Abwärts ist der neue Aufwärtstrend
06.06.2023 AdelbodenFür den Tourismus ist klar, dass Biker ein attraktives Gästesegment darstellen. Besucher auf zwei Rädern lassen sich jedoch nur anlocken, wenn ein entsprechendes Angebot vorhanden ist. In Adelboden sind aktuell vier neue Downhill-Strecken geplant.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Biken scheint das neue Skifahren zu sein. Das sportliche Freizeit- und Ausflugsvergnügen beschäftigt auch Politik und Tourismus. Der Kanton und die Planungsregionen erarbeiten Richtpläne für touristische Mountainbikerouten und Velonetze. Die Gemeinde und die Bergbahnen Adelboden sowie die Tschentenbahnen investieren ebenfalls in diese Sommeraktivität und wollen neben dem seit 2022 bestehenden Biketrail Höchst vier weitere Strecken realisieren. Das Ziel ist, ein zusammenhängendes Netz mit der Lenk zu realisieren. Bereits 2017 wurde in diesem Zusammenhang erstmals ein Masterplan für ein Bikenetz entworfen und in den folgenden Jahren laufend weiterentwickelt.
Als Übergangslösung und im Sinne eines Pilotprojekts werden seit 2022 einige Wanderwegabschnitte von Wanderern und Bikern gemeinsam genutzt. Erste Erfahrungen zeigen jedoch gemäss Erläuterungsbericht, dass gerade in Abschnitten mit hohen Frequenzen ein erhöhtes Konflikt- und Unfallpotenzial vorhanden ist. Auch deshalb soll bei der Realisierung von reinen Biketrails Gas gegeben werden. Die entsprechenden Unterlagen – die «Überbauungsordnung Nr. 70 Bikeanlagen Adelboden» sind bis am 15. Juni in der öffentlichen Mitwirkung. Die UeO ist gemäss dem gewählten koordiniertem Verfahren zugleich auch das Baubewilligungsprojekt.
Eine Hängebrücke bei der Schlachtflue
Konkret sollen die neuen Trails Hahnenmoos, Lurnig, Silleren und Tschenten planerisch gesichert werden. Sie liegen grösstenteils innerhalb der im Richtplan bereits festgelegten Intensiverholungsgebiete. Alle Bikestrecken müssen von oben nach unten (Einbahn) befahren werden, es gibt also keinen Gegenverkehr. Der Start befindet sich jeweils bei den Bergstationen Hahnenmoos, Geils, Höchst, Silleren und Tschenten. Die Fahrräder können mit der Bahn transportiert werden, die Startpunkte sind aber auch über das öffentliche Strassennetz erreichbar. Die Trails enden entweder bei einer Talstation oder einer Einmündung ins öffentliche Wegnetz, über welche die Talstationen als Ausgangspunkte wieder erreicht werden können.
Auf der Strecke Lurnig wird ein im Gewässernetz des Kantons aufgeführter namenloser Bach gequert. Das Gewässer liegt saisonal zum Teil trocken. Die Bikestrecke kreuzt den Bach an einer flachen Stelle. Die Querung wird nach Möglichkeit mit Natursteinblöcken als Furt gestaltet, oder alternativ als einfache Holzbrücke mit zwei Baumstämmen und darüber führenden Brettern. Dasselbe gilt für den Loubbach auf der Tschenten-Strecke. Diese soll zudem bei der Schlachtflue über eine neue Hängebrücke mit einer Länge von rund 62 Metern führen. Auf den Strecken Hahnenmoos und Silleren sind keine aussergewöhnlichen baulichen Anlagen vorgesehen.
Das Problem der Wegkreuzungen
Die neuen Strecken werden grundsätzlich mit einem möglichst kleinen durchschnittlichen Gefälle erstellt, so dass sie von möglichst vielen Nutzergruppen befahren werden können (Schwierigkeitsgrad einfach oder mittel). Die Bikestrecken kreuzen an verschiedenen Stellen Wanderwege oder Feldwege und Strassen. Vor jedem Kreuzungspunkt wird die Strecke durch Kurven, Bergaufführung oder technische Details so geführt, dass das Tempo angepasst werden muss und so die Sicherheit für alle VerkehrsteilnehmerInnen erhöht wird.
Die Trails befinden sich im Sömmerungsgebiet, es werden also auch Alpweiden durchquert. Durchgänge bei Zäunen werden mit geeigneten Vorrichtungen versehen, die temporär oder fest installiert werden. Das können beispielsweise horizontale Kippstangen oder Trailgates sowie Rampen / Roste aus Metall für die Zaunquerungen sein. Die Routen der Bikestrecken wurden so optimiert, dass kantonale Schutzgebiete und Schutzobjekte wie Flachmoore, Trockenstandorte, Waldnaturinventare oder Wildruhezonen nicht betroffen sind. In aller Regel können die Routen praktisch vollständig mit Material unmittelbar aus dem Bereich der eigentlich Neubaustrecke angelegt werden.
Baubeginn im Sommer 2024 geplant
Insgesamt sind vom Bauvorhaben sechs Parzellen und sechs Grundeigentümer-Innen betroffen. Die direkt Betroffenen wurden an Informationsveranstaltungen sowie in persönlichen Gesprächen informiert. In einem nächsten Schritt werden Grunddienstbarkeitsverträge in Anlehnung an das bisherige Entschädigungskonzept der BAAG neu erstellt, ergänzt oder angepasst. Das Dossier soll anfangs August 2023 dem Gemeinderat zur Verabschiedung vorgelegt werden. Nach der Vorprüfung durch den Kanton, die im besten Fall bis Ende 2023 vorliegt, wird das Dossier wo notwendig überarbeitet und anschliessend für die Gemeindeversammlung im Frühling 2024 traktandiert werden. «Der Terminplan ist ambitioniert, muss aber eingehalten werden, damit im Sommer 2024 die Bauarbeiten starten können», heisst es in den Mitwirkungsunterlagen.