Mit Schwung ins Glarnerland
22.08.2025 SportVom 29. bis 31. August 2025 findet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in der Glarnerland Arena in Mollis statt. Im «Frutigländer» vom Dienstag, 29. August 2025 wurde eine erste, willkürlich ausgewählt Gruppe der für das ESAF qualifizierten ...
Vom 29. bis 31. August 2025 findet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in der Glarnerland Arena in Mollis statt. Im «Frutigländer» vom Dienstag, 29. August 2025 wurde eine erste, willkürlich ausgewählt Gruppe der für das ESAF qualifizierten Schwingern aus dem Frutigland vorgestellt. Nachfolgend werden die vier weiteren qualifizierten Schwinger aus dem Frutigland und der Ersatzschwinger vorgestellt.
Adrian Schärz als Ersatzschwinger
Mit erst 17 Jahren zeigte Adrian Schärz eine starke Saison und holte sich seinen ersten Kranz, dies am Oberaargauischen Schwingfest anfangs Juni in Inkwil. Eine Woche zuvor zeigte der Zimmermann-Lehrling bereits eine starke Leistung am Mittelländischen, welche leider nicht mit Eichenlaub belohnt wurde.
Mit weiteren guten Resultaten brach sich der Aeschiner aber ins Gespräch fürs ESAF. Bei der Selektion Mitte Juni wurde Schärz offiziell noch nicht berücksichtigt. Da unter den 63 qualifizierten Berner Schwingern jedoch verletzungsbedingt Fabio Hirsbrunner, Ruedi Roschi, Lorenz Berger, Remo Käser (Rücktritt) sowie Ivan Thöni fünf Schwinger absagen mussten, rückten die folgenden fünf nominierten Ersatzschwinger alle nach. Jonas Wüthrich, Dominik Binggeli, Christian Hadorn, Levin Neuenschwander und Michael Leuenberger gehören nun fix zu den Startenden.
Somit sind nun neu Christian Rüegsegger, Simon Stucki, Reto Walther, Thomas Wüthrich und eben Adrian Schärz die nominierten Ersatzschwinger. Die Chance auf einen Einsatz wird zwar nicht so gross sein, Schärz macht dennoch die ganze Vorbereitung mit, um für den Fall der Fälle bereit zu sein. Für Adrian Schärz geht es vor allem darum Erfahrungen zu sammeln, und dies kann er in diesem hochdekorierten Bernerteam an diesem Grossanlass natürlich reichlich.
Im Winter trainiert der Jüngste der Gebrüder Schärz vier- bis fünfmal, im Sommer während der Wettkampfphase weniger. In seiner Freizeit hilft er gerne auf dem elterlichen Hof mit, jasst mit Kollegen und auch das Nationalturnen ist ein Hobby des 185 cm grossen und 86 kg schweren Sennenschwingers. Dort konnte er schon einige schöne Erfolge feiern wie ein Schweizermeistertitel am Eidgenössischen Nationalturntag 2017, kantonale Festsiege oder jüngst ein Podestplatz am Eidgenössischen Turnfest in Lausanne. Schärz war schon im letzten Jahr wenn immer möglich an Aktivschwingfesten dabei, er zieht diese gegenüber den Nachwuchsschwingfesten vor, weil er dort mehr lernt.
Erstes ESAF für Fabian Schärz
Die Premiere zeichnete sich ab. Mit sehr guten Resultaten im Winter machte Fabian Schärz auf sich aufmerksam. Am Niklausschwinget holte sich der Landwirt den vierten Rang, am Berchtoldsschwingfest klassierte sich Schärz gar auf dem zweiten Schlussrang, unter anderem mit einem souveränen Sieg über Sinisha Lüscher. Weiter ging es mit dem Schlussgangeinzug am Hallenschwingfest in Thun. Auch am Ballenbergschwin- Fabian Schärz blieb geduldig und stieg am Schwarzseeschwinget wieder in die Saison ein. Am Oberländischen klappte es bereits mit dem Kranz, eine Woche später am Emmentalischen doppelte er nach. Für den 180 cm grossen und 95 kg schweren Sennenschwinger kam es noch besser. Im zweiten Gang am Berner Kantonalen Schwingfest gelang Fabian Schärz mit Abschlunggen der Sieg über Königsfavorit Fabian Staudenmann. Am Abend durfte er seinen dritten Saisonkranz feiern, seinen sechsten insgesamt.
