VIS-À-VIS - Die acht wichtigsten Wörter in jeder Beziehung
10.01.2025 KolumneDie acht wichtigsten Wörter in jeder Beziehung
«Hallo Christoph, wir haben neulich im Dorf über unsere Lieblingswörter gesprochen. Du hast versprochen, dass du darüber eine Kolumne schreibst. Ich bin gespannt.» (P. B., 59)
...Die acht wichtigsten Wörter in jeder Beziehung
«Hallo Christoph, wir haben neulich im Dorf über unsere Lieblingswörter gesprochen. Du hast versprochen, dass du darüber eine Kolumne schreibst. Ich bin gespannt.» (P. B., 59)
Lieber P., nach unserem Gespräch ist mir aufgefallen, dass ich eine besondere Vorliebe für die kleinen, unscheinbaren und im ersten Moment so sanft daherkommenden Worte habe, die es aber bei genauerer Betrachtung faustdick hinter den Ohren haben. Viel Spass beim Lesen.
1. Mein unangefochtener Spitzenreiter: Er ist mein allerliebster Mitbewohner. Niemand hat bei uns zu Hause so viel zu tun wie er. Sein Name? «Mä». «Mä sött no dr Ghüder ga lösä»; «mä sött scho lang umi mal dr Rasä meihä»; «mä muess no Stuub sugerä». Ja, der «mä», er macht bei mir zu Hause all das, wovon ich will, dass es gemacht wird – selbstverständlich ohne dass ich es selber machen muss.
2. Der romantische Vorwurf: Dieses kleine Wort ist perfekt für subtile Hinweise der romantischen Verfehlungen deines Partners: «Früjer hesch mi zur Begrüssig geng i Arm gnoh»; «früjer hi mir inisch ir Wuchä zämä gässä».
3. Der Frust-Schachzug: Diese drei Worte klingen unschuldig, sind aber pures Beziehungs-Dynamit: «de halt ned.» Diesen passiv-aggressiven Klassiker setzt du am besten immer dann ein, wenn dein Partner eigentlich schon Nein gesagt hat, aber du es dennoch unbedingt willst: «Schad. I ha mi so gfröit. Aber de göh mir halt ned»; «okay, de halt ned. De blibe mir halt dähime.»
4. Die höfliche Ausflucht: «Mal guggä» klingt zwar offen und interessiert, bedeutet aber meistens: Es wird niemals passieren. Im Sinne von: «Isch guet, mir guggä de mal.»
5. Der Klassiker für punktgenaue Kritik: Dieses einzelne Wort fühlt sich zwar erstmal neutral an, trifft aber den Schmerzpunkt deines Partners garantiert: «Äs kümmeret sich umi inisch kenä um ä Gschirrspüler.» Also ich fühle mich jedes Mal direkt angesprochen. Von hier aus ist es nur noch ein kleines Schrittchen, um den Schmerzpunkt deines Partners noch ein bisschen heftiger zu massieren: «We ig ned geng würdi d’ Maschine usrumä, müesstä mir scho lang mit dä Hend ässä.» Wenn Du auf vollständige Eskalation aus bist, empfiehlt sich dies hier: «Mach doch, was dä wosch!»
6. Der Diskussions-Exit: Diese drei Worte sind die ultimative Floskel, um eine Diskussion abrupt zu beenden: «Wie o immer, i ga itz ids Bett.»
7. Der unterschwellige Gruppenzwang: Dieses kleine Wort ist die sanfte, aber eindeutige Erinnerung an deinen Partner, dass er leistungsmässig gewaltig hinterherhinkt: «Aller anderä hi d’Fenschter scho putzt»; «aller, wo i kennä, göh das Jahr i d’Summerferiä»; «allnä isch das würklich wichtig.»
8. Der unschuldige Vorwurf: Kommt zwar sanft daher, die eigentliche Botschaft dahinter versteht jedoch jeder: «Schüsch chochsch du doch immer am Mittwuch.»
Lieber P., die Liste, so merke ich, ist endlos erweiterbar mit Wörtern wie «niä», «immer» etc. Aber ich bin am Ende meiner verfügbaren Zeichen für diese Kolumne ;).
CHRISTOPH FURRER
CHRISTOPHFURRER@ME.COM