KLEINE GEDANKEN ZUR GROSSEN ZEIT - Kann künstliche Intelligenz (KI) den Menschen ersetzen?
04.02.2025 KolumneKann künstliche Intelligenz (KI) den Menschen ersetzen?
Zuerst ein paar Fragen zum Thema KI: Würden Sie eine Predigt besuchen, wenn kein Mensch auf der Kanzel wäre, sondern ein KI-Programm aus der Bibel läse? Würden Sie ein Konzert besuchen, ...
Kann künstliche Intelligenz (KI) den Menschen ersetzen?
Zuerst ein paar Fragen zum Thema KI: Würden Sie eine Predigt besuchen, wenn kein Mensch auf der Kanzel wäre, sondern ein KI-Programm aus der Bibel läse? Würden Sie ein Konzert besuchen, wenn anstelle eines realen Menschen ein Computer das Klavier bedienen würde?
Würden Sie den «Frutigländer» lesen, wenn alle Artikel und Reportagen von KI geschrieben würden?
Würden Sie Radio BeO hören, wenn keine Menschen, sondern KI-generierte Stimmen am Mikrofon sprechen würden?
Gerade diese letzte Frage ist für alle Radioveranstalter topaktuell. Denn am letzten «SwissRadioDay» stellte der CEO der amerikanischen Firma Futuri Media, Daniel Anstandig (er heisst wirklich so), der versammelten schweizerischen Radiobranche sein RadioGPT vor.
Dieses Radio sendet in den USA ein Programm, das ohne Menschen auskommt und ausschliesslich von KI produziert wird.
Die Moderationsstimmen sind künstlich, die redaktionellen Beiträge werden von KI zusammengestellt und von Computerstimmen gesprochen, die Musikauswahl trifft der Computer und Verkehrsmeldungen wie auch Wetterberichte werden KImässig gelesen.
Der versierte Mann aus den USA erklärte uns – natürlich aus seiner Sichtweise – die vielen Vorteile eines solchen Radioprogrammes: Computer sind nie krank, brauchen keine Ferien, es gibt keine Mitarbeitendengespräche und die Anschaffung einer Kaffeemaschine fällt auch weg.
Ich persönlich halte nicht viel von einem solchen Radioprogramm. Ich möchte auf Radio BeO wie bisher Menschen hören, die mit Gefühl und mit ganz viel Herzblut ein hervorragendes Programm produzieren. Das soll so bleiben – auch wenn das Thema KI natürlich immer präsenter wird.
Ich bin keineswegs grundsätzlich gegen Neuerungen. Neues kann sinnvoll sein und mithelfen, unsere Arbeit zu erleichtern. Deshalb bin ich auch nicht grundsätzlich gegen KI.
Aber ich bin der aktuell sehr hochgepriesenen künstlichen Intelligenz gegenüber skeptisch.
Das hat verschiedene Gründe:
1. Auch KI ist einfach nur ein Computerprogramm – wenn auch ein raffinierteres und lernfähigeres als bisherige Programme.
2. Je mehr wir KI in unsere Gesellschaft integrieren, desto abhängiger werden wir von den grossen Techgiganten, die KI beherrschen.
3. KI braucht enorm viel Strom. Man spricht davon, dass KI bald mehr Strom verbraucht als wir im täglichen Bedarf.
4. Mit KI kann viel Unfug getrieben werden. Gefälschte Bilder, gefälschte Stimmen und gefälschte Videos sind nur der Anfang.
5. Der für mich wichtigste Grund für meine Skepsis: Computerprogramme haben keine Gefühle.
Denn Computerprogramme – so intelligent sie auch zusammengestellt sind – können keine Emotionen empfinden. Sie sind und bleiben reine digitale Werkzeuge.
Deshalb sind überall, wo Gefühle der Menschen im Vordergrund stehen, Computer fehl am Platz. Weil Menschen Gefühle haben und emotionale Wesen sind. Aus diesem Grunde beantworte ich auch alle Fragen zu Beginn dieser Kolumne mit einem klaren Nein.
Ich bin überzeugt: KI wird den Menschen niemals ersetzen können. Und das ist gut so.
MARTIN MUERNER
MARTIN.MUERNER@GMX.CH