Momentan arbeitet Schärz auf dem Bau, hilft aber immer auch viel auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb mit. Neben dem Jassen gehört auch das Nationalturnen zu seinen Hobbys. Dort holte sich der Athlet vor zwei Jahren den Eidgenössischen Kranz, bei den Junioren wurde er auch schon Schweizermeister.
Der Festsieg auf der Grossen Scheidegg und zwei Schlussgangteilnahmen am Ramslauenenschwingfest und Hallenschwinget Thun gehören für Schärz nebst den Kränzen ebenfalls zu seinen grössten Erfolgen. Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest ist das Ziel von Schärz acht Gänge zu schwingen, aber auch Freude haben überhaupt in Mollis schwingen zu dürfen.
Sein Trainingsaufwand beträgt drei bis vier Trainings pro Woche, mit Schwerpunkt Schwingen. Auch seine Brüder Remo und Adrian sind bekanntlich Kranzschwinger. Gut möglich dass in drei Jahren in Thun alle drei Schärz Brüder am ESAF schwingen werden.
Gelingt Florian Aellen eine Überraschung?
Florian Aellen ist ein gebürtiger Saanenländer, wohnt aber seit einiger Zeit in Adelboden. Mollis wird für den Sennenschwinger bereits das vierte ESAF sein wo er teilnimmt, zusätzlich das Jubiläumsschwingfest in Appenzell im letzten Jahr. Aellen kann mit ruhigem Gewissen als Spätzünder betrachtet werden, fing er doch erst Ende Schulzeit richtig mit Schwingen an. Dass er als Jüngling zwei bis drei Jahre Judo machte, kam dem mittlerweile 30-Jährigen aber sicher entgegen. Nach dem Judo war er vor allem als Skifahrer auf Stufe JO aktiv. Somit ist dies erstaunlich dass Florian Aellen vier Jahre nachdem er mit dem Nationalsport anfing, bereits am am ESAF in Estavayer dabei war. Der gelernte Zimmermann welcher jetzt als Maurer tätig ist, verletzte sich im Frühling am Innen-Band und verpasste die ersten Feste. Der 187 cm grosse und 107 kg schwere Sennenschwinger liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen und lieferte sofort. Er gewann auf Anhieb die Kränze am Oberaargauischen und Bernjurassischen. Auch am Oberländischen in seiner Wahlheimat Adelboden klappe es mit Eichenlaub, ebenso eine Woche später am Emmentalischen. Mit seinem gefürchteten Brienzer rückwärts und weiteren Hakenschwüngen gewinnt er die meisten Gänge.
Bisher holte sich der Teilverbandskranzer 15 Kränze, einer davon im letzten Jahr am Berner Kantonalen in Burgdorf. Auf sein Ziel in Mollis angesprochen meint Florian Aellen, er möchte am Sonntagabend sagen können, dass er sein Bestes gegeben habe, der Rest ergibt sich von selbst. Sein Training sieht so aus, dass er im Winter zwei- bis dreimal im Schwingkeller trainiert und ebenso viel im Kraftraum. Im Sommer sind es je zwei Trainings neben der strengen Arbeit auf dem Bau. In seiner Freizeit geniesst er die Berge mit Wandern oder Biken.
Zu seinen grössten Erfolgen zählen neben den ESAF- und Jubiläumsschwingfest-Teilnahmen auch der Sieg am Hornbergschwinget 2022, welcher von seinem Schwingklub Saanenland durchgeführt wird.
Gelingt Jan Wittwer der Kranzgewinn?
Der 28-jährige Jan Wittwer schwingt auch in dieser Saison konstant auf hohem Niveau. Mit vier Kranzgewinnen qualifizierte sich Wittwer souverän für sein viertes Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest in Serie. Zusätzlich darf der in Faulensee wohnhafte technische Leiter der Schwingersektion Aeschi Teilnahmen an Kilchberg 2021, Unspunnen 2023 und letztes Jahr am Jubiläumsschwingfest vorweisen.
