeitstieren: 42-Stunden-Woche, von den Überstunden nicht zu reden. Hangeln wir uns deswegen von Ferien zu Ferien und von Wochenende zu Wochenende, um irgendwie durchzukommen? Auf mich trifft dies glücklicherweise nicht zu. Ich muss mir meine Ferien nicht herbeisehnen, um mich von meinem Job zu erholen – vielleicht habe ich auch deshalb noch keine geplant.
Trotzdem, vielleicht könnte ich spontan für nächste Woche Urlaub beantragen, um mir, nebst Skifahren und gemütlich auf der Couch liegen, Gedanken um das restliche Jahr zu machen. Quasi eine Woche frei nehmen für die Urlaubsplanung. Ob dies nun Verschwendung ist oder unter Erholung fällt, sei dahingestellt. Vielleicht mache ich meine Ferienplanung auf dem Balkon, auf dem man sich ja bekanntlich ebenfalls erholen kann – auch wenn dort derzeit eher Eisblumen statt Palmen zu finden sind.
MARIA STEINMAYR
M.STEINMAYR@FRUTIGLAENDER.CH