SESSIONSRÜCKBLICK
03.10.2025 PolitikIm Sommer kündigte der Bundesrat an, dass ab nächstem Jahr die Beiträge von Jugend + Sport (J+S) an Sportprojekte und Lager um 20 Prozent gekürzt würden. Begründet wurde dies mit der stark gestiegenen Zahl an Projekten, durch die die !nanziellen Mittel nicht mehr ...
Im Sommer kündigte der Bundesrat an, dass ab nächstem Jahr die Beiträge von Jugend + Sport (J+S) an Sportprojekte und Lager um 20 Prozent gekürzt würden. Begründet wurde dies mit der stark gestiegenen Zahl an Projekten, durch die die !nanziellen Mittel nicht mehr reichen würden.
Es ist paradox: J+S ist zu erfolgreich, weshalb das Programm beschnitten werden müsse. In meinen Augen eine klare Fehlentscheidung. Denn J+S ist nicht hinausgeworfenes Geld: Es bietet Hunderttausenden Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und körperliche Bewegung. Das ist eine Investition in die Zukunft, denn gesunde und sportlich begeisterte Kinder verursachen auch im Erwachsenenalter niedrigere Gesundheitskosten. Und nicht nur die sportlichen Vereine und Verbände, sondern auch Jugendarbeitsorganisationen wie Pfadi und Cevi leisten einen Beitrag, indem sie für das Zusammenleben wichtige Werte und Fähigkeiten vermitteln. Die Teilnehmenden treffen Gleichaltrige, lernen Teamfähigkeit und Kameradschaft, statt dass sie zu Hause vor dem Bildschirm sitzen.
Damit die Angebote Wirkung entfalten können, müssen sie zugänglich bleiben, auch für Familien aus geringeren Einkommensschichten und Randgruppen. Wird nun die staatliche Unterstützung gekürzt, sind die Veranstaltenden gezwungen, mit den Preisen hochzugehen. Die sportlichen Angebote werden exklusiv für diejenigen, deren Eltern es sich noch leisten können.
Die Proteste aus allen politischen Lagern in den letzten Monaten haben klar gezeigt, dass J+S anerkannt ist. Am 12. September kündigte der Bundesrat eine Kehrtwende an und will die Beiträge nun nicht mehr kürzen, sondern erhöhen – mein persönliches Highlight dieser Herbstsession. Es ist ein Bekenntnis zum Sport als wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und zum Erfolgsmodell J+S. Bravo! Ein dagegen nie endendes Thema ist die Ausgestaltung und Zukunftsfähigkeit unserer Armee. Die kürzlichen Vorfälle in den baltischen Staaten und in Dänemark machen deutlich: Russland testet die europäische Verteidigungsfähigkeit, besonders im Luftraum.
In der Ukraine sieht man jeden Tag, welche Rolle Drohnen in der modernen Kriegsführung spielen. Der Krieg um Bergkarabach hat gezeigt, wie eine auf den traditionellen Krieg vorbereitete Armee gegenüber massenhaftem Einsatz von modernen Kampfmitteln machtlos ist. Die Priorität muss – neben der Cybersicherheit – deshalb bei der Luftverteidigung liegen. Ohne dass diese gesichert ist, ist jede Investition in andere Bereiche praktisch sinnfrei. Das heisst kosteneffektive Methoden zur Bekämpfung von Drohnenangriffen, aber ja, das heisst auch Luftwaffe. Und die brauchen wir von verlässlichen Partnern mit verlässlichen Verträgen und Lieferfristen. Für mich sind das unsere europäischen Nachbarn, die direktes Interesse an einer Schweiz haben, die im Ernstfall ihren Beitrag leisten kann. Dass die politischen Mehrheiten bei Rüstungskäufen ihr Vertrauen weiter in die aussenpolitisch zunehmend erratisch handelnden USA setzen wollen, ist der falsche Weg. Wann wir die Bodluv-Systeme und F-35 geliefert bekommen und welchen Preis wir dafür schlussendlich bezahlen werden, steht für mich aktuell in den Sternen.
Ich schreibe diese Zeilen am Abstimmungssonntag fertig. Die Abschaffung des Eigenmietwerts ist für mich eine Niederlage, die es zu akzeptieren gilt. Ich erwarte jetzt von Bund und Kantonen, dass die Umsetzung alle relevanten Faktoren einbezieht. Vor allem muss sichergestellt werden, dass Gemeinden in Bergregionen mit vielen Zweitwohnungen nicht disproportional unter den Steuerausfällen leiden. Und auch, dass Hauseigentümer in Zukunft nicht aus !nanziellen Gründen auf Sanierungen – etwa um ihre Häuser vor Extremwetter zu sichern – verzichten.
NATIONALRÄTIN ANDREA ZRYD (SP, MAGGLINGEN/ADELBODEN)