Die Kränze in dieser Saison erschwang sich der 177 cm grosse und 110 kg schwere Turnerschwinger am Mittelländischen, Oberländischen, Emmentalischen und Berner Kantonalen. Der verheiratete Familienvater und Vater eines Sohnes betreibt aber auch viel Aufwand für diesen Erfolg, er betont aber, dass dies ohne die Unterstützung seiner Frau, Eltern und Schwiegereltern nicht möglich wäre.
Pro Woche trainiert der Geschäftsführer von Aeschi Tourismus fünf- bis sechsmal, in der Wettkampfphase sind es noch zwei- bis viermal. Sein Ziel in Mollis ist es, um den Kranz zu schwingen, was sehr realistisch erscheint.
Seine vier bisher gewonnen Bergkränze holte er sich an den vier verschiedenen Bergfesten Stoos, Schwarzsee, Weissenstein und Brünig. Dazu gesellen sich drei Berner Teilverbandskränze und total 32 Kränze. Einer der schönsten war sicher im letzten Jahr am Seeländischen, wo seinem um fünf Jahre jüngerer Bruder Mathias sein erster Kranzgewinn gelang und sie zusammen feiern konnte.
Jan Wittwer startet auch an vielen Regionalfesten und nutzt dies als wettkampfmässiges Training. Im letzten Jahr triumphierte er am Frühjahresschwinget Zäziwil und als Gast am Herbsschwinget in Mümliswil.
Dazu gesellen sich sechs Schlussgangteilnahmen. In seiner Freizeit geniesst Wittwer seine Familie, macht etwas mit den Kollegen oder betätigt sich mit sportlichen Aktivitäten. Zum Schluss noch dies: Bereits seit zehn Jahren reist Wittwer mit seiner Trainingsgruppe ins Glarnerland ins Trainingslager, wenn das kein gutes Omen ist…
Curdin Orlik, der Berner Bündner
Als sicherer Wert für die Berner und Berner Oberländer hat sich der gebürtige Bündner Curdin Orlik, welcher seit 2017 den Bernisch-kantonalen Schwingerverband vertritt, die letzten Jahre erwiesen.
Der 32-Jährige schwingt seit 2005. Seinen ersten Kranz gewann er 2010 in Domat/Ems am Bündner-Glarner Kantonalschwingfest. Dem Schwingen ordnet der Vater des erfolgreichen Jungschwingers aus der Region, Pierin Orlik, fast alles unter. Mit 20 bis 25 Stunden Trainingsaufwand pro Woche bleibt neben der Arbeit als Ingenieur Agronom FH auch nicht mehr allzu viel Zeit für andere Hobbys. Zudem gehört er der Athletiktrainingsgruppe von Matthias Glarner, Schwingerkönig von 2016, an.
Neben Sport allgemein nennt Orlik als weitere Hobbys Gemüse anbauen im Schrebergarten und Orgel spielen. Für Curdin Orlik ist das Ziel am Eidgenössischen in diesem Jahr in Mollis klar: «Ich will in jedem Gang offensives Schwingen zeigen und immer mein Bestes geben», so Orlik auf der Kleinen Scheidegg während dem Trainingslager vom BKSV-Kader vor dem Eidgenössischen im Glarnerland.
Zu den grössten Erfolgen des sympathischen Sennenschwingers gehörten die Schlussgangteilnahme am Unspunnenschwinget 2017, zwei Eidgenössische Kranzgewinne 2019 in Zug und 2022 in Prattelen sowie acht Kranzfestsiege. Am Jubiläumsschwingfest in Appenzell 2024 resultierte er mit dem dritten Schlussrang.
In dieser Saison schwang Curdin Orlik immer vorne mit und konnte sich dabei bereits acht Kränze im Jahr 2025 sichern. Das Hallenschwinget in Thun konnte er zu seinen Gunsten entscheiden. Mit dem Kranzfestsieg am Bündner-Glarner Kantonalschwingfest in Domat/Ems erfüllt er sich 15 Jahre nach seinem ersten Kranz am selben Ort einen Bubentraum. Am Südwestschweizerischen Schwingfest in Neuenburg und am Schwing- und Älplerfest Engstlenalp stand er jeweils im Schlussgang. An jedem der bestrittenen Kranzschwingfeste, resultierte mindestens eine Platzierung unter den ersten fünf Rängen. Somit setzte Curdin Orlik die ganze Saison hindurch Ausrufezeichen und machte auf sich aufmerksam.
PETER ZAHLER UND MARLENE FRATTINI