RADIO AUS DER MANTELTASCHE

Irgendwann Anfang Januar schaltete ich auf dem Weg durchs Frutigland das Autoradio ein. Doch siehe da: Die Programmvielfalt hatte erheblich abgenommen. Zur Auswahl standen: a) Radio BeO und b) Rauschen.
Nachdem ich mich kurz gewundert hatte, fiel es mir wieder ein: Stimmt, da war ja was! Am Silversterabend 2024 hatte die SRG ihre UKW-Sender endgültig stillgelegt. Die Begründung: Die schweizweite Abdeckung mit dem Digitalradio DAB+ liege mittlerweile bei über 99 Prozent. Ja, merci, das mag wohl sein. Wenn man aber (wie ich) kein passendes Empfangsgerät besitzt, dann nützt auch eine 100-Prozent-Abdeckung nichts.
Nun hätte ich also losgehen und mir ein neues Autoradio besorgen müssen. Oder wenigstens irgendeinen Adapter – falls überhaupt einer gepasst hätte. Auf beides hatte ich keine Lust. Schlau, wie ich bin, kaufte ich mir stattdessen einfach ein kleines, tragbares Radio, das DAB+ kann.
Erwartungsvoll setzte ich mich mit dem neuen Gerät ins Auto und drückte die Scan-Taste. Sekunden später hatte ich 50 Sender zur Auswahl,von Argovia über Radio Maria bis hin zu Virgin Rock, lauter Programme, von denen ich bisher nicht mal ahnte, dass es sie gibt. Die Vielfalt war zurück, die Welt wieder in Ordnung!
Zumindest fast, denn leider hat mein neues «Autoradio» ein paar Schwächen. Eine davon ist der Klang. Je nachdem, was gerade läuft, scheppert der bescheidene Lautsprecher ganz gewaltig. Ob es am 99-prozentigen Empfang liegt? Der funktioniert zwar im Grossen und Ganzen, richtig gut ist er aber nur mit ausgezogener Antenne!– und punkto Sicherheit ist so ein Metallstab im Auto natürlich nicht das Gelbe vom Ei.
Ein weiterer Nachteil ist der Akku. Wiederaufladbare Batterien mögen bekanntlich keine extremen Temperaturen. Will ich mein Radio also schonen, darf ich es nicht im Auto liegen lassen. Im Winter droht sonst ein Frostschaden, im Sommer der Hitzetod.
Fazit: So richtig durchdacht war die Idee mit dem tragbaren Autoradio wohl doch nicht. Und sollten Sie im Dorf mal jemanden sehen, dem eine Antenne aus der Manteltasche ragt: Das bin dann sehr wahrscheinlich ich.

MARK POLLMEIER

M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT - Radio aus der Manteltasche